Ist Tempo 140
wirklich so schlecht?

Mehr Unfälle? Wie schlecht für die Umwelt? ÖAMTC-Chefjurist klärt auf.

Ab Juli wird auf einer Teilstrecke der Westautobahn testweise das Tempolimit von 130 km/h auf 140 km/h erhöht. In weiterer Folge soll es auch auf andere Autobahnstrecken Österreichs ausgeweitet werden, geht es nach Verkehrsminister Norbert Hofer. Verkehrsexperten sehen nun aber eher umgekehrt, also bei Tempo 70 bis 80 km/h die optimale Geschwindigkeit, was Effizienz, Sicherheit und Umweltbelastung betrifft. News hat beim ÖAMTC nachgefragt, was es damit auf sich hat – und wie sinnvoll Tempo 140 ist.

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Höchstgeschwindigkeit - Ist Tempo 140
wirklich so schlecht?

Ab Juli gibt es eine erste Teststrecke auf der österreichischen Westautobahn, auf der die Autofahrer 140 km/h statt 130 km/h fahren dürfen. Viele stehen dieser Entwicklung kritisch gegenüber – aus Sicherheits- ebenso wie Umweltbedenken. Günther Lichtblau etwa vom Umweltbundesamt meinte gegenüber orf.at, die optimale Geschwindigkeit wäre 70 bis 80 km/h – in Bezug auf Effizienz, Sicherheit und Abgasbelastung.

Nur Strecken, wo es keine Sicherheitsbedenken gibt

Ganz so kritisch sieht es jedoch Martin Hoffer, Chefjurist des ÖAMTC nicht. Er stehe dieser Tempo-Entwicklung „neutral“ gegenüber, denn die Erhöhung des Tempolimits würde ohnehin nur Strecken betreffen, bei denen keine Sicherheitsbedenken bestünden. Was dabei gerade bei dieser Testphase aber gemacht werden sollte, wäre seiner Meinung nach, zu schauen, wie sich diese Erhöhung auf das reale Verhalten auswirke.

Eher eingehalten als Tempo 130

Geht es nach seiner Erfahrung, glaubt er, dass das Tempo 140 eingehalten wird. Eher sogar als die bisherigen 130 km/h, wo sehr oft mit 150 km/h gefahren würden. Der Grund dafür sei ein höheres Überwachungsbewusstsein bei höherem Tempo, darum würde sich, so seine Einschätzung, das Tempo wohl tatsächlich bei 140 km/h einpendeln – und nicht dann auf noch mehr steigen. Zudem würde diese Höchstgeschwindigkeit ja ohnehin nur zugelassen, wenn die Verhältnisse es zulassen, was, so Hoffer, wohl auch oft nicht der Fall sein wird.

Der Faktor Zeit

Klar, gäbe es natürlich Nachteile, wie mehr Kraftstoffverbrauch oder etwas mehr Emission, eine Steigerung die aber eher eine sehr geringe sei. Rationale Argumente für Tempo 140 gibt es somit laut Hoffer natürlich wenig, aber der nicht unwesentliche und wichtige Faktor Zeit spiele eben eine immense Rolle. Zwar sei es egal, wenn man einmal fünf oder zehn Minuten bei einer Fahrt verliere, fahre man jedoch eine Strecke jeden Tag, sei dies schon ein wichtiges Argument.

"Das wollen wir so"

Was die Sicherheit betrifft, hat der ÖAMTC-Experte eher wenige Bedenken. Es würde nicht die Unfallwahrscheinlichkeit erhöhen, es gäbe vermutlich nicht mehr Unfälle dadurch, allerdings wären die Unfallfolgen drastischer. Trotzdem sei die Akzeptanz in der Gesellschaft für Tempo 140 km/h gegeben. „Das wollen wir so“, sei eben der Tenor. Und es wird bestimmt nicht „viel viel schlimmer“, so Hoffer.

Sonst nur in Polen

Im internationalen Vergleich fällt dem ÖAMTC-Chefjuristen nur Polen ein, wo es ebenfalls Tempo 140 gäbe. Sonst herrsche ein Limit irgendwo zwischen 100 und 130 km/h in den europäischen Ländern. Eine Tendenz, diese Geschwindigkeitsbeschränkungen in anderen Ländern zu steigern – oder auch zu drosseln, kann er zum jetzigen Zeitpunkt nicht erkennen.

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