Sternsinger zu Kurz: "Politik
der Menschlichkeit wagen"

Ihren traditionellen Besuch im Bundeskanzleramt haben die Sternsinger mit einem politischen Appell zu mehr Menschlichkeit und Unterstützung der UNO-Entwicklungsziele (SDGs) verbunden. "Zeigen Sie Mut, wagen Sie eine Politik der Menschlichkeit und unterstützen Sie den Aktionsplan der nachhaltigen Entwicklungsziele", lautete der Appell an Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) laut Kathpress am Freitag.

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Das Ziel der Politik müsse das "Wohlergehen und friedvolle Miteinander aller Menschen" und auch der zukünftigen Generationen sein, hieß es zum Auftakt der diesjährigen Sternsingeraktion. Die Verpflichtung dazu gehe nicht zuletzt von der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte (AEMR) aus, die vor 70 Jahren verkündet wurden, erinnerten die Sternsinger, die dieses Jahr aus der niederösterreichischen Gemeinde Pfaffstätten kommen.

Als Geschenk überreichten die Sternsinger dem Bundeskanzler unter anderem eine Ausgabe von Papst Franziskus' Enzyklika "Laudato si". Darin erinnere Papst Franziskus an die dramatischen Folgen des Klimawandels gerade für die ärmsten Menschen und mahne zu einer an den Nachhaltigkeitszielen orientierten Politik, erklärten die kleinen Botschafter.

»So viel staatliches Engagement kann es gar nicht geben, dass es ausreichen würde«

Kurz dankte seinerseits den Sternsingern für ihr Engagement und meinte, dass sich die Bundesregierung bemühe, im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit (EZA) und des Auslandskatastrophenfonds (AKF) ihren Beitrag zu leisten. So seien die Mittel für den Auslandskatastrophenfonds in seiner Zeit als Außenminister vervierfacht worden - "auch wenn es natürlich immer Luft nach oben gibt", so Kurz. Zugleich würdigte der Bundeskanzler das zivilgesellschaftliche Engagement im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit: "So viel staatliches Engagement kann es gar nicht geben, dass es ausreichen würde. Es braucht immer auch das zivilgesellschaftliche Engagement."

Kurz nimmt Facebook in die Pflicht

In einem am Freitag in der deutschen "Bild"-Zeitung veröffentlichten Interview rief Kurz indes das soziale Netzwerk Facebook dazu auf, entschiedener gegen Schlepper vorzugehen. Er halte es für wichtig, dass die EU mehr Druck auf das Unternehmen ausübe, um Aktivitäten von Schleppern zu verhindern: "Gerade auch soziale Medien wie Facebook haben hier eine große Verantwortung. Viele Menschen weltweit fallen auf die Lügen der Schlepper herein, sei es im Mittleren Osten, Afrika oder Zentralamerika, bezahlen Tausende Euro und riskieren ihr Leben bei gefährlichen Überfahrten, wie im Mittelmeer. Davor dürfen wir nicht länger die Augen verschließen."

Kurz äußerte sich auch zu Berichten, wonach Flüchtlinge ihre Pässe auf der sozialen Plattform an andere Flüchtlinge verkaufen, um so nach Europa zu kommen. "Diese Vorwürfe müssen umgehend untersucht werden. Wenn sie sich bewahrheiten sollten, dann ist Facebook in der Pflicht, gegen illegalen Dokumentenhandel vorzugehen. Unser Ziel muss es sein, Schlepper gerade auch auf sozialen Medien zu bekämpfen und ihr Geschäftsmodell zu zerschlagen."

Kein Novum: Schlepper im Netz aktiv

Dass Schlepper auch im Internet aktiv sind, ist kein neues Phänomen. Vor allem deutsche Pässe sind beliebt, insbesondere in Griechenland floriert der Dokumentenhandel. Laut einer Analyse der deutschen Polizei erhöhte sich die Zahl der festgestellten illegalen Einreisen mit Flugzeugen von neun Prozent im Jahr 2016 auf 22 Prozent im Jahr 2017.

Am Donnerstag hatten die Sternsinger bereits ihren Auftaktbesuch bei Kardinal Christoph Schönborn im Wiener Erzbischöflichen Palais absolviert. Am Samstag erklingen die Sternsingerlieder in der Hofburg beim jährlichen Empfang von Bundespräsident Alexander Van der Bellen, der Dreikönigs-Abordnungen aus allen Bundesländern empfängt.

Besuche bei Faßmann und Co.

Vier Kinder aus der Wiener Pfarre "Maria Drei Kirchen" vertreten am 1. Jänner beim Neujahrsgottesdienst von Papst Franziskus in Rom die österreichischen Sternsinger. Sie werden mit weiteren 16 als Heilige Drei Könige verkleideten Kindern und Jugendlichen aus Deutschland, der Schweiz, der Slowakei und Ungarn am Festgottesdienst im Petersdom teilnehmen. Papst Franziskus bezeichnete die Sternsinger als "Anwälte der Armen und Notleidenden".

In den folgenden Tagen stehen Besuche bei den Bundesministern Heinz Faßmann (4. Jänner), Juliane Bogner-Strauß (7. Jänner), Beate Hartinger-Klein (7. Jänner), Hartwig Löger (8. Jänner), Elisabeth Köstinger (9. Jänner) und Karin Kneissl (9. Jänner) auf dem Programm, am 8. Jänner ist außerdem ein Besuch des Europaparlaments in Brüssel geplant.

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