Teststrecke für Tempo 140
startet am 1. August

Verkehrsminister Hofer (FPÖ) will einjährigen Testbetrieb

Das angekündigte Tempo 140 auf einer Testrecke auf der oberösterreichischen Westautobahn (A1) startet am 1. August. Der Testbetrieb soll ein Jahr dauern: "Ich will mir das über alle Jahreszeiten ansehen". Kritik kommt von allen Oppositionsparteien.

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Verkehr - Teststrecke für Tempo 140
startet am 1. August

Ab August sind auf zwei Abschnitten der Westautobahn (A1) Tempo 140 erlaubt. Auf rund 88 Kilometern zwischen Melk und Oed in Nieder- sowie auf den bereits bekannten 32 Kilometern zwischen Haid und Sattledt in Oberösterreich wird die höchstzulässige Geschwindigkeit um zehn km/h angehoben. Das neue Tempolimit gilt für beide Fahrtrichtungen, sagte Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ) bei einer Pressekonferenz am Dienstag in Wien.

Passend dazu: Ist Tempo 140 wirklich so schlecht?

Beginn und Ende werden nicht - wie ursprünglich angekündigt - via elektronischer Überkopfanzeigen, sogenannten Verkehrsbeeinflussungs-Anlagen angezeigt, sondern per eigenem Verkehrsschild. Das Pilotprojekt soll ein Jahr dauern und wird von der Asfinag mit Vorher-Nachher-Messungen begleitet. Konkret wurden noch bei Tempo 130 und werden in den betroffenen Abschnitten Luftgüte, Lärm, Durchschnittsgeschwindigkeiten und Unfallzahlen ermittelt. Auf Basis der Vergleichswerte will das Verkehrsministerium im August 2019 entscheiden, ob Tempo 140 beibehalten und ausgeweitet wird. Dafür infrage kommen laut Hofer weniger als 50 Prozent der heimischen Autobahnkilometer.

Pilot-Abschnitt biete optimale Voraussetzungen

Die für den Pilotversuch ab 1. August ausgewählten rund 120 Autobahnkilometer bieten die optimalen Voraussetzungen was Kurvenradien, Gefälle und Sichtweite betreffen, dazu ist die Strecke durch wenig Autobahnauffahrten durchbrochen, betonte Hofer. Der Verkehrsminister wies darauf hin, dass - analog zum geltenden Tempo 130 - die gesetzliche Höchstgeschwindigkeit von 140 km/h nur bei optimalen Fahrbedingungen erlaubt ist. Bei Regen, Nebel und schlechtem Wetter ist der Autofahrer selbst dafür verantwortlich, die Geschwindigkeit anzupassen, sagte Hofer.

Die bisher gültigen maximal 130 km/h stammen aus dem Jahr 1974, "damals gab es den VW-Käfer, eine völlig andere Zeit", erinnerte der FPÖ-Minister. "Heute hat die Geschwindigkeit bei den Verbrauchswerten einen wesentlich geringeren Einfluss als das früher der Fall war", sagte Hofer. Auch die Fahrzeuge "sind sicherer geworden, dem wollen wir Rechnung tragen". Gelten sollen die 140 km/h, laut Hofer eine "maßvolle Erhöhung", nur tagsüber. Denn in der Nacht gilt für Lkw über 7,5 t in der Zeit von 22:00 bis 5:00 Uhr die Höchstgeschwindigkeit von 60 km/h. Hier wäre dann die Geschwindigkeitsdifferenz zu groß, dies würde die Verkehrssicherheit negativ beeinflussen, sagte Hofer.

Keine baulichen Schritte erforderlich

Bauliche Schritte waren für das neue Tempolimit keine erforderlich. Die Asfinag führte kleinere Anpassungen durch - wie etwa neue Markierungen. Die Asfinag misst für jede einzelne Fahrspur die jeweils gefahrene Geschwindigkeit. "Auf der dritten Fahrspur fahren bereits jetzt mehr als 50 Prozent mehr als 130 km/h", sagte Asfinag-Geschäftsführer Josef Fiala. Allerdings fahren "weniger als fünf Prozent mehr als 150 km/h", erläuterte Fiala.

Umstrittener Test

Der oberösterreichische Umweltlandesrat Rudi Anschober (Grüne) sieht in der Ankündigung nur eine Ablenkungs- und PR-Maßnahme, indem ein Aufreger in einem populären Bereich geschaffen werde: Das erhöhte Tempolimit bringe auf die Strecke gesehen eine Zeitersparnis von 15 Sekunden bei einer Erhöhung des Stickoxid-Ausstoßes um 24 Prozent. Ein Testbetrieb sei nicht notwendig: "Es ist schon alles berechnet und in Tests praktisch geprüft worden", stellte Anschober fest. Die Umweltreferenten der Länder hatten sich zuletzt geschlossen gegen das Vorhaben ausgesprochen und die Einhaltung der Grenzwerte für Luftschadstoffe eingefordert.

Kritik am von Verkehrsminister angekündigten Tempo 140 auf einer Teststrecke in Oberösterreich haben auch sein Vorgänger Jörg Leichtfried (SPÖ) und der Verkehrsclub Österreich (VCÖ) geäußert. Sie warnten vor den negativen Folgen.

Beide machten auf erhöhte Schadstoffemissionen und Unfallgefahr aufmerksam. So nehme mit dem höheren Tempo der "Anhalteweg zu, das Risiko eines Unfalls steigt, ebenso die Unfallschwere". Außerdem sei "der Spritverbrauch bei Tempo 140 höher und damit auch die klimaschädlichen CO2-Emissionen", kritisierte der VCÖ. "Die Leidtragenden der Hofer-Idee sind auch die Anrainer, die mit noch mehr Lärm leben müssen", betonte Leichtfried zudem.

ÖAMTC: "140 sind kein Hals- und Beinbruch"

"Keine signifikanten Veränderungen" durch Tempo 140 erwartet sich Martin Hoffer, Chefjurist des ÖAMTC. "140 statt 130 km/h sind kein Hals- und Beinbruch", konstatierte der Experte.

Prinzipiell kann sich der ÖAMTC eine Anhebung des Tempolimits also vorstellen, hätte das aber lieber mit einer elektronisch angezeigten Flexibilisierung von Geschwindigkeitsbeschränkungen, also via Überkopfanzeige. So war das Projekt auch ursprünglich angekündigt gewesen. Mit den Überkopfanzeigen kann das Tempolimit bei ungünstigen Verkehrs- oder Witterungsverhältnissen gesenkt werden.

140 - Nur in zwei Ländern in Europa erlaubt

Ein Tempolimit von 140 km/h auf Autobahnen ist in Europa sehr selten. Laut den Angaben des VCÖ und des ÖAMTC ist eine derartige Geschwindigkeit nur in Polen und Bulgarien erlaubt. In Deutschland gibt es kein Tempolimit, aber eine Richtgeschwindigkeit von 130 km/h.

130 km/h ist das häufigste Tempolimit auf den Autobahnen in Europa. Inklusive Österreich gilt Tempo 130 gleich in 18 Staaten. In acht Ländern darf auf Autobahnen hingegen nur höchstens 120 km/h gefahren werden: In Belgien, Finnland, Irland, Portugal, Spanien, Schweden, der Schweiz sowie in Serbien.

»In jenen Staaten, wo die Zahl der tödlichen Verkehrsunfälle im Verhältnis zur Bevölkerungszahl niedrig ist, sind die Tempolimits niedriger als in Österreich«

Noch langsamer unterwegs ist man in Großbritannien mit 70 Meilen, was umgerechnet 112 km/h ergeben. Tempo 110 gilt auf Autobahnen in Albanien, Estland und Russland. Am gemütlichsten geht es mit maximal 100 km/h in Norwegen, Liechtenstein, Lettland, Montenegro und Zypern zu.

"In jenen Staaten, wo die Zahl der tödlichen Verkehrsunfälle im Verhältnis zur Bevölkerungszahl niedrig ist, sind die Tempolimits niedriger als in Österreich", stellte Markus Gansterer vom VCÖ fest. In Norwegen waren im Vorjahr pro Million Einwohner 20 Verkehrstote zu beklagen, in Schweden 25, in der Schweiz und in Großbritannien jeweils 27. In Österreich war die Zahl der Verkehrstoten mit 47 pro Million Einwohner deutlich höher", sagte Gansterer. Im 1. Halbjahr 2018 stieg die Zahl der Verkehrstoten in Österreich im Vergleich den ersten sechs Monaten 2017 um rund 13 Prozent auf 193.

Kommentare

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@franky50 Wieso gleich so negativ... ist ja GUT dass einer mal gegen den allgemeinen Trend "Autofahrer BESTRAFEN!!" / "Tempo 80 auf der Autobahn!" geht! Zu 90% ist man ja auf der Autobahn weil man es MUSS (beruflich, um von A nach B zu kommen), nicht weil es einem Spass macht... Also -> desto schneller man den Mist hinter sich hat, desto besser! Da zählt meiner Meinung jeder Km/h :-)

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...außerdem... der ganze technologische Fortschritt in der Autoindustrie + den ganzen High-Tech Schnickschnack der mit allen modernen Autos mehr oder weniger mit gekauft werden MUSS.. da waere ja wünschenswert dass sich damit die Geschwindigkeitsbeschränkungen auch etwas im Positiven (für den Fahrer) anpassen.. dauernd mehr blechen und dafür nix bekommen ist auf Dauer ja auch blöd.

Kann mir jemand sagen was 140 km statt 130 km bringen soll ,der kleine humpelte Verkehrsminister mit dem Bubi Gesicht hat wahrscheinlich nichts besseres zu tun.??

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