Schöne Bescherung
nach dem Lockdown

Die Coronazahlen sinken, aber sinken sie schnell genug, um nach dem Lockdown alles aufzusperren? Wie Schulen und Handel den Anfang machen und wer noch warten muss, damit wir einen dritten Lockdown nach Weihnachten vermeiden.

von Politik - Schöne Bescherung
nach dem Lockdown © Bild: iStockPhoto

Wenigstens der Nikolaus weiß, was er am Ende des derzeit geltenden harten Lockdowns tun darf: Per Regierungsbeschluss wird er einen Tag früher als der Rest des Landes von den derzeit geltende Ausgangsbeschränkungen befreit und darf Geschenke austragen. Sebastian Kurz nimmt Anleihe bei Neuseelands Premierministerin Jacinda Ardern. Ihr Sager „Der Osterhase ist systemrelevant“ brachte ihr im Frühjahr große Sympathien. Für den Rest des Landes behielt die Regierungschefin die harten Restriktionen bei, um das Coronavirus komplett zu beseitigen. Das ist ihr fast gelungen.

Und Österreich? Als die Regierung am 14. November den harten Lockdown verkündete, wurde als Stichtag für Lockerungen der 7. Dezember angekündigt. Dann sollte die Zahl der täglichen Neuinfektionen wieder Richtung 1.000 gesunken sein, also jenen Wert von Mitte Oktober, bevor der rasante Anstieg der amtlichen Zahlen begann. Der Reproduktionsfaktor – also wie viele
Menschen eine infizierte Person ansteckt – sollte deutlich unter eins liegen. Würde dieses Ziel
erreicht, könnten die Schulen wieder öffnen und der Handel noch sein Weihnachtsgeschäft machen. Seither starren viele Menschen täglich auf die Zahlen. Stand Mittwoch 14 Uhr: 5.003 Neuinfektionen, eine Sieben-Tage-Inzidenz 417 von (Infektionen pro 100.000 Einwohner), ein R-Wert
von 0,83.

Können wir Corona bis 7. Dezember einigermaßen im Griff haben? Gelten dann für das Christkind die gleichen lockeren Regeln wie für den Kollegen Nikolaus? Und wie viele seiner Lieben darf man heuer um den Christbaum versammeln?

Die Prognosen

Der Statistiker Erich Neuwirth veröffentlicht täglich auf Twitter die wichtigsten Zahlen und Daten zur Infektionslage. Er hatte schon Wochen, bevor die Bundesregierung erst einen soften,
dann den harten Lockdown verordnete, gewarnt, dass die Lage in Österreich außer Kontrolle gerate. Nun wirft er für News einen Blick Richtung 7. Dezember. „Derzeit sinkt die Sieben-Tage-Inzidenz wöchentlich um rund 20 Prozent. Wenn es so weitergeht wären wir am 7. Dezember bei einem Wert von etwa 300.“ Dieser Annahme liegt zunächst „nur“ die Wirkung des soften Lockdowns ab 3. November zugrunde. Um den Erfolg des harten Lockdowns ab 17. November zu berechnen, der sich erst langsam in den Infektionskurven niederschlägt, zieht Neuwirth die noch strengeren – und von den Menschen genauer befolgten – Maßnahmen des Frühjahres heran. „Damals gab es in der besten Zeit einen Rückgang von 50 Prozent wöchentlich und wir würden auf eine Sieben-Tage Inzidenz von 116 kommen. Das ist allerdings eine sehr optimistische Annahme.“

Rechnet man diese Zahl auf tägliche Neuinfektionen um, kommt man auf rund 1.500.
Stefan Thurner vom Complexity Science Hub, das neben anderen Experten Prognosen für die
Regierung erstellt, geht ebenfalls davon aus, dass die täglichen Neuinfektionszahlen eher bei
2.000 denn bei 1.000 liegen werden, will aber das Erreichen eines solchen Werts nicht ganz ausschließen. „Sobald der R-Wert unter eins liegt, sind sehr große Schwankungen möglich.“ Was
dann aber auf keinen Fall passieren dürfe: „Dass wir nach dem 7. Dezember wieder so agieren wie
vor dem 3. November. Denn dann wären wir zu Weihnachten wieder bei 6.000 Neuinfektionen.“
Aufsperren also mit Augenmaß. „Alles, was man sich jetzt an Maßnahmen vermeintlich erspart,
muss man später durch schärfere Einschränkungen wieder nachholen“, warnt Thurner nachdrücklich.

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