Das deutsche Duell
könnte ein Vorbild sein

Das deutsche Duell um die künftige Kanzlerschaft verlief überraschend lebendig. Gerfried Sperl vergleicht es mit den bisherigen TV-Debatten in Österreich.

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könnte ein Vorbild sein © Bild: John MACDOUGALL / AFP

Obwohl das Flüchtlingsthema im deutschen Wahlkampf nur eine Nebenrolle spielt, brauchte es im TV-Duell zwischen Angela Merkel und Martin Schulz eine Stunde, bevor man zu anderen Fragen fand. Da war der SPD-Herausforderer am aggressivsten, ansonsten spielten beide auf groß-koalitionär.

Erstaunlich, dass beide – Gegner einer totalen Abschottung Europas gegenüber Flüchtlingen - mit ihrer differenzierten Position hohe Zustimmungsraten erhielten. In Österreich glauben ja fast alle, insbesondere Kurz und Strache, mit totaler Härte punkten zu müssen.

Im Vergleich zu den bisherigen TV-Debatten ist klar, dass die österreichische Spitzenpolitik stärker zu den Positionen Ungarns neigt. Die EU-Nähe war in Berlin größer.

In der Politik gegenüber dem türkischen Staatschef Erdogan nähert sich die deutsche Führung der österreichischen Haltung. Schulz (bisher ein Gegner des Verhandlungsabbruchs) verlangte einen radikalen Schnitt. Merkel folgte ihm. Zögerlich, aber doch – im Wissen freilich, dass der in Wien so geschätzte ungarische Regierungschef Orban in der Abbruchfrage nicht zustimmen würde.

Für den ORF-Moderator Tarek Leitner musste es wohltuend gewesen sein, dass im Unterschied zu den Gegenüber in Wien sowohl Merkel als auch Schulz auf Fragen der Journalisten mit wenig Ausnahmen geantwortet haben. Ausweichen, herumreden ist etwas, das unsere „Volksvertreter“ neben anderen Untugenden mit ihren italienischen Kollegen gemein haben.

Insgesamt der Befund: Das deutsche Duell könnte ein Vorbild sein für die noch folgenden österreichischen TV-Debatten.

Gerfried Sperl
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