Positive Bilanz nach
letzter U-Ausschusssitzung

Pilz nicht zu Sitzung zugelassen - Eurofighter-Vorwürfe zurückgewiesen

Eine positive Bilanz haben nach der letzten Sitzung des Eurofighter-U-Ausschusses am Dienstag alle Beteiligten gezogen. Der Ausschussvorsitzende Karlheinz Kopf (ÖVP) räumte bei der Pressekonferenz lediglich ein, dass die zeitliche Frist zur Absage so mancher Auskunftsperson geführt hat. Vorwürfe von Airbus, man habe "verfassungswidrig" gehandelt, wies Verfahrensrichter Ronald Rohrer zurück.

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Eurofighter - Positive Bilanz nach
letzter U-Ausschusssitzung

90 Sitzungsstunden wurden absolviert, 1,5 Millionen Seiten an Unterlagen durchgearbeitet, am Dienstag trafen die Abgeordneten zu einer letzten formalen Sitzung zusammen und die Stimmung vor dem Sitzungssaal in der Hofburg erinnerte ein bisschen an einen letzten Schultag. Kopf zog nach dem Treffen eine positive Bilanz, denn die neue Verfahrensordnung habe sich bewährt und die Befragungen seien "sehr diszipliniert, sachlich, zielgerichtet und effizient" abgelaufen. Der Ausschuss habe jedoch aufgrund der vorgezogenen Neuwahl frühzeitig beendet werden müssen. Nur zwei der vier Kapiteln konnte damit behandelt werden, so Kopf.

»Ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss ist keine Ersatzstaatsanwaltschaft und auch kein Strafgericht«

Er konnte dem Zeitdruck aber auch Positives abgewinnen, denn so habe man sich auf das wesentliche konzentriert, sowohl bei der Auswahl der Auskunftspersonen als auch beim Fragenstellen. Aufgrund der zeitlichen Begrenzung sei es aber auch zum Ausfall einzelner Auskunftspersonen gekommen: "Das hat sich aber in Grenzen gehalten." "Ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss ist keine Ersatzstaatsanwaltschaft und auch kein Strafgericht. Die Erwartungshaltung, die auch in der Öffentlichkeit entsteht, muss man korrigieren. Was wir untersuchen, ist die politische Verantwortung", betonte der Zweite Nationalratspräsident einmal mehr. Bewährt hat sich aus seiner Sicht auch die Funktion des Verfahrensrichters. Kopf streute Rohrer Rosen, denn dessen Bericht sei nicht nur vollständig, sondern erfülle auch die juristischen Ansprüche.

Zuletzt war noch offen, wie mit dem Bericht des mittlerweile aufgelösten Team Stronach umgegangen wird. Da die Fraktion an allen Befragungen teilgenommen hat und auch ihren Bericht zum Zeitpunkt des Bestehens eingebracht hat, wurde dieser dem Abschlussbericht angehängt, erklärte Kopf. Eine inhaltliche Bewertung gab es vom Vorsitzenden nicht, er bedankte sich jedoch bei allen Beteiligten, vor allem den Mitarbeitern im Hintergrund, für ihren Einsatz.

Keine parteipolitischen Differenzen

Verfahrensrichter Rohrer übte seine Funktion das erste Mal aus und erklärte, er sei sehr neugierig an die Aufgabe herangegangen. Im Rückblick zeigte er sich von der Arbeit der Abgeordneten beeindruckt: "Meine Hochachtung", sie seien vorbereitet gewesen und hätten gute Fragen gestellt. Auch sei die Vorsitzführung von Kopf sehr ausgleichend gewesen. Rohrer bestätigte außerdem, dass es keine geschwärzten Akten gegeben habe und die Ministerien weitestgehend alles wichtige vorgelegt haben. Es habe auch keine Einflussnahme auf das Ergebnis gegeben. Im Ausschuss habe es auch keine parteipolitischen Differenzen gegeben, meinte Rohrer.

SPÖ-Fraktionsführer Otto Pendl zeigte sich über die neue sachliche Zusammenarbeit im Ausschuss erfreut, zumal dem neuen Gesetz eine "mühsame politische" Diskussion vorangegangen sei. Darüber, dass es für Auskunftspersonen aufgrund des Ablaufdatums einfach gewesen sei, nicht zu erscheinen, werde man voraussichtlich in der morgigen Nationalratssitzung diskutieren, so Pendl.

Gabriele Tamandl (ÖVP) hob zwei aus ihrer Sicht zentrale Ergebnisse des Ausschusses hervor. Zum einen soll es einem Minister nicht möglich sein, ohne Einbezug der Finanzprokuratur oder des Finanzministeriums Abschlüsse zu tätigen. Zum anderen lehnt sie Gegengeschäfte nicht per se ab, diese sollen aber den Partner nicht überfordern. Das Volumen in diesem Fall bei 200 Prozent anzusetzen sei "sehr ambitioniert" gewesen und habe beim Vertragspartner zu "Scharmützel" geführt, meinte Tamandl.

FPÖ-Fraktionschef Walter Rosenkranz betonte ebenfalls, dass die Finanzprokuratur intensiver eingesetzt werden müsste. Auch er ist zwar für Gegengeschäfte, seien diese doch für den Wirtschaftsstandort wichtig, es brauche aber Transparenz. Rosenkranz kritisierte außerdem, dass Externe mit der Erstellung von Gutachten beauftragt werden, damit sie der jeweiligen Meinung entsprächen.

Die Grünen wurden vom bisherigen Ersatzmitglied Werner Kogler vertreten - Peter Pilz, der frühere Fraktionschef ist aus der Partei ausgetreten, war jedoch während der gesamten Sitzung anwesend, allerdings vor dem Saal. Kogler merkte in seinem Resümee an, dass die Verantwortung der früheren Minister Martin Bartenstein und Reinhold Mitterlehner (beide ÖVP) stärker betont werden sollte. Er sah auch die Gegengeschäfte kritischer, diese seien grundsätzlich hintanzuhalten. Auch sollten Lobbyisten ausgeschlossen werden, forderte der Mandatar und sah sich hier in früherer Kritik bestätigt. "Die wichtigste Empfehlung: Mehr Transparenz ist mehr als die halbe Miete." Kogler fürchtet jedoch, dass von den Empfehlungen wenig umgesetzt wird.

"Sauerei gegenüber dem Steuerzahler"

"Es war eine Sauerei gegenüber dem Steuerzahler", fasste NEOS-Mandatar Michael Bernhard sein Resümee zusammen und forderte Konsequenzen, damit so etwas nicht mehr passieren kann. Er drängte auf eine Cooling off-Phase für ehemalige Regierungsmitglieder und mehr Geld für die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft. Zentral seien auch Mindeststrafen für Bestechung und Bestechlichkeit.

Bernhard sprach sich auch klar für die Neueinsetzung des U-Ausschusses nach der Nationalratswahl aus. Rosenkranz zeigte sich hier etwas zurückhaltender und meinte, man sollte dem Steuerzahler keinen Ausschuss zumuten, wenn nur Personen vorgeladen werden, die sich aufgrund von Strafverfahren entschlagen können. Auch verwies er auf die internationalen Geldflüsse und daher fehlende Unterlagen. Er empfiehlt daher, "das zu tun, was wir können, aber keinen U-Ausschuss aus Jux und Tollerei", dies würde nichts bringen. Der Freiheitliche geht aber davon aus, dass seine Fraktion im neuen Parlament so viele Abgeordnete haben wird, dass sie das für die Einsetzung nötige Viertel selbst stellen kann. SPÖ und ÖVP gingen beide davon aus, dass es zu einer Weiterführung kommt. Kogler erklärte, es sollten noch Zeugen einvernommen werden, es spreche somit vieles für eine Fortführung.

Airbus-Vorwürfe zurückgewiesen

Verfahrensrichter Rohrer wies den Vorwurf von Airbus zurück, wonach er im Abschlussbericht "inhaltlich falsch" und "verfassungswidrig" gehandelt habe. Man habe sich viel eher den Kopf darüber zerbrochen, "wie weit wir gehen dürfen". Es seien "keineswegs Kompetenzlinien überschritten worden", sondern habe politische Verantwortung festgestellt. Dazu gehöre auch die Identifizierung und Klärung von Geldflüssen: "Und ein Fluss hat nicht nur ein Ende, sondern auch einen Anfang. In diesem Bereich durften wir zweifelsohne tätig bleiben." Auf die Frage, ob Airbus eindeutig illegal gehandelt habe, betonte Rohrer, der Ausschuss sei kein Straf- und Zivilgericht.

Auch Kopf erklärte zu den Vorwürfen von Airbus, der Verfahrensrichter fasse in seinem Bericht lediglich zusammen, was bei den Befragungen und aus den Akten zutage kommt: "Aber der Abschlussbericht ist kein Gerichtsurteil und die Fraktionsberichte schon gar nicht." Die Arbeit des Ausschusses sei somit "legitim" gewesen. Eine inhaltliche Bewertung von Kopf gab es nicht.

Rosenkranz erkannte in den jüngsten Aussagen des Unternehmens lediglich "Theaterdonner" und sieht den Versuch der Einschüchterung, dies habe mit einer rechtlichen Beurteilung "nicht viel zu tun". Man habe sich viel eher gewünscht, dass Eurofighter seine Standpunkte im Ausschuss darlegt.

Pilz nicht zur Sitzung geladen

Nicht in die Ausschusssitzung geladen waren Peter Pilz und auch die frühere SPÖ-Abgeordnete Daniela Holzinger. Kogler hatte hierfür zwar einen Antrag gestellt, dieser fand jedoch keine Mehrheit. Die beiden standen jedoch während der gesamten Pressekonferenz mit etwas Abstand neben den PK-Teilnehmern. Im Anschluss stellte sich dann auch Pilz noch einmal vor die Medien und zeigte sich "etwas verwundert über den Rückfall von einem Abgeordnetenparlament in ein Regierungsparlament". Dass man ihn nicht teilnehmen ließ zeige, "dass man uns ernst nimmt und fürchtet". In der Sitzung hätte er etwa Vorschläge für künftige Beschaffungsvorgänge machen wollen, auch fordert er Strafanzeigen für Auskunftspersonen, "die uns belogen haben". Es habe sich jedoch um eine Entscheidung der Parteispitzen gehandelt, zeigte sich Pilz überzeugt. "Wenn Kern, Kurz und Strache beschlossen haben, vom ORF bis zum Parlament davonzulaufen, wünsche ich einen guten Lauf. Wir sehen uns im nächsten Parlament wieder." Der Abgeordnete rechnet außerdem zu hundert Prozent mit der Fortführung des U-Ausschusses, um die Verantwortung von ÖVP und FPÖ bei Vertragsabschluss zu klären.

SPÖ und ÖVP begründeten die Absage an Pilz mit formalen Gründen. Man habe kein Präjudiz schaffen wollen, hieß es.