Nordkorea verpflichtet sich
zu Denuklearisierungsprozess

US-Präsident Donald Trump hat das Gipfeltreffen mit Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un als Erfolg bezeichnet.

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    Es ist wohl der wichtigste Handschlag des Jahres. Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un und US-Präsident Donald Trump reichten sich am Dienstag in Singapur gleich zwei Mal die Hände.

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    Beide Politiker wirkten zunächst sehr ernst und konzentriert, als sie aufeinander zuschritten und sich die Hände gaben. Der Handschlag dauerte rund 13 Sekunden.

US-Präsident Donald Trump und Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un haben sich auf ihrem historischen Gipfel in Singapur auf eine Vereinbarung geeinigt. "Es ist besser gelaufen, als irgendjemand hätte erwarten können, Spitzenklasse", sagte Trump nach Abschluss ihrer Gespräche am Dienstag.

Staatschefs von USA und Nordkorea unterschrieben Dokument

US-Präsident Donald Trump und Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un haben auf ihrem historischen Gipfel in Singapur ein Dokument unterzeichnet. "Die Welt wird große Veränderungen sehen", sagte Kim. Trump sagte, er erwarte sehr bald den Beginn des Denuklearisierungsprozesses in Nordkorea.

Nordkorea verpflichtete sich zu Denuklearisierungsprozess

Die USA und Nordkorea haben sich auf gemeinsame Bemühungen zu einer "vollständigen Denuklearisierung" der Koreanischen Halbinsel verständigt. Das geht aus einem Dokument hervor, das US-Präsident Donald Trump und Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un am Dienstag bei ihrem historischen Gipfel in Singapur unterzeichneten. Trump sagte Nordkorea zudem Sicherheitsgarantien zu.

Kim nach Washington eingeladen

Er sei sehr stolz darauf, was am Dienstag geschehen sei, sagte Trump bei der Unterzeichnungszeremonie mit Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un in Singapur nach dem vierstündigen Gipfel. Er bezeichnete die erzielte Vereinbarung als "umfassend". Er lud Kim ins Weiße Haus nach Washington ein. Er werde Kim viele Male treffen, sagte Trump.

Die USA und Nordkorea wollen ihre Beziehungen auf eine neue Grundlage stellen. Mit neuen Beziehungen solle dem Wunsch beider Völker nach "Frieden und Wohlstand" entsprochen werden, so die gemeinsamen Vereinbarung weiter, die US-Präsident Donald Trump und Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un bei ihrem Gipfel am Dienstag in Singapur unterzeichneten.

»Wir haben eine sehr besondere Verbindung aufgebaut«

Trump sagte, die Gipfelgespräche seien deutlich besser verlaufen als erwartet. "Kim ist ein sehr talentierter Mann", erklärte er. "Wir haben eine sehr besondere Verbindung aufgebaut." Es handelt sich um das erste Treffen eines amtierenden US-Präsidenten mit einem nordkoreanischen Machthaber.

Der Korea-Krieg vor 65 Jahren mit Nordkorea und China auf der einen und einer US-geführten UNO-Streitmacht und Südkorea auf der anderen Seite endete nur mit einem Waffenstillstandsabkommen, aber ohne Friedensvertrag. Formell gibt es zwischen Nordkorea und den USA bis heute keine diplomatischen Beziehungen.

Die nordkoreanische Delegation verließ unterdessen den Ort des Gipfels auf der Insel Sentosa.

Mit ihrer persönlichen Begegnung im Luxushotel "Capella" auf der Insel Sentosa wollen beide Politiker nach ihrem anfangs angespannten und teils offen feindlichen Verhältnis einen Neuanfang wagen. Es geht um den Abbau der Atomrüstung in Nordkorea, eine Friedenslösung für die Koreanische Halbinsel sowie Wirtschaftshilfe für das weithin isolierte, stalinistisch regierte Nordkorea.

»Alte Praktiken und Vorurteile haben gegen uns gearbeitet«

Diktator Kim machte deutlich, ein neues Kapitel in den angespannten Beziehungen zu den USA aufschlagen zu wollen. "Es war nicht einfach, hierherzukommen", sagte Kim, als sie sich zu einer persönlichen Unterredung nur mit Übersetzern in der Bücherei des Hotels niederließen. "Alte Praktiken und Vorurteile haben gegen uns gearbeitet. Aber wir haben sie alle überwunden. Und jetzt sind wir hier."

Auch Trump äußerte sich positiv. "Wir werden ein großartiges Verhältnis haben, kein Zweifel." Auch zeigte der US-Präsident in der ihm eigenen Art mit dem Daumen nach oben. "Wir werden ungemein erfolgreich sein." Nordkoreas Machthaber reagierte nicht auf mehrere zugerufene Fragen, ob er tatsächlich atomar abrüsten wolle.

Der historische Handschlag

Trump und Kim hatten sich zum Auftakt vor jeweils sechs Flaggen der USA und Nordkoreas in dem Kolonialbau den Kameras gestellt. Bei dem 13 Sekunden dauernden, historischen Handschlag wirkten beide Politiker ernst und angespannt, doch fasste Trump seinem Gegenüber freundschaftlich kurz an die Schulter. Das Treffen hat für Nordkorea immensen symbolischen Wert. Es signalisierte, mit der Supermacht USA auf gleicher Augenhöhe zu stehen.

Nach der ersten Unterredung über 38 Minuten kamen beide in größerer Runde auch mit den Außenministern Mike Pompeo, Stabschef John Kelly und Sicherheitsberater John Bolton zusammen. "Es liegen Herausforderungen vor uns, doch wir werden mit Trump zusammenarbeiten", sagte Kim vor dem Treffen. "Wir haben alle Arten der Skepsis und Spekulationen um diesen Gipfel überwunden, und ich glaube, das ist gut für den Frieden."

Auf nordkoreanischer Seite nahmen der berüchtigte frühere Geheimdienstchef und einflussreiche Berater General Kim Yong-chol sowie Außenminister Ri Yong-ho an den Beratungen teil. Anschließend kamen beide Delegationen zu einem Arbeitsessen zusammen. Für den Nachmittag waren ursprünglich keine weiteren Gespräche mehr geplant.

Abrüstung Nordkoreas?

Ob eine grundsätzliche Einigung auf die atomare Abrüstung Nordkoreas oder zumindest auf einen Fahrplan für den weiteren Prozess gefunden worden ist, blieb bisher unklar. Der erste Gipfel beider Länder wird von großen Hoffnungen begleitet. Der Streit um Nordkoreas Atomwaffenprogramm ist einer der gefährlichsten Konflikte der Welt. Kim gibt vor, dass seine Raketen mit Atomsprengköpfen das US-Festland treffen können.

In einem wütenden Tweet wies Trump am frühen Morgen seine Kritiker zurecht. "Wir haben unsere Geiseln (zurück), die Tests, die Forschung und alle Raketenabschüsse sind gestoppt", schrieb Trump. "Und diese Experten, die mir von Anfang an Fehler vorwarfen, haben nichts anderes zu sagen", fuhr er fort. "Wir werden okay sein." Mit dem Hinweis auf die Geiseln bezog sich Trump auf drei US-Bürger, die im Mai aus der Haft in Nordkorea freigelassen worden waren.

In US-Medien waren zuvor Zweifel aufgekommen, ob die USA bei dem Gipfel mit Kim entscheidende Fortschritte erzielen können. So wurde spekuliert, die USA könnten bei den Nordkoreanern gegen eine Wand laufen. Trump hatte erklärt, er werde bereits am Dienstagabend wieder nach Hause fliegen. In früheren Planungen war von Mittwoch die Rede gewesen.

»Wenn sich die Diplomatie nicht in die richtige Richtung bewegt, werden die Sanktionen verschärft«

"Eine vollständige, überprüfbare und unumkehrbare Denuklearisierung auf der koreanischen Halbinsel ist das einzige Ergebnis, das die USA akzeptieren werden", gab Außenminister Pompeo als Messlatte vor. "Wenn sich die Diplomatie nicht in die richtige Richtung bewegt, werden die Sanktionen verschärft." Nach dem Eklat am Wochenende auf dem Gipfel der sieben großen Industrienationen (G-7) in Kanada stand Trump zusätzlich unter Druck, einen Erfolg vorzuweisen.

Nie zuvor ist ein amtierender amerikanischer Präsident mit einem Führer des isolierten Landes zusammengetroffen. Das Treffen ist schon deswegen heftig umstritten, weil Kim sein Land diktatorisch regiert, massiv gegen Menschenrechte verstößt und nach Schätzungen der US-Regierung 80 000 bis 120 000 Menschen in teils schlimmen Verhältnissen in Arbeitslagern gefangen hält.

65 Jahre nach Ende des Korea-Krieges und 70 Jahre nach Gründung Nordkoreas streben beide Seiten als Grundlage für die atomare Abrüstung auch eine Friedenslösung an. Damals wurde nur ein Waffenstillstandsabkommen besiegelt. Insbesondere Nordkorea wünscht sich vertragliche Vereinbarungen, dass die Führung in Pjöngjang nicht durch einen Angriff gestürzt wird.

Nordkoreas Machthaber sucht außer starken Sicherheitsgarantien eine Aufhebung der scharfen Sanktionen, welche die Vereinten Nationen und auch die USA auch einseitig als Reaktion auf seine Atom- und Raketentests verhängt haben. In einem Entgegenkommen hatte Kim im April einen Atom- und Raketenteststopp erklärt und verkündet, sich künftig auf die Wirtschaftsentwicklung konzentrieren zu wollen.

Politisch will Nordkorea diplomatische Beziehungen zu den USA. Auf dem Gipfel könnte eventuell verkündet werden, dass die USA als ersten Schritt zunächst eine Vertretung in Pjöngjang einrichten könnte. Da der Kriegszustand seit dem Ende des Korea-Krieges 1953 völkerrechtlich nie beendet wurde, wäre ein Friedensvertrag nötig, um die Sicherheitsbedürfnisse zu befriedigen. Nordkorea schlägt zur Lösung des Atomkonflikts ein "synchrones" und "phasenweises" Vorgehen vor.

Den USA geht es auch darum, dass Pjöngjang seine Langstreckenraketen sowie jene Raketen mit kürzerer Reichweite beseitigt, die zwar nicht die USA, aber Südkorea oder Nachbarn wie Japan treffen können.

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