Messerattacke in Paris:
Terror nicht ausgeschlossen

Eine tödliche Messerattacke in der Pariser Polizeipräfektur mit insgesamt fünf Toten gibt weiter Rätsel auf. "Wir haben keine Hinweise auf eine mögliche Radikalisierung des Täters", sagte Regierungssprecherin Sibeth Ndiaye am Freitag dem Sender FranceInfo. Sie reagierte damit auf Berichte, nach denen der Angreifer 2017 zum Islam konvertiert sei.

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Frankreich - Messerattacke in Paris:
Terror nicht ausgeschlossen

"Nur weil Sie ein Muslim sind, bedeutet das nicht, dass Sie ein Terrorist sind", sagte Ndiaye. Der 45 Jahre alte Mitarbeiter des Polizeihauptquartiers im Herzen von Paris hatte am Donnerstag vier Menschen mit einem Messer getötet und war dann erschossen worden. Bei den Opfern soll es sich um drei Männer und eine Frau handeln. Der in dieser Form beispiellose Fall löste in Frankreich Entsetzen und Trauer aus. Staatschef Emmanuel Macron und Regierungsmitglieder waren am Donnerstag an den Tatort gekommen, um mit Mitarbeitern zu sprechen.

»Nur weil Sie ein Muslim sind, bedeutet das nicht, dass Sie ein Terrorist sind«

Terroristischer Hintergrund nicht ausgeschlossen

Ein terroristischer Hintergrund sei nicht ausgeschlossen, allerdings gebe es zu diesem Zeitpunkt der Ermittlungen keine Anhaltspunkte dafür, betonte Regierungssprecherin Ndiaye. Medien zufolge war der Hintergrund ein interner Konflikt innerhalb der Polizeibehörde.

Berichten zufolge war der 45-Jährige in der als sensibel geltenden Abteilung "Direction de renseignement" der Polizeibehörde eingesetzt - in dieser Abteilung geht es unter anderem um den Kampf gegen Terrorbedrohungen. Er sei ein Informatiker in dieser Abteilung gewesen und habe seit 1993 bei der Polizei gearbeitet, sagte Loic Travers von der Polizeigewerkschaft Alliance dem Sender BFMTV. Er sei ein vorbildlicher Beamter gewesen, der von seinen Kollegen sehr geschätzt worden sei.

Angreifer soll Stimmen gehört haben

Der Wohnsitz des mutmaßlichen Täters war am Donnerstag durchsucht worden, sagte Chefermittler Remy Heitz. Wie Justizkreise ergänzten, wurde seine Frau in Polizeigewahrsam genommen. Die Tat ereignete sich laut Innenminister Christophe Castaner am Donnerstag zwischen 12.30 und 13.00 Uhr. Er sprach von einem "mörderischen Lauf". Der Beschuldigte habe ein Keramikmesser benutzt, hieß es beim Sender BFMTV. FranceInfo berichtete unter Berufung auf Polizeikreise, der Täter habe nach Angaben seiner Frau vor der Attacke "Visionen gehabt" und "Stimmen gehört". Der Vater von zwei Kindern im Alter von drei und neun Jahren war schwerhörig und galt als behindert.

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Die Durchsuchung der Wohnung brachte nach Angaben der Ermittler keine Hinweise auf eine Radikalisierung. Weitere Erkenntnisse erhoffte sich die Polizei von der Auswertung seines Computers.

Nach dem Angriff waren am Donnerstagnachmittag große Teile der Seine-Insel Ile de la Cite, auf der sich das Polizeihauptquartier befindet, abgesperrt. Viele Brücken über die Seine auf die Insel waren geschlossen und wurden von schwer bewaffneten Polizisten gesichert. Anrainer kamen nicht in ihre Wohnungen. Touristen, die Sehenswürdigkeiten wie die Notre-Dame-Kathedrale auf der Insel besuchen wollten, zeigten sich irritiert. Viele hatten gar nicht mitbekommen, was passiert war.