Türkei beschießt Afrin:
Droht eine Eskalation?

"Wir haben die zuverlässige Information, dass Russland der Türkei grünes Licht gegeben hat, um alles in Afrin zu zerstören." Nach der Entsendung syrischer Regierungskräfte in die von Kurden kontrollierte Region Afrin im Norden des Landes hat die Türkei das Gebiet nach syrischen Regierungsangaben bombardiert.

von Syrien - Türkei beschießt Afrin:
Droht eine Eskalation? © Bild: ADEM ALTAN / AFP

Nach der Entsendung syrischer Regierungskräfte in die von Kurden kontrollierte Region Afrin im Norden des Landes hat die Türkei das Gebiet nach syrischen Regierungsangaben bombardiert. Das meldete die staatliche syrische Nachrichtenagentur SANA am Dienstag. Im regierungsnahen TV-Sender Al-Mayadeen war eine Explosion zu sehen. Es habe sich um einen türkischen Angriff gehandelt, meldete der Sender.

Erste syrische Regierungskräfte in Afrin eingerückt

Kurz zuvor waren erste syrische Regierungskräfte in Afrin eingerückt, wie die Kurdenmiliz YPG bestätigte. Die Einheiten sollten sich an der Verteidigung der Einheit Syriens und der Grenzen des Landes beteiligen. Die Kurden wollen so einen Angriff der Türkei stoppen. Türkische Truppen und syrische Verbündete hatten vor einem Monat eine Offensive auf Afrin begonnen. Das Gebiet wird von der YPG kontrolliert. Die Türkei sieht in der Miliz den syrischen Ableger der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) und bekämpft sie.

»Wenn das Regime eindringt, um die YPG zu schützen oder ihren Schutz zu gewährleisten, dann kann niemand uns, die Türkei und die türkischen Soldaten stoppen«

Am Montag hatte der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu Syrien gewarnt: "Wenn das Regime eindringt, um die YPG zu schützen oder ihren Schutz zu gewährleisten, dann kann niemand uns, die Türkei und die türkischen Soldaten stoppen", sagte er in Jordanien.

Keine schweren Waffen

Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte meldete, bei den einrückenden Regierungskräften handle es um eine Vorhut. Schwere Waffen waren zunächst nicht dabei. Bei den Regierungstruppen handelt es sich nach syrischen Angaben um "Volkskräfte".

Regierungstreue Einheiten als Unterstützung

Syrische Staatsmedien hatten am Montag berichtet, dass regierungstreue Einheiten sich dem Kampf gegen die türkische Armee anschließen wollten, die seit einem Monat gegen die YPG in Afrin vorgeht. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan telefonierte deshalb am Montagabend mit dem russischen Staatschef Wladimir Putin und seinem iranischen Kollegen Hassan Rouhani.

Erdogan sagte am Dienstag vor Journalisten in Ankara, die Verlegung syrischer Regierungstruppen sei infolge der Gespräche gestoppt worden. Russland hat bisher die türkische Offensive in Afrin geduldet, während die syrische Zentralregierung sie zwar verurteilte, aber nicht einschritt gegen den Angriff auf die kurdische Region, die seit 2012 über weitgehende Autonomie verfügt.

"Volkskräfte" in Afrin eingetroffen

Nachdem die kurdische Regionalverwaltung zunächst abgelehnt hatte, Afrin wieder der Kontrolle der syrischen Regierung zu übergeben, rief sie später Damaskus um Hilfe. Ein Vertreter der Regionalverwaltung sagte am Dienstag, "Volkskräfte" seien in Afrin eingetroffen. Die Türkei hat gewarnt, dass auch die syrischen Regierungstruppen angegriffen würden, sollten sie der YPG zu Hilfe kommen.