Karl Kapplmüller, Chef der ÖVP-Gewerkschafter (FCG) bei den Metallern, kündigte gar seinen Austritt aus dem ÖAAB an. "Ich werde meinen Mitgliedsbeitrag nicht mehr bezahlen", sagte Kapplmüller der Tageszeitung. In seinem Bezirk in Perg in Oberösterreich hätten bereits viele Enttäuschte den ÖAAB verlassen, viele weitere würden folgen. Die Stimmung bei den schwarzen Arbeitnehmervertretern sei durchwegs schlecht.
Unzufrieden zeigte sich der Christgewerkschafter vor allem mit ÖVP-Klubobmann und ÖAAB-Obmann Wöginger. "Er ist für mich die große Enttäuschung. Dass sich einer in der Politik so ändern kann und als ÖAAB-Chef hauptsächlich nur mehr Arbeitgeberinteressen vertritt, ist ein Wahnsinn."
Ihren Unmut äußerten auch Reinhard Bödenauer, stellvertretender Bundesgeschäftsführer der Gewerkschaft der Privatangestellten und ebenfalls FCG-Bundesgeschäftsführer, sowie der schwarze Tiroler Arbeiterkammer-Präsident und AAB-AK-Fraktionschef Erwin Zangerl. Man stehe "vor der mutwilligen Zerstörung unserer Gesellschaft, unseres Familien-, Vereins- und Soziallebens", warnte Zangerl, der zuletzt wiederholt Kritik an der ÖVP-Führung geübt hatte.
Wöginger nicht erreichbar
ÖAAB-Chef Wöginger war für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Er ist derzeit auf Urlaub. Der aus dem ÖAAB kommende ÖVP-Generalsekretär Nehammer wollte die Stimmungslage im Arbeitnehmerbund nicht kommentieren.
Landesobmann Sagartz gegen "Zwischenrufe"
Unterstützung für die von ÖVP-Gewerkschaftern kritisierte Spitze des VP-Arbeitnehmerbundes ÖAAB kommt vom burgenländischen ÖAAB-Landesobmann Christian Sagartz. "Die Zwischenrufe aus den Reihen der Christgewerkschafter sind entbehrlich und sachlich nicht begründet. Die Kollegen sollen sich nicht vor den roten Karren spannen lassen", meinte Sagartz in einer Aussendung.
"Die Bundesregierung ist auf dem richtigen Weg. ÖAAB-Bundesobmann August Wöginger und ÖVP-Generalsekretär Karl Nehammer entlasten mir ihrem Team die Steuerzahler", erklärte der burgenländische ÖAAB-Chef und verwies auf Maßnahmen wie den Familienbonus oder die Senkung der Arbeitslosenversicherungsbeiträge. "Wir brauchen Zuarbeiter, keine Zwischenrufe", so Sagartz.