"Neuburger"-Hersteller:
"Ich habe schon lange Probleme mit Fleisch"

"Ich habe schon lange Probleme mit Fleisch. Ich weiß, das ist widersinnig, wenn man das als Metzger sagt", meint Hermann Neuburger

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Wirtschaft - "Neuburger"-Hersteller:
"Ich habe schon lange Probleme mit Fleisch"

Der oberösterreichische Unternehmer Hermann Neuburger will Fleischesser zum Umdenken bewegen. Der Mühlviertler Fleischhauer, der in den 1980er-Jahren den "Neuburger" ("Sagen Sie niemals Leberkäse zu ihm!") etablierte, kann das Leid der Massentierhaltung nicht ertragen und hat deshalb mit Sohn Thomas eine fleischlose Linie entwickelt. In drei Jahren hat sich die Produktion verfünfzigfacht.

»Die Menschen essen gerne Fleisch, aber die Masse kauft billig«

"Ich habe schon lange Probleme mit Fleisch. Ich weiß, das ist widersinnig, wenn man das als Metzger sagt", meinte Hermann Neuburger. Doch die Entwicklung, die die Fleischproduktion mit sich gebracht hat, war für den Unternehmer nicht mehr tragbar. "Früher hat man sich die Schlachttiere aus einem Radius von fünf Kilometer geholt und man hat gewusst, wie die Tiere gelebt haben", sagte der Unternehmer im Gespräch mit der APA-Austria Presse Agentur. Die Entwicklung hat aber eine völlig andere Richtung eingeschlagen. "Die Menschen essen gerne Fleisch, aber die Masse kauft billig." Die Folge: Schlachttiere werden kilometerweit herangekarrt und mit Futtermitteln aus Übersee versorgt. "Daran denkt der Konsument nicht", gibt Hermann Neuburger zu bedenken.

Fleischlose Produkte

Vor 20 Jahren dachte der Unternehmer erstmals über eine fleischlose Linie nach. Einen solch großen Schritt zu wagen, kennt Hermann Neuburger bereits. 1986 entschloss er sich, im familiären Fleischereibetrieb nur noch ein Produkt - den Leberkäse, den man nicht so nennen darf - herzustellen. Um sich völlig auf die fleischlose Linie zu konzentrieren, übergab er schließlich 2005 die Geschäfte von "Neuburger" an seine engsten Mitarbeiter und begab sich auf Reisen durch die Tempelküchen von Taiwan, China und Japan, um jene Erfahrungen zu lernen, die man in Europa mit fleischlosen Alternativen nicht hatte. Drei Rohstoffe nahm er mit nach Österreich: Weizengluten, Soja in Form von Yuba (Haut der Sojamilch, Anm.) und Pilze.

Die Rohstoffe wurden daraufhin zahlreichen Tests unterzogen, berichtete Sohn Thomas Neuburger, der nun in die Geschäfte einstieg. Das Weizenprotein hat allerdings einen ganz eigenen Geschmack und auch aufgrund von möglichen Unverträglichkeiten wurde es wieder als Rohstoff verworfen. Die Produktion von Soja war besonders "handarbeitsintensiv", sagte Thomas Neuburger, weil man aus den Milchhautblättern erst Nuggets machen musste. Aus diesem Grund setzte man Hoffnung auf die Seitlinge. 2015 war dieser Pilze kaum erhältlich, also zog das Familienunternehmen eine eigene Zucht für "Hermann fleischlos" am Standort in Ulrichsberg auf. Auf einem fünf Hektar großen Areal werden zwischen 2017 und 2020 insgesamt 37 Millionen Euro investiert.

Ziel sei es jedoch nicht, alle Konsumenten zu Vegetariern zu machen, sondern dass sie ab und zu auf Fleisch verzichten. "Unsere Produkte gelten als Alternative. Meine Mission ist erfüllt, wenn ein Fleischesser eine Mahlzeit pro Woche gegen eine fleischlose tauscht", sagte Hermann Neuburger. So wie es Flexitarier praktizieren - zwei Mal die Woche Fleisch, das sollte genügen.

»Wir wollen mit Geschmack überzeugen«

Um den Konsumenten die Alternative schmackhaft zu machen, sind stets zehn Mitarbeiter in Österreich und Deutschland unterwegs, um Kostproben anzubieten. "Fleischesser haben eher eine Abwehrhaltung. Und die Österreicher sind recht kritisch", meinte Neuburger junior. "Wir wollen mit Geschmack überzeugen", sagte sein Vater. "Das war beim Produkt 'Neuburger' nicht anders." Verkaufshit sind vor allem in der Grillsaison die Rostbratwürstchen, gefolgt von den Bratstreifen, die laut Thomas Neuburger recht vielfältig einsetzbar sind - am Salat oder in Currygerichten. "Von 2016 bis Juli 2019 haben wir uns bei der Produktion verfünfzigfacht", sagte Hermann Neuburger.

Bis Ende des Jahres wird die neue Produktion am Standort im Mühlviertel fertig gebaut. Bisher hat man mit der Testproduktion, die man für die Erprobung 2014 errichtet hatte, einige 100 Märkte beliefern können. "Der Plan war zunächst, 50 Märkte zu beliefern", sagte Hermann Neuburger. "Doch das ist explodiert. Jetzt beliefern wir bereits 700 Märkte." Ziel sei es, den gesamten DACH-Raum bzw. an die 15.000 Märkte zu versorgen. Durch die neue Fabrikationsstätte sind bald auch neue, "herstellungsintensive" Produkte zu haben. Im kommenden Jahr wird es wieder Schnitzel geben. Das war bereits am Markt, doch war der Fertigungsaufwand zu hoch. Und noch etwas verriet Hermann Neuburger: Im Herbst kommt fleischloses Faschiertes in die Geschäfte. Derzeit laufen dazu die Haltbarkeitstests.

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