Die Frauen der Freiheitlichen

Wer sie sind und für welche Regierungsposten sie gehandelt werden

FPÖ-Frauen gelten entweder als unsichtbar oder sehr weit rechts stehend. Und doch gibt es Ausnahmen. Nur: Was machen die bei den Freiheitlichen?

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Politik - Die Frauen der Freiheitlichen

Mit vorgefassten Meinungen ist das so eine Sache. Es ist gut möglich, dass es das Leben des Einzelnen einfacher macht, wenn sich die Welt in Schwarz und Weiß -beziehungsweise in Schwarz, Rot, Blau, Rosa und ein bisschen Grün -einteilen lässt. Ob diese Sichtweise richtig und zielführend ist, ist hingegen etwas anderes. Nicht alle Linken oder Rechten sind zu jeder Zeit gut oder böse (je nach persönlicher Vorliebe), nicht alle Berater oder Politiker sind immer ehrlich oder falsch.

Mehr als ein Gedankengut

Auch mit der Charakterisierung von politischen Mandataren machen es sich manche etwas zu einfach. Dies gilt im Besonderen für die Bewertung von Frauen, die sich für die Freiheitlichen engagieren. So ist natürlich bekannt, dass in einer Partei, in der sich unter 51 Mandaten nur elf Frauen, dafür aber 20 Korporierte, befinden, eine gewisses Gedankengut vorherrscht. Vor allem Verbindungsbrüder haben nach Einschätzung von Buchautor Hans-Henning Scharsach für Gleichberechtigung nur "Spott, Verachtung und Aggression" übrig.

© Trend Nikolaus Similache Auftrag Barbara Kappel

Dass unter FPÖ-Politikerinnen daher genau jene zu finden sind, die nicht aufmucken, ist für viele der logische Schluss. Oder vielleicht sogar dasselbe Gedankengut vertreten - wie das bei Regierungsverhandlerin Anneliese Kitzmüller, stellvertretende Obfrau der Mädelschaft Iduna Linz, der Fall sein dürfte. "Frauen sind sehr unterschiedlich", rückt Politikwissenschafterin Kathrin Stainer-Hämmerle dieses Bild zurecht. Auch wenn für FPÖ-Wähler die Gleichstellung der Geschlechter "eine ganz andere Wertigkeit hat als in der Sozialdemokratie oder bei den Grünen". Und doch geben sich gleich mehrere Frauen, die ins blaue Rampenlicht drängen, deutlich selbstbewusster als in der FPÖ allgemein üblich. So hat sich Karin Kneissl -bislang als Nahost-Auskennerin bekannt - vor drei Wochen selbst für den Posten als Außenministerin angeboten, so die Freiheitlichen dieses Ressort bekommen. Heinz-Christian Strache dazu: "Sie wäre ein Gewinn für Österreich. Sie ist eine absolute Topexpertin."

»Die FPÖ will trotz traditioneller Ansichten nach außen hin modern erscheinen«

Tatsächlich gibt es weit weniger qualifizierte Kandidaten für diesen Posten. Immerhin kann die 52-jährige Juristin und Arabistin auf Erfahrungen im Außenamt sowie im diplomatischen Dienst verweisen. Die FPÖ wolle damit "trotz traditioneller Ansichten nach außen hin modern erscheinen", sagt Stainer-Hämmerle. Die Berufung der in letzter Zeit vornehmlich als Publizistin und Vortragende tätigen Kneissl würde genau in diese Kategorie fallen: "Das Geschlecht steht hier nicht im Vordergrund", sagt die Politologin: "Kneissl könnte genauso gut ein Mann sein." Dazu passt, dass Kneissl mehrfach mit proeuropäischen Sagern und kritischen Bemerkungen zur arabischen Welt auffiel. Zudem war sie vier Jahre lang Gemeinderätin ihres Wohnortes Seibersdorf - pikanterweise auf einem ÖVP-Ticket, aber ohne Parteimitgliedschaft. Das ist auch die Bedingung, unter der sie für die FPÖ die Außenministerin geben würde.

Bundespräsidentschaft

Schon vor einem Jahr hatte Kneissl überlegt, in die Politik zu gehen. Damals sei sie gebeten worden, als Bundespräsidentin zu kandidieren, erklärte sie, "unter anderem seitens der FPÖ und auch privater Initiativen". Sie habe aber "sämtliche Angebote abgelehnt, da ich mir die Position der unabhängigen Analystin in den vergangenen 18 Jahren teils unter Entbehrungen erarbeitet habe", ist auf ihrer Homepage nachzulesen: "Ich bin zudem sehr froh, dass ich jeden Morgen mich aufs Neue inmitten meiner Vierbeiner erden kann. Dadurch habe ich Zeit zum Nachdenken."

Diese Nachdenkpause dürfte nunmehr beendet sein. Auch Barbara Kolm wird regelmäßig als mögliche Ministerin der Freiheitlichen gehandelt, in erster Linie für das Finanzoder Wirtschaftsministerium. Expertise dafür würde die 53-jährige Innsbruckerin genug mitbringen. Seit 17 Jahren leitet die Wirtschaftswissenschafterin das Friedrich August von Hayek Institut sowie das Austrian Economic Center in Wien. Ihr Hauptaugenmerk liegt dabei auf den Ideen des Neoliberalismus, die ihrer Meinung nach in einem krassen Gegensatz zum österreichischen Sozialstaat und den EU-Regulierungsmaßnahmen stehen. "Kolm sieht sich selber aber sicher nicht als eine Kämpferin für den Feminismus, sondern nur als eine Kämpferin für den Neoliberalismus", sagt Stainer-Hämmerle. Daher sei sie "mit allen solidarisch, die das gleiche ideologische Gebäude unterstützen".

Die Betriebswirtin kann wie Kneissl auf politische Erfahrung auf kommunaler Ebene verweisen, neun Jahre lang saß sie mit Unterbrechungen für die FPÖ im Innsbrucker Gemeinderat. Zudem gilt Kolm als Budgetexpertin, die national und international sehr gefragt ist. All das dürfte ins Wirtschaftsprogramm der FPÖ eingeflossen sein, das diesen Herbst präsentiert wurde und mehrheitlich aus der Feder von Kolm stammen soll. Dass die freiheitliche Führungsspitze viel von ihrer Expertise hält, zeigte sich 2016, als die Vielgereiste als Präsidentin für den Rechnungshof nominiert wurde -ein politischer Schachzug, der nicht von Erfolg gekrönt war. Barbara Kappel hat ihre Chancen nutzen können. 2000 fiel die heute 52-Jährige als Büroleiterin von FP-Nationalratspräsident Thomas Prinzhorn auf, sechs Jahre später machte sich die Ökonomin mit Austrian Technologies, einem Beratungsunternehmen für Technologietransfer, selbstständig. Die Wiener Landtagsabgeordnete wechselte 2014 für die FPÖ ins EU-Parlament. Die Tirolerin wird als mögliche Infrastruktur-oder Wirtschaftsministerin gehandelt.

Die nächste Generation

Dem Frauenbild, das viele freiheitlichen Mandatarinnen zuschreiben, entsprechen die gut ausgebildeten Kneissl, Kolm und Kappel ebenso wenig wie die 30-jährige Petra Steger. Seit vier Jahren ist die Studentin im Nationalrat. Dass ihr Vater Norbert Steger als früherer FPÖ-Obmann und Vizekanzler den familiären Weg in die Partei geöffnet hatte, ist gut möglich. Die für Sport-und Jugendagenden zuständige Politikerin bewies in der jüngsten Vergangenheit jedoch auch umfangreiches Wissen zu direkter Demokratie und Verfassung. Mit dieser offensiven Art von Parteiarbeit könnte sie - gemeinsam mit anderen Frauen ihrer Generation -ein Umdenken in der öffentlichen Darstellung der freiheitlichen Frauen einläuten.

Ein Puzzlestück des alten Schachteldenkens scheint aber weiter aktuell zu sein: Zum FPÖ-Frauenbild wollen alle vier Damen lieber gar nichts sagen.