Winterwetter hat
Österreich im Griff

Lawinenwarnungen in mehreren Bundesländern und Verkehrsbehinderungen

Der Winter hat Österreich derzeit fest im Griff und weiterhin herrscht teils Lawinengefahr. Auch auf den Straßen gilt es, mit Vorsicht zu fahren.

von In Ostösterreich droht aufgrund von Neuschnee ein Verkehrschaos. © Bild: APA/Pfarrhofer

Lawinengefahr - In Niederösterreich weiterhin großteils "erheblich"

Der Warndienst Niederösterreich hat die Lawinengefahr am Freitag in weiten Teilen des Landes als "erheblich" (Stufe 3 der fünfteiligen Skala) beurteilt. "Bereits die geringe Zusatzbelastung eines einzelnen Tourengehers kann zu einer Schneebrettauslösung führen", wurde mitgeteilt. Für Samstag wird mit dem prognostizierten Neuschnee und stürmischen Wind ein Anstieg auf Stufe 4 ("groß") erwartet.

Erhebliches Risiko herrschte am Freitag in den Ybbstaler Alpen, den Türnitzer Alpen, im Rax-Schneeberg-Gebiet und im Semmering-Wechsel-Gebiet. "An vereisten Hangbereichen darf zudem die Absturzgefahr nicht unterschätzt werden, Gefahrenstellen sind aufgrund der schlechten Sichtbedingungen mitunter schwer zu erkennen", hieß es im Bericht. Auch spontane Entladungen in Form von Schneebrett- und Lockerschneelawinen seien bei zunehmender Schneelast aus dem Steilgelände möglich.

In Steiermark unverändert "groß", Straßen gesperrt

Die Lawinengefahr bleibt am Freitag in der Steiermark auf der zweithöchsten Warnstufe "groß" für die Nordalpen von Dachstein über Hochschwab bis Rax. Der Sturm hat seit Tagen Schnee in Rinnen und Mulden verfrachtet, die Verfrachtung reicht laut Warndienst mittlerweile bis in die Waldzonen hinunter. Zwei Bergstraßen - in die Sölk (L704) und die Pyhrnpass-Straße (B138) - sind mittlerweile gesperrt.

Sogar im westlichen Randgebirge von Gleinalm und Koralm und im Grazer Bergland wurde die Warnung von "gering" auf "mäßig" (Stufe zwei der fünfteiligen Gefahrenskala) hinaufgesetzt. In den Gebieten mit Warnstufe "groß" werden aus dem Steilgelände heraus kleine bis mittelgroße, vereinzelt auch schon große Lockerschneelawinen erwartet. Die Lage dürfte sich in den nächsten Tagen aufgrund des Wetters - nicht entspannen. Vorübergehend hatte der Schneefall zwar nachgelassen, doch brauten sich bereits weitere Schneefälle am Alpenhauptkamm zusammen. Lediglich im Süden der Steiermark dürfte es stellenweise sonniges Wetter geben.

Aufgrund drohender Lawinen sind zwei Verbindungen in der Steiermark gesperrt. Die Landesstraße L704 in das Sölktal hinein darf nicht benutzt werden, wie der APA aus dem Büro von Katastrophenschutzreferent Michael Schickhofer (SPÖ) mitgeteilt wurde. St. Nikolai ist somit von der Außenwelt abgeschnitten. Ein Krisenstab wurde eingerichtet. Auch die Bundesstraßenverbindungen nach Oberösterreich von Liezen nach Kirchdorf ist laut ÖAMTC nicht zu passieren, zumindest bis 18.00 Uhr. Auf mehreren hochgelegenen Bergstraßen galt Kettenpflicht für alle Fahrzeuge.

Unfälle und Einsätze für Feuerwehren in Steiermark

Die Schneefälle haben am Donnerstag und in der Nacht auf Freitag in der Steiermark über hundert Feuerwehreinsätze wegen Verkehrsunfällen und umgestürzter Bäume notwendig gemacht. Bei Gröbming im Bezirk Liezen blockierten in der Nacht mehrere hängen gebliebene Fahrzeuge die Ennstalbundesstraße (B320). In Landl kam ein Oberösterreicher mit seinem Pkw von der Straße ab und wurde verletzt.

In der ganzen nördlichen Steiermark und teils auch im Süden des Landes mussten Feuerwehren zur Bergung von Fahrzeugen ausrücken, die aufgrund der winterlichen Verhältnisse von den Straßen gerutscht waren. Laut Landesfeuerwehrverband wurde bei diesen Unfällen niemand ernsthaft verletzt. In der Nacht auf Freitag mussten die Feuerwehren Pruggern und Gröbming auf der Ennstalbundesstraße am berüchtigten Simeterbühel südwestlich von Gröbming helfen: Auf diesem steilen und engen Straßenstück waren Pkw und Lkw hängengeblieben. Die Wehren machten sie wieder flott bzw. halfen auf einem Sattel-Zugfahrzeug Schneeketten zu montieren. Die B320 war für einige Stunden gesperrt.

In Landl (Bezirk Liezen) war ein 54-jähriger Lkw-Lenker aus dem OÖ-Bezirk Rohrbach am Abend im Ortsteil Gams von der abschüssigen Gemeindestraße gerutscht. Das Schwerfahrzeug stürzte in einen Graben. Der Fahrer erlitt dabei Verletzungen und wurde vom Roten Kreuz in das Landeskrankenhaus Waidhofen an der Ybbs (NÖ) eingeliefert.

Steirische Behörden forderten Bundesheer an

In der Steiermark haben die Behörden angesichts der Schnee- und Lawinensituation Unterstützung des Bundesheeres angefordert, wie das Militärkommando Steiermark am Freitag auf APA-Anfrage mitteilte. Wenn das Wetter es zulasse, werde man im Raum Ennstal mit den Hubschraubern aus Aigen im Ennstal Erkundungsflüge und Lawinenabsprengungen aus der Luft durchführen, wie es aus dem Einsatzstab hieß.

"Der Lawineneinsatzzug des Jägerbataillons 18 in St. Michael wurde in Bereitschaft versetzt. Zusätzlich wurden von der Behörde Flüge der Alouette III aus Aigen im Ennstal angefordert", wie Wolfgang Grebien vom Militärkommando Steiermark mitteilte. Der Lawineneinsatzzug besteht aus Kaderpersonal, das zivile Behörden im Falle von Unglücken unterstützt und bei Anforderung sofort abrücken kann.

Die Hubschrauber sollen in den Bereichen Oppenberg und Planneralm (Bezirk Liezen) Erkundungsflüge durchführen. Im Bereich der durch Lawinen bedrohten Planneralmstraße (L738), die zum gleichnamigen Skigebiet oberhalb des Donnersbachtals führt, soll am Freitag eine Lawinensprengung vom Hubschrauber aus durchgeführt werden, wenn es das Wetter zulasse. Im Bereich Sölktal, wo die Ortschaften Mößna, Fleiss und St. Nikolai nicht erreichbar sind, ließen schlechte Sichtbedingungen die von der örtlichen Lawinenkommission angeforderten Erkundungsflüge vorerst nicht zu.

Gefahrenstufe 4 in Tirol

Die Lawinengefahr in Tirol wird am Freitag im Tagesverlauf ansteigen und verbreitet "Stufe 4" der fünfteiligen Skala erreichen. Dies gelte für alle Expositionen oberhalb der Waldgrenze, teilte der Lawinenwarndienst Tirol mit. Neu- und Triebschnee würden die Hauptgefahr bilden, für Schneesport abseits gesicherter Pisten seien die Verhältnisse sehr gefährlich, wurde gewarnt.

Triebschneeansammlungen könnten schon von einzelnen Wintersportlern leicht ausgelöst werden. "Die Gefahrenstellen sind zahlreich und bei der schlechten Sicht kaum zu erkennen. Zudem sind kleine bis mittlere spontane Lawinen zu erwarten", so die Experten. Die Gefährdung beziehe sich hauptsächlich auf alpines Schneesportgelände. Lawinen, die bis in Tallagen vorstoßen und exponierte Verkehrswege gefährden, seien hingegen kaum zu erwarten. Unterhalb der Waldgrenze sei die Situation etwas günstiger.

In den vergangenen drei Tagen fielen im Bundesland verbreitet 40 bis 80 Zentimeter Schnee. Bis Freitagabend wurden weitere 30 bis 50 Zentimeter erwartet. Mit der Intensivierung der Niederschläge nehmen Anzahl und Größe der Gefahrenstellen am Samstag zu, erklärte der Lawinenwarndienst.

Erhebliche Lawinengefahr der Stufe 3 in Vorarlberg

In Vorarlberg hat die Lawinengefahr von Donnerstag auf Freitag abgenommen. Dennoch galt sie landesweit oberhalb von 1.800 Meter weiter als "erheblich" (Stufe 3 auf der fünfstufigen Gefahrenskala). Nach Angaben des Lawinenwarndienstes waren Lawinenauslösungen durch einzelne Wintersportler möglich. Unerfahrene wurden dazu aufgerufen, die gesicherten Pisten nicht zu verlassen.

Als Gefahrenstellen nannte Bernhard Anwander vom Lawinenwarndienst insbesondere Triebschneehänge sowie eingewehte Rinnen und Mulden. Laut Wetterprognose sollten die Neuschneemengen in Vorarlberg am Freitag gering bleiben, für Samstag war starker Schneefall vorhergesagt. Dann werde auch die Lawinengefahr wieder ansteigen.

Lage in Salzburg heikel

Um einen Lawinenabgang auf die Tauernautobahn A10 vorzubeugen, wird die Asfinag am Freitagnachmittag bei Flachau im Pongau eine kontrollierte Sprengung durchführen. Die Autobahn wird deshalb heute ab 13.30 Uhr für rund eine Stunde gesperrt werden, teilte die Gesellschaft am Vormittag mit. Die Sprengung erfolge aus Gründen der Verkehrssicherheit. Am Samstag steht Urlauber-Schichtwechsel an.

Die Asfinag hat sich dabei mit der örtlichen Lawinenkommission abgesprochen. Richtung Süden wird der Verkehr bei der Einhausung Flachau angehalten, Richtung Salzburg beim Parkplatz Krottendorf. Gesprengt werden soll die Lawine um 14.00 Uhr.

Salzburg bittet Heer um Hilfe

Eine Warmfront mit bis zu einem Meter Neuschnee soll am kommenden Wochenende die Lawinensituation noch massiv verschärfen. Das Land Salzburg hat deshalb das Militärkommando Salzburg um Unterstützung gebeten. "Wir wollen auf diese extreme Situation und den Notfall bestmöglich vorbereitet sein", erklärte der Leiter des Salzburger Lawinenwarndienstes und Katastrophenreferent des Landes, Norbert Altenhofer.

Die Lawinengefahr wird den Prognosen zufolge von Samstag auf Sonntag noch ansteigen. Auf kalten Pulverschnee werden weitere 60 bis 100 Zentimeter Schnee fallen. Die große Neuschneemenge kann zu mittleren bis sehr großen Lawinen führen. "Zahlreiche Sperren, auch von Straßen, sind daher absehbar. Wir wollen auf diese extreme Situation und den Notfall bestmöglich vorbereitet sein", betonte Altenhofer.

Im ganzen Land Salzburg werde verbreitet Lawinenwarnstufe vier herrschen. Betroffen seien vor allem die Nordalpen und die Niederen Tauern. "Wir haben angesucht, die Lawineneinsatzzüge des Bundesheeres in Saalfelden, Tamsweg, Hochfilzen und St. Johann im Pongau in Bereitschaft zu versetzen", erklärte der Katastrophenreferent. Eine Entspannung der Lawinensituation sei erst am Montag zu erwarten.

Gefahren auf der Straße

Heftiger Schneefall und starker Wind haben in der Steiermark von Dienstagabend bis Mittwochfrüh für zahlreiche Verkehrsbehinderungen und -unfälle gesorgt. Bäume stürzten unter Schneelast und Böen um und mussten von Straßen geräumt werden. Auf der Pyhrnautobahn (A9) stellte sich ein Lkw quer, im Ennstal wurde eine Frau bei einem Verkehrsunfall verletzt, wie Feuerwehren und Polizei mitteilten.
Über hundert Mal mussten die steirischen Feuerwehren zu technischen Hilfeleistungen wie dem Entfernen umgestürzter Bäume und der Bergung von der Straße gerutschter Fahrzeuge ausrücken, wie der Landesfeuerwehrverband am Mittwoch bekannt gab. Etliche Autolenker hatten die über Nacht anspruchsvolleren Straßenverhältnisse nicht richtig eingeschätzt.

Das Landesfeuerwehrkommando Salzburg vermeldete gestern rund 30 "schneebedingte" Einsätze. Es handelte sich dabei vor allem um Fahrzeugbergungen. Auf einigen Gebirgsstraßen herrschte auch am Donnerstag für alle Kraftfahrzeuge Schneekettenpflicht: Auf der B99 zwischen St. Michael im Lungau und dem Katschberg-Pass, auf der Hochkönig-Straße (B164) über den Filzensattel, auf der Gerlos-Alpenstraße und der Gerlos-Straße (B165) zwischen Wald im Pinzgau und dem Gerlospass sowie auf der Zauchensee-Landesstraße.

Dazu passend: Tipps für Autofahrer bei winterlichen Bedingungen.

Tipps von der Asfinag

"Wir appellieren, derzeit ausschließlich nur mit Winterausrüstung unterwegs zu sein. Unsere Tipps: Geschwindigkeit reduzieren und den Abstand zum vorderen Fahrzeug vergrößern", betonte Heimo Maier-Farkas von der Asfinag. Die Wetterlage bleibe auch in den kommenden Tagen angespannt.

Auch die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) riet bei den Wetterwarnungen auf ihrer Internetseite wegen der Schneefälle und starken Windes allgemein zur Vorsicht. Dieser Hinweis betraf praktisch ganz Österreich. Auch am Donnerstag wird das Wetter demnach mit Schneeschauern unbeständig. Bei Frühtemperaturen von minus acht bis minus ein und Tageshöchstwerten von minus vier bis plus zwei Grad bleibt es außerdem kalt.