Täglich grüßt der Bundespräsident

Auf Puls4 starteten Norbert Hofer und Van der Bellen in die erneute Wahlwiederholung

Im Film „Und täglich grüßt das Murmeltier“ ist der zynische Wetteransager Phil Connors gezwungen, den selben Tag immer und immer wieder neu zu erleben. Ähnlich geht es den Bundespräsidentschaftskandidaten Alexander Van der Bellen und Norbert Hofer, die seit fast einem Jahr den gleichen Wahlkampf führen müssen. In die womöglich letzte Runde starteten sie mit einem TV-Duell auf Puls4.

von
Wahlen - Täglich grüßt der Bundespräsident

Im Film muss sich Phil Connors zu einem besseren Menschen entwickeln, um schließlich aus der ewigen Wiederholung erlöst zu werden. Ein Bundespräsidentschaftswahlkampf sieht eine derartige Lösung leider nicht vor. So stehen sich die Kandidaten nach Wahl, Stichwahl Wahlaufhebung und am Kleber gescheiterter Wahlwiederholung nun zum vierten Mal gegenüber. In einem TV-Duell auf Puls4 - man hat längst den Überblick verloren, das wievielte es ist - starteten Van der Bellen und Hofer in eine neue Runde.

Ewig jung ist dieses Duell freilich nicht. Alles wurde bereits gesagt, alles wurde auch schon von beiden Kandidaten gesagt und zumeist das genaue Gegenteil davon auch schon. Was ist nun zu erwarten von der Debatte zur Wiederholung, der Wiederholung einer Wahl? Unentschiedene Wähler, die immer noch zwischen den beiden Kandidaten schwanken, müssen wohl das vergangene Jahr im Winterschlaf verbracht haben. Überzeugen lassen sich wohl nur mehr die Wähler, die schwanken, ob sie noch einmal hingehen sollen.

© Video: APA

Die Welt hat sich verändert

Dabei hat sich eigentlich einiges verändert. Spätestens nach Donald Trumps Wahlsieg ist die Welt eine andere als zu dem Zeitpunkt, als Alexander Van der Bellen die letztlich aufgehobene Bundespräsidentenwahl im Mai gewann. Ob die Wähler noch den „vernünftigen“ Kandidaten wählen wollen, der von den „moderaten Kräften im Land unterstützt wird“, kann niemand mehr sagen.

Eine gewisse Unsicherheit begleitet deshalb dieses erste Duell. Wirken die martialischen Botschaften, die ein österreichischer Industrieller in den Werbepausen schalten lässt und die vor einem Öxit — dem Austritt Österreichs aus der EU – warnen, oder sind die Wähler ihrer längst überdrüssig? Beeindruckt das weit höhere internationale Prestige Alexander Van der Bellens, oder ist das ohnehin nur jenes Establishment, das die Wähler nicht mehr sehen können?

Ähnlich geht es aber auch Norbert Hofer. Der rhetorische Trick auf jede unangenehme Frage zu reagieren, indem man eine völlig andere Geschichte erzählt, wirkt nach unzähligen Wiederholungen verbraucht. Moderatorin Corinna Milborn gelang es des Öfteren, den Kandidaten, der eigentlich zu einem anderen Thema abbiegen wollte, wieder einzufangen. Aber auch ganz ohne Intervention hat dieser Taschenspielertrick durch die stetige Wiederholung seine Wirkung verloren.

Die Kandidaten nicht

Inhaltlich war in diesem Duell nichts mehr, was man nicht schon gehört hätte. Das war aber auch nicht zu erwarten. Journalisten haben in diesem langen Wahlkampf den Kandidaten längst jede nur denkbare Antwort entlockt. Am ehesten neu waren noch die Argumente zur Wahl Donald Trumps. Alexander Van der Bellen mahnte Besonnenheit ein, Norbert Hofer unterstrich, dass er auch mit dem neuen US-Präsidenten gut zusammenarbeiten könne, um sogleich auf die Türkei zu sprechen zu kommen, über die er eigentlich viel lieber reden wolle.

Nicht nur an dieser Stelle grantelte Van der Bellen mit seinem Gegenüber. Im Gegensatz zu vergangenen Auseinandersetzungen wischte er die Argumente Norbert Hofers öfter bei Seite, ohne sich auf dessen Erzählstrategie einzulassen. Er wirkte dadurch angriffiger und weniger verbindlich als sonst.

Selbst ein Taferl hatte der Kandidat mitgebracht und mit einiger Mühe — im Taferlzeigen sichtlich ungeübt— auch hergezeigt. Dieser, wie auch die meisten anderen Angriffe versandete. Meist, weil sie Van der Bellen selbst zerredete. Umgekehrt hielt aber auch Norbert Hofer einen präsidentiellen Stil nicht durch, sondern ließ sich immer wieder auf kleinliche Attacken, bis hin zur Sezierung eines anonymen Twitteraccoutns ein.

Angriffe statt Inhalte

Was an Inhalten fehlte, wurde an persönlichen Untergriffen aufgewogen. Beide Kandidaten zählten minutiös auf, was die jeweils andere Kampagne ihnen vorwarf. Van der Bellen musste sich mit — falschen — Nazivorwürfen gegen seinen verstorbenen Vater herumärgern. Einmal mehr erklären, warum er vor mehr als 50 Jahren in Innsbruck die KPÖ wählte und griff Hofer damit an, dass die FPÖ Kapfenberg seine Plakate mit Bildern Adolf Hitlers verglich.

Norbert Hofer konterte mit radikalen jungen Grünen, einem Twitteraccount der ihn beleidigte und wiederholten Nazivorwürfen gegen Strache. Für den Zuschauer völlig unverständlich wurde Ursula Stenzel zugeschaltet, die erläuterte durfte, warum sie Van der Bellens Vater womöglich für einen Nazi hielt und Werner Schneider, der das für Unsinn erklärte. Von all den Vorwürfen blieb letztlich wenig außer der Hoffnung, dass das alles bald vorbei ist.

Inhaltliche Wiederholungen

Inhaltlich gab es ansonsten Bewährtes. Norbert Hofer sah keine muslimischen Pflegekräfte in Österreich, Van der Bellen und die in der Pflege tätigen Organisationen schon. Vom Öxit wollte Hofer nichts wissen. Van der Bellen zweifelte an der Aufrichtigkeit dieser Aussag.e Hofer warnte vor einem EU-Beitritt der Türkei als stünde er morgen bevor und kritisierte Angela Merkel. Alexander Van der Bellen verteidigte die deutsche Kanzlerin. Als für die tatsächlichen Aufgaben des Bundespräsidenten entscheidender Unterschied erwies sich einmal mehr die Frage der FPÖ-Regierungsbeteiligung. Van der Bellen sagte zum wiederholten Male, dass er Heinz-Christian Strache eher keinen Regierungsbildungsauftrag geben würde. Norbert Hofer sah das naturgemäß anders. Überzeugt wurde hier wohl kaum mehr jemand.

Den authentischsten Moment gab es am Ende, als Van der Bellen und Hofer etwas Freundliches zueinander sagen sollten. Hofer meinte, man würde sich abseits der Auftritte fast freundschaftlich begegnen. Van der Bellen entgegnete entnervt, dass sich beides nicht ausgeht, ihn einen faschistischen Diktator und das Verhältnis freundschaftlich zu nennen. Als Freundlichkeit fiel ihm dann auch nur ein, dass sein Gegenüber inzwischen viel besser gekleidet sei als in der Vergangenheit. Wohl ungeplant hatte Van der Bellen so den wohl ehrlichsten Moment dieses Abends. Die Kandidaten können einander nicht mehr sehen. Und wir Zuseher können es ihnen auch nicht verübeln.

Kommentare

Wer gestern Puls 4 sehen durfte weiss, schlimmer als jeder Wahlkampf sind inkompetente und fast schon peinliche Moderatorinnen, die derart voreingenommen, vorverurteilend und frei von jeder Neutralität agieren, dass das schon fast lächerlich durchschaubar ist.

Testor melden

Hofer ernannte sich schon selber zum Bundespräsidenten. Auf einem Wahlplakat steht unter der Werbung und seinem Namen: Bundespräsident. Als offensichtlicher Taufscheinchrist (zuerst katholisch, dort ausgetreten und jetzt angeblich evangelisch) wird er die Ankündigung kennen: Wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt werden.

Rene Wien melden

Nunja.. wie's ausschaut setzt der Vdb da noch was drauf ;)
Immerhin spricht er bereits, Dich und mich, in kollektiven Sinne, via "Unser" Preäsi an.. (Abgekupfert, überzogen, und viel zu hoch gepokert ) ;)

Rene Wien melden

..und Nein.. da hilft auch kein "Vater Unser" :)

Denksport melden

Herr Hofer musste aus der römisch katholichen Kirche austreten, sonst dürfte er nicht die blaue Kornblume tragen. Das hat mit der "Los von Rom" Bewegung und der Schönerer-Symbolik zu tun. Daher auch das Interesse an der Visegrad-Gruppe.

Testor melden

Aber beim St. Georgs-Ritterorden ist er schon. Muss er jetzt auch dort austreten?
Bei den FPÖ -Leuten ist alles Theater, um die Stimmen zu maximieren. Sie würden wahrscheinlich auch mit dem Teufel einen Bund eingehen, damit Hofer, der die Stelle eines BP für Österreich als überflüssig bezeichnete, genau ein solch nach seiner Meinung überflüssiger BP werden kann.

Rene Wien melden

Der ist gut :) :)
Ich sehe schon den nächsten Eklat in der Wahlwerbung:
HOFER -> Eine teuflisch gute Wahl ;)

Denksport melden

Wieso sollte er da austreten müssen? Die Römisch Katholische Kirche hat mit dem Ritterorden nicht mehr viel zu tun, ausser : los von Rom. Der europäische Orden des Hauses Habsburg-Lothringen ist ja nicht katholisch. Aber könnte sein, dass wir bald wieder Habsburgerland werden.

Testor melden

Warum segnete dann der Weihbischof von Laibach am 26. Oktober 2016 in der Ursulinenkirche in Laibach nach der für den Orden gefeierten Messe die Postulantinnen und Postulanten? Warum sollte St. Georg, ein Heiliger der katholischen Kirche, als Ausschmückung für ein politisches Theater herhalten?

Seite 1 von 1