Opernball 2016 wird
Retro-Ball mit Augenzwinkern

Wie die Eröffnung wird, wer singt, was man als Damen- und Herrenspende bekommt

Ein Retro-Ball mit Augenzwinkern: Der Opernball steht am 4. Februar ganz im Zeichen seines 60-Jahr-Jubiläums. Von der Eröffnung bis hin zum Blumenschmuck wird immer wieder an den ersten Ball nach dem Zweiten Weltkrieg erinnert. Für Chefin Desiree Treichl-Stürgkh heißt es Abschied nehmen, sie wird die Veranstaltung kommendes Jahr nicht mehr organisieren.

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Retro-Ball mit Augenzwinkern

"Als ich die Organisation des Balles übernommen habe, hatte ich eine ganz bestimmte Vorstellung davon, in welche Richtung sich der Ball entwickeln soll. Er sollte jünger, internationaler und hipper werden. Das habe ich, bei aller Bescheidenheit, voll und ganz umgesetzt", sagte Treichl-Stürgkh gegenüber der APA. Sie will sich nun mehr ihrer Familie, ihrer Tätigkeit als Verlegerin und neuen Medien-Projekten widmen. Als Nachfolgerin wird in der Gerüchteküche der Name Maria Großbauer, Ehefrau von Philharmoniker-Chef Andreas Großbauer, ganz heiß gehandelt. Weder Oper noch Großbauer wollten dies aber bisher bestätigen.

Opernsänger Placido Domingo singt

Treichl-Stürgkh will zu ihrem Abschied noch einmal "ein Prunkstück" inszenieren. Seitens der teilnehmenden Künstlern ist ihr das bereits wohl gelungen: Wurde heuer doch niemand geringerer als der spanische Star-Opernsänger Placido Domingo für die Eröffnung gewonnen. Er wird nicht nur "Da geh' ich zu Maxim" aus "Die lustige Witwe" von Franz Lehar und ein Duett mit der russischen Sopranistin Olga Peretyatko singen, sondern auch das Staatsopernorchester dirigieren.

So wird die Eröffnung

Bei der Eröffnung der Jungherren und Jungdamen wird dann eifrig aus der Geschichte des Balles zitiert: Die 144 Debütantenpaare werden zu einem Potpourri mit Ausschnitten der meistgespielten Eröffnungen der vergangenen 60 Jahre tanzen: die "Annen-Polka", die "Feuerfest-Polka", den Einzugsmarsch aus "Der Zigeunerbaron" und der "Radetzkymarsch". Zudem steht mit dem "Klipp-Klapp Galopp" erstmals keine Polka auf dem Programm der Komiteedarbietungen. Die traditionellen Teile wie die "Fächerpolonaise" von Carl Michael Ziehrer oder Johann Strauß' "An der schönen blauen Donau" bleiben bestehen. "Die Eröffnung soll richtig Lust zum Tanzen machen", sagte der verantwortliche Tanzlehrer Roman Svabek.

Lugner: Ruhe vor dem Sturm?

So beschwingt die Vorbereitungen für den Ball sind, so ruhig ist es heuer um Baumeister Richard Lugner. Lugner wird von der amerikanischen Schauspielerin Brooke Shields und dem niederländischen Rapper Mr. Probz begleitet. Ein genaues Programm für den Wien-Besuch von Shields gibt es noch nicht. Vertraglich ausgemacht sind neben dem Opernball-Besuch lediglich eine gemeinsame Pressekonferenz mit ihrem Gastgeber sowie eine Autogrammstunde in der Lugner City. "Es ist alles im grünen Bereich, keine Probleme", bilanzierte Lugner. Auch andere Gäste bringen Promis zum Ball. Die Familie Wess wird etwa von dem französischen Schauspieler Alain Delon begleitet.

Die Politik ist heuer stark vertreten. An der Spitze der Riege kommt Bundespräsident Heinz Fischer, heuer zum letzten Mal als Staatsoberhaupt. Er empfängt als Staatsgast den finnischen Präsidenten Sauli Niinistö mit dessen Frau Jenni Haukio. Von seinen potenziellen Nachfolgern dürfte nur Andreas Kohl das Staatsgewalze besuchen. Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) wird, nachdem er im Vorjahr wegen eines EU-Gipfels passen musste, wieder mit dabei sein. Auch Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (ÖVP) hat sein Kommen angekündigt.

Damen- und Herrenspende

Beim Opernball muss niemand mit leeren Händen nach Hause gehen: Die Damen- und Herrenspende in der Staatsoper sind dabei heuer musikalisch gehalten. Für die weiblichen Ballgäste gibt es standesgemäß die Filmmusik zum geliebten Kitschklassiker "Sissi", für die Männer das erste Werk des Vater-und-Sohn-Duos Pecoraro und Pecoraro, das vom emotionalen Gehalt in der gleichen Liga spielt.

Etwas verwirrend für den Filmfreund lautet der CD-Titel der cinematografischen Neueinspielung "Sisi. The Movie Trilogy Suite", trägt also den korrekten Spitznamen der einstigen Kaiserin im Namen, nicht den Doppel-S-Filmtitel. Für die Platte wurde der Originalscore des 1976 in Salzburg verstorbenen Anton Profes von Paul Hertel neu arrangiert. Der österreichische Komponist hat die einzelnen Teile der Originalpartitur zu drei kompakten Suiten komprimiert, die von Synchron Stage Orchestra unter Conrad Pope im neuen Tonstudio der einstigen Rosenhügelstudios eingespielt wurden. Große symphonische Klänge zu großen Gefühlen lassen die nostalgische Atmosphäre der drei Verfilmungen wiederauferstehen. Eine kleine Zeitreise mit Augenzwinkern.

Gefühliges anderer Art gibt es für den männlichen Teil der Ballbesucher. Die beiden Protagonisten der CD "For Us/Per Noi. Pecoraro & Pecoraro" kennen sich schließlich schon ihr ganzes Leben - sind sie doch Vater und Sohn. Papa Herwig ist nicht nur österreichischer Kammersänger, sondern als Präsident des Solistenverbandes eng in der Wiener Staatsoper verwurzelt. Sohnemann Mario hingegen hat sich als Popmusiker einen Namen gemacht. Nun gehen die beiden nicht nur im April auf Tournee durch Wien und Bregenz, sondern haben eben auch eine eigen Platte veröffentlicht, für die Mario Pop und Klassikelemente verschmilzt, während Tenor Herwig seine Stimme beisteuert. Das Ergebnis erinnert über weite Strecken an eine Mischung aus den Live-Aid-Charity-Hymnen der 80er-Jahre, das "König der Löwen"-Musical und die Platten von Andrea Bocelli. Pop meets eben Bombastklassik, wofür neben einer Popband das Slowakische Radio Symphonie Orchester und der Landesjugendchor Wien sorgen. (www.pecoraro-pecoraro.com)

Sicherheitslage nach den Terroranschlägen

Die schwierige Sicherheitslage nach den Terroranschlägen in Europa hat im Vorfeld medial zu Spekulationen über größere Sicherheitsmaßnahmen auf dem Ball geführt. Obwohl laut Innenministerium derzeit "in ganz Europa von einer erhöhten Gefährdungssituation" auszugehen ist, gibt es für den Ball aber keine spezielle Warnung. Seitens der Oper wird man allerdings - wie jedes Jahr - dafür Sorgen, dass sich die Gäste "wohl und sicher fühlen", wie Sprecher Andre Comploi sagte. Am Einzug der Gäste über den Roten Teppich vor dem Eingang wird festgehalten.

Opernball im TV

In ORF2 steht am 4. Februar der gesamte Hauptabend ab 20.15 Uhr im Zeichen des Balles. Als Moderatoren sind heuer Alfons Haider, Mirjam Weichselbraun und Barbara Rett dabei. Vergangenes Jahr wurde die Eröffnung von 1,35 Millionen Zusehern verfolgt.

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