Rasches Nachverfolgen der
Corona-Kontaktpersonen nötig

Corona: Forscher betonen Wichtigkeit von Frühscreening und Nachverfolgen der Kontakte sowie Einzel-Quarantäne der Betroffenen

von
Coronavirus - Rasches Nachverfolgen der
Corona-Kontaktpersonen nötig

Coronafälle früh zu erkennen, aggressives Nachverfolgen ihrer Kontakte und beide Gruppen strikt vom Rest der Bevölkerung zu isolieren, sind ebenso wichtig wie Reiseverbote und Selbstisolierung, erklären Forscher im Fachblatt "Journal of Travel Medicine". Damit behielt man in Singapur die Epidemie im Griff trotz anfangs vieler Corona-Fälle und ohne große Einschränkungen des Alltagslebens.

Alle aktuellen Entwicklung zum Coronavirus in Österreich lesen Sie hier

Der Stadtstaat Singapur ist ein wichtiger Reise-Knotenpunkt in Südostasien und war einer der ersten, der von Covid-19 heimgesucht wurden. Im Februar gab es dort zeitweise die meisten Fälle außerhalb Chinas, so die Forscher um Vernon Lee von der School of Public Health in Singapur. Obwohl das frühe Einschleppen der Krankheit einige lokale Infektions-Ketten verursachte, nahm die Zahl der Erkrankten aber bisher "nur" stetig zu und nicht exponentiell, erklären sie. Das wäre vor allem auf umfassende Maßnahmen zurückzuführen, so viele Fälle so früh wie möglich zu erkennen und die Betroffenen einzeln zu isolieren.

Die Pandemie habe das Land nicht unvorbereitet getroffen. Nachdem Singapur eine der am stärksten betroffenen Regionen des SARS-Ausbruchs 2003 war, gab es unter anderem einen nationalen Pandemie-Plan sowie eine spezielle Infektionskrankheiten-Klinik (National Centre for Infectious Diseases). Bevor noch der erste Corona-Fall in Singapur bekannt war, habe man schon mit dem Krisenmanagement begonnen.

14 Tagen Quarantäne

Mit unterschiedlichen Strategien versuchte man, so viele Covid-19 Fälle wie möglich zu identifizieren, erklären die Forscher. Die Mediziner testeten zum Beispiel jeden Lungen-Patienten in Krankenhäusern und der Primärversorgung. Alle bestätigten Fälle sowie Verdachtsfälle wurden sofort in Krankenhäusern isoliert. Ihre Kontakte bis 14 Tage vor den ersten Symptomen wurden nachverfolgt. Erstens wollten die Mediziner und Behörden damit die Infektionsquelle finden, zweitens die weitere Ausbreitung über diese Personen verhindern. Nahe Kontakte von Corona-Infizierten wurden ebenfalls zu 14 Tagen Quarantäne verpflichtet, die anderen regelmäßig per Telefon kontrolliert.

Coronavirus: Ausnahme-Maßnahmen in Österreich im Überblick

Um die Einhaltung der Maßnahmen zu erleichtern und Härtefälle zu verhindern, gab es ökonomische Unterstützung für die Betroffenen, gleichzeitig drohten Strafen bei Nichteinhaltung. Bei den noch nicht Betroffenen habe man an die soziale Verantwortung appelliert und auf Information gesetzt: In Print- und Rundfunk- sowie Sozialen Medien hätten die Behörden über wichtige Methoden wie Hände-Waschen informiert, aufgerufen, früh medizinische Betreuung in Anspruch zu nehmen, und zu Hause zu bleiben, wenn man sich nicht wohl fühlt. Falschinformation habe man richtig gestellt.

Singapur führte im Gegensatz zu den meisten anderen Ländern keine Schulschließungen oder andere große soziale Distanzierungsmaßnahmen ein, so die Forscher. Es sei also offensichtlich möglich, ohne sehr große Einschnitte im Sozialleben mit einem Bündel von anderen aufwendigen Maßnahmen die exponentielle Ausbreitung von Covid-19 zu verhindern. Sie räumen aber auch ein, dass es ungewiss ist, dies auf längere Zeit zu gewährleisten: Erstens würden sich immer mehr Übertragungs-Ketten bilden, und es immer mehr unentdeckte Fälle geben, je länger der Ausbruch andauert. Zweitens sind das Nachverfolgen und die Quarantänemaßnahmen sehr Ressourcen-intensiv, und daher langfristig schwer machbar. Drittens würden durch die globale Ausbreitung des Virus neue Infektionswellen durch importierte Fälle drohen.

Auch ein Team aus US-amerikanischen und chinesischen Forschern um Burton Singer von der University of Florida (USA) kam bei der Analyse, wie effizient Reise-Beschränkungen gegen die Corona-Ausbreitung sind, zu dem Schluss, dass "rasches Nachverfolgen der Kontakte essenziell ist, um die Ausbreitung von Mensch zu Mensch zu beschränken. Die Studie erschien im Fachjournal "Pnas".

Kommentare