Sturm hat Spur der
Verwüstung hinterlassen

Das Unwetter hat eine Spur der Verwüstung hinterlassen: Im oberösterreichischen Seengebiet wird erst jetzt das ganze Ausmaß der Sturmschäden sichtbar. Die Lage in den Kärntner Katastrophengebieten bleibt angespannt.

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Befürchtete Murenabgänge sind ausgeblieben. Die Aufräumarbeiten sollen am Freitag fortgesetzt werden. Im am stärksten betroffenen Bezirk Hermagor werden entlang der Gail weiter Dämme repariert, die Straßen ins Lesachtal blieben weiterhin für den allgemeinen Verkehr gesperrt.

Es regnet weiter

Auch am Freitag hat es wieder zu regnen begonnen. "Ich hoffe, dass der Regen nicht viel stärker wird", sagte der Bezirkshauptmann von Hermagor, Heinz Pansi, am Freitag in der Früh. "Wir versuchen, unser Programm weiter fortzusetzen." Entlang der Gail sollen die Sicherungsmaßnahmen intensiviert werden. Mit Blackhawk-Hubschraubern und der Unterstützung von Baufirmen werden Steine angeliefert, um die rund 200 Meter fehlenden Damms bei Waidegg oberhalb von Rattendorf provisorisch zu wieder herzurichten und den Bereich zu stabilisieren. Pansi: "Niemand gewährleistet uns, dass es nicht wieder Regen in diesem Ausmaß gibt."

Im Lesachtal ist die Lage weitgehend unverändert. Die Zufahrt von der Kärntner Seite aus bleibt gefährlich und ist für den allgemeinen Verkehr deshalb gesperrt. Nur Einsatz- und Versorgungsfahrten dürfen die einspurig nutzbare Strecke befahren. Aktuell werden wieder Gefahrenstellen sondiert, ebenso alternative Erschließungswege. Von Osttiroler Seite her kommt man nur bis Maria Luggau. Kurz nach der Ortschaft ist die Bundesstraße über 100 bis 200 Meter abgebrochen. Pansi: "Die Gail hat den Fuß der Bundesstraße abgefressen." Stromversorgung gibt es nach wie vor nur punktuell, Notstromaggregate sind im Einsatz. Am Freitag sollen wieder neue Strommasten angeliefert werden. Bei starkem Regen sind die Arbeiten an der Stromversorgung aber zu gefährlich, wie schnell es Verbesserungen gibt, hängt also von der Witterung ab.

Aufräumarbeiten fortgesetzt

Laut Pansi soll am Freitag auch die gesperrte Straße über den Plöckenpass in Angriff genommen werden. Neue Dammbrüche oder Muren wurden zunächst keine gemeldet. Allerdings könne nicht ausgeschlossen werden, dass es in abgelegeneren Gebieten zusätzliche Problemlagen gibt.

Im Bezirk Spittal wurde die Zivilschutzwarnung für die Mölltaler Gemeinde Mörtschach aufgehoben. "Es ist alles ruhig geblieben", sagte Bezirkshauptmann Klaus Brandner. Allerdings werde ab Mittag wieder Regen erwartet. Die Straße ins Mölltal, die am Donnerstag abschnittsweise gesperrt worden war, war am Freitag wieder befahrbar, teilweise allerdings nur einspurig. Die Aufräumarbeiten der Einsatzkräfte konzentrierten sich auf den Bezirk Hermagor, im Bezirk Spittal waren aber Aufklärungsflüge mit Forstleuten und Geologen geplant.

Bis zu 100 Boote am Attersee beschädigt

Nach dem heftigen Föhnsturm in der Nacht auf Dienstag wird im oberösterreichischen Seengebiet erst jetzt das ganze Ausmaß der Schäden sichtbar. Allein am Attersee sind laut Wasserrettung 50 bis 100 Boote betroffen. Sie haben sich im hohen Wellengang losgerissen, wurden ans Ufer geschleudert, liefen voll, krachten gegen Stege oder sanken an den Leinen hängend. Teilweise rissen sogar Bojenketten.

"Wir haben bis jetzt 14 Boote geborgen, aber es stehen noch jede Menge Aufträge an", sagte Christoph Bauer, stellvertretender Abschnittsleiter der Wasserrettung für den Attesee. Am See seien während des Sturms bis zu zwei Meter hohe Wellen verzeichnet worden. "Einige Boote wurden so weit ans Ufer geschleudert, dass man sie vom Wasser aus nicht bergen kann. Dazu wird es Kräne brauchen."

Er könne sich an kein ähnlich folgenreiches Sturmereignis am See erinnern, berichtete Bauer. "Es gab zwar im Herbst 2002 schon einmal einen sehr starken Föhnsturm. Aber der war im November, da waren die meisten Boote schon im Winterlager und nicht mehr im Wasser." Darum seien damals vor allem Steganlagen und Bootshütten beschädigt worden.

Seit Tagen im Einsatz

Nachdem der Sturm am Montag gegen 21.00 Uhr losbrach, sei der Wind noch am Dienstagvormittag so stark gewesen, dass an eine Bergung der havarierten Boote nicht zu denken war. "Die Gefahr für die eigene Gesundheit und das Material wäre zu groß gewesen", sagte Bauer. Nun stehe man jedoch seit bereits gut zwei Tagen voll im Einsatz. "Wir werden aber sicher noch länger mit den Bergearbeiten beschäftigt sein."

Das Ausmaß des finanziellen Schaden für die Bootsbesitzer könne er nicht abschätzen, so Bauer. Wie der ORF Oberösterreich am Mittwochabend berichtet hat, mussten am Attersee zudem zahlreiche Feuerwehren mit Bergegerät zur Unterstützung ausrücken und teilweise ausgetretenes Öl und Diesel binden und absaugen.

Traunsee glimpflicher davongekommen

Glimpflicher als der Attersee ist im Sturm zu Wochenbeginn der Traunsee davongekommen. "Es befinden sich nicht mehr so viele Boote im See", berichtete der zuständige Abschnittsleiter Jochen Brunner. Der Wasserretter sprach am Donnerstag von vier größeren Einsätzen. "Zwei Boote haben wir bereits geborgen, eines liegt noch auf Grund, ein Viertes wurde gesichert und fixiert." Den Einsatzkräften machte im Sturm vor allem eine losgerissene Segeljacht zu schaffen, die mitten in der Nacht in Gmunden immer wieder gegen die Hafenmauer geworfen wurde. "Wie sich herausgestellt hat, war aber erst an eine Bergung zu denken, nachdem der Sturm nachgelassen hat. Gott sei Dank waren keine Personen betroffen", sagte Brunner.

Nur geringe Schäden wurden auch vom Mondsee und den Seen im Salzburger Flachgau gemeldet. Wie Markus Gewolf von der Wasserrettung Salzburg zur APA sagte, hätten am Mondsee zwar vereinzelt Boote geborgen werden müssen, die sich von den Bojen losgerissen haben. "Insgesamt waren die Folgen aber weit weniger dramatisch als in Oberösterreich."

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