Fleisch und Wurst sind
gesünder als bisher gedacht

Seit Jahren wird in vielen Ländern routinemäßig dazu geraten, der Gesundheit zuliebe weniger rotes Fleisch und Wurst zu essen. Doch Forscher aus sieben Ländern widerlegen nach einer Auswertung zahlreicher Studien, die bisherigen Ernährungsempfehlungen.

von Ernährung - Fleisch und Wurst sind
gesünder als bisher gedacht © Bild: Robert Ingelhart/istock images

Nicht viele Lebensmittel haben einen so schlechten Ruf wie Fleisch. Nicht nur, weil die Massentierhaltung massiv der Umwelt schadet und Tiere unter katastrophalen Bedingungen gehalten werden. Fleisch gilt als ungesund und ab einer gewissen Verzehrmenge sogar als Auslöser für Krebs, Herzkrankheiten und Diabetes.

Gewohnten Fleischkonsum beibehalten

Einer neuen Studie zufolge könnte das aber unberechtigt sein. Die Meta-Analyse der Forscher kommt zu dem Schluss, dass das Risiko von Krebs- oder Herzerkrankungen durch das rote Fleisch sehr gering ist. Die Beweislage für erhöhte Gesundheitsrisiken seien sehr dürftig. Sie empfehlen deshalb, am gewohnten Fleischkonsum festzuhalten, wie die Forscher in einem am Montag in der Fachzeitschrift "Annals of Internal Medicine" veröffentlichten Artikel darlegen.

» Ernährungsempfehlungen sind alte Schule«

Denn die Ergebnisse lieferten keinen eindeutigen Beweis für einen Zusammenhang der Erkrankungen mit dem Fleischkonsum, sagte der Epidemiologie-Professor Bradley Johnston. Er leitet NutriRECS, einen Zusammenschluss von Ernährungs- und Gesundheitswissenschaftern, der hinter der neuen Ernährungsempfehlung steht. "Vielleicht lässt sich das Risiko reduzieren - vielleicht aber auch nicht", fasst Johnston das Ergebnis der Meta-Analyse zusammen.

Rat der Forscher polarisiert

Der Rat des Forscherteam sorgt allerdings für Kontroversen. Im Schnitt konsumieren Nordamerikaner und Europäer drei bis viermal in der Woche rotes Fleisch. Mit ihrer Kritik wollen die Forscher bewusst die üblichen allgemeinen Ernährungsempfehlungen aufbrechen, die nach Johnstons Worten "alte Schule" sind. Seine Kollegen und er wollten den Menschen helfen, "wohlinformierte eigene Entscheidungen zu treffen", statt sich ihre Ernährungsweisen von Organisationen vorschreiben zu lassen.

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Bei Vertretern des World Cancer Research Fund und der American Cancer Society stößt die Empfehlung von NutriRECS auf scharfe Kritik. "Das ist so, als würden wir sagen: 'Wir wissen, dass Fahrradhelme Leben retten können, aber manche Radfahrer ziehen es vor, den Wind in ihren Haaren zu spüren", sagt Marji McCullough von der American Cancer Society. Tatsächlich hätten nur wenige Radfahrer Unfälle, fügte sie hinzu: "Aber trotzdem sind sich alle einig, dass man Helme tragen sollte."

Giota Mitrou von der Krebsvorsorgeorganisation World Cancer Research Fund erklärte, die Stiftung werde an ihren bisherigen Empfehlungen für einen geringen Konsum von rotem Fleisch und Wurst festhalten: "Wir vertrauen weiterhin den seit 30 Jahren vorgenommenen Forschungen".

Eliteuni Stanford bekräftigt neue Studie

Einer der großen Kritiker der Ernährungsstudien, John Ioannidis, dagegen begrüßte die neuen Empfehlungen. Man müsse ehrlich sein, wenn die bisherigen Beweise "von minderer Qualität sind", sagte der Medizin-Professor an der US-Eliteuniversität Stanford.

Die jahrelange Fixierung auf "gute und schlechte Lebensmittel hat uns von einfacheren und wichtigeren Botschaften abgelenkt, wie etwa die Notwendigkeit, sich beim Essen zu mäßigen und nicht fettleibig zu werden". Der Konsum von Fleisch steht mittlerweile mitunter auch wegen des Beitrags der Viehzucht zum Klimawandel in der Kritik.