Coronavirus: WHO
berät über Notstand

Sieben Österreicher warten in Provinz Hubei auf Evakuierung

Die Weltgesundheitsbehörde WHO berät angesichts der Ausbreitung des neuartigen Coronavirus erneut darüber, ob sie einen weltweiten Gesundheitsnotstand ausrufen soll. Der Notfallausschuss kommt diesen Donnerstag hinter verschlossenen Türen zusammen, wie WHO-Generalsekretär Tedros Adhanom Ghebreyesus in Genf ankündigte. In China ist die Zahl der Todesfälle indes um 38 auf 170 gestiegen.

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Das Team aus 16 Experten hatte sich zuletzt zweimal dagegen entschieden, einen internationalen Notfall zu erklären. Damit wären schärfere Maßnahmen zur Bekämpfung des Ausbruchs verbunden. Ghebreyesus sagte, die Verbreitung des Virus vor allem von Mensch zu Mensch in einigen Ländern wie Deutschland bereite der UNO-Behörde Sorgen. In Deutschland sind vier Fälle in Bayern bestätigt. Während am Mittwoch in der Steiermark drei neue Verdachtsfälle bekannt wurden, ist in Finnland die erste Infektion bestätigt wurden.

Österreicher in China bald ausgeflogen

In der stark vom neuen Coronavirus betroffenen chinesischen Provinz Hubei befinden sich weiterhin noch sieben Österreicher. Diese sollen aber in "den nächsten Tagen" ausgeflogen werden, sagte Außenministeriums-Sprecher Peter Guschlbauer. Geplant ist eine Ausreise noch vor dem Wochenende.

Das genaue Vorgehen wird noch mit europäischen Partnerländern abgestimmt. Es sei etwa möglich, sich an einen der Spezialflüge anzuschließen, die etwa von Deutschland und Frankreich organisiert werden, meinte Guschlbauer. Die Art und Weise der Ausreise entscheidet auch über das weitere Vorgehen mit den Betroffenen. Ob diese - wie es etwa Großbritannien plant - dann in Quarantäne genommen oder in einer Spezialklinik untersucht werden, konnte Guschlbauer noch nicht sagen.

Neuer Verdachtsfall in Wien

In Wien gibt es einen neuen Coronavirus-Verdachtsfall. Eine Philippinen befindet sich mit leichten Symptomen im Kaiser-Franz-Josef-Spital. Sie hatte sich in der Nacht auf Donnerstag ins Krankenhaus begeben, hieß es aus dem Wiener Krankenanstaltenverbund (KAV). Die Frau war bereits am 20. Jänner von Hongkong nach Wien gereist. Nunmehr entwickelte sie grippeähnliche Symptome und hatte am Donnerstag unter anderem leichtes Fieber. Die Frau ist bereits der sechste Verdachtsfall in Wien. Bei den vorherigen fünf gab es in allen Fällen nach Test Entwarnung.

Auch in Kärnten ist ein neuer Coronavirus-Verdachtsfall gemeldet worden. Wie das Land Kärnten in einer Aussendung mitteilte, handelt es sich bei dem Betroffenen um einen Mann aus dem Bezirk Klagenfurt-Land, der bis vor wenigen Tagen in der Provinz Shanghai und Umgebung unterwegs war. Er war wegen Symptomen eines Atemwegsinfekts mit Fieber und Husten bei seinem Hausarzt.

Der Amtsarzt verhängte bis zum Vorliegen eines Untersuchungsergebnisses die Heimquarantäne. Laut Landessanitätsdirektion wurde zu Mittag eine Probe nach Wien zur Laboruntersuchung geschickt, ein Ergebnis wird frühestens am (morgigen) Freitag erwartet.

Verdachtsfälle auf Kreuzfahrtschiff bei Rom

Zwei Verdachtsfälle von Coronavirus sind an Bord des Kreuzfahrtschiffes "Costa Smeralda" im Hafen von Civitavecchia nördlich von Rom gemeldet worden. Ein chinesisches Ehepaar aus Hongkong wurde mit Fieber und Atemproblemen in das römische Krankenhaus "Spallanzani" eingeliefert, wo es Kontrollen unterzogen wurde. Wie italienische Medien berichteten, dürfen die 6.000 Passagiere das Kreuzfahrtschiff der italienischen Reederei Costa Crociere im Hafen Civitavecchia nicht verlassen. Civitavecchia ist Italiens größter Kreuzfahrthafen.

Das chinesische Ehepaar, das am 25. Jänner über den Mailänder Flughafen Malpensa Italien erreicht hatte, war im ligurischen Hafen Savona an Bord des Kreuzfahrtschiffes gegangen. Das Schiff hatte bereits vor Marseille, Barcelona und Palma de Mallorca geankert. Bisher wurden in Italien einige Verdachtsfälle auf Coronavirus gemeldet, die jedoch nicht bestätigt wurden.

Ikea schließt alle Einrichtungshäuser in China

Die schwedische Möbelkette IKEA zieht wegen der Ausbreitung des Coronavirus die Notbremse: Alle 30 Einrichtungshäuser im Land werden vorübergehend geschlossen, teilte das Unternehmen am Donnerstag in Peking mit. Der Erreger ist mittlerweile nämlich in allen Provinzen und Regionen des chinesischen Festlandes nachgewiesen.

Noch am Mittwoch hatte es geheißen, dass IKEA die Hälfte seiner Filialen schließen wird. Das Einrichtungshaus in der Millionenstadt Wuhan, wo der neue Virus erstmals aufgetreten war, ist schon vor knapp einer Woche geschlossen worden.

Infektionen aus 15 Ländern gemeldet

In Frankreich ist mittlerweile die fünfte Infektion bestätigt worden. Bisher wurden laut der WHO Infektionen aus 15 Ländern gemeldet. Bis auf rund 70 Fälle sind die meisten der Erkrankungen in China aufgetreten, wo der Erreger seinen Ursprung hat. Die staatliche Gesundheitskommission in Peking gab am Donnerstagvormittag (Ortszeit) neue Zahlen bekannt, die einen sprunghaften Anstieg bei Toten und Krankheitsfällen zeigten. Demnach waren bis einschließlich Mittwoch 170 Menschen gestorben und 7.711 erkrankt. Damit kamen innerhalb eines Tages 38 Tote und rund 1.700 Erkrankte hinzu. Bei weiteren 12.167 Menschen wurde das Coronavirus vermutet.

Weiterhin blieb das Virus stark auf die Provinz Hubei beschränkt, wo am Dienstag 37 Tote und 1.032 Krankheitsfälle neu registriert wurden. Einen Toten gab es in der Provinz Sichuan. Zudem wurde in der Provinz Tibet ein erster Coronavirus-Fall bestätigt.

Sorge um Verbreitung außerhalb Chinas

Der WHO bereitet aber inzwischen die Verbreitung außerhalb Chinas in den vergangenen Tagen Sorge. "Obwohl die Zahlen außerhalb Chinas noch relativ klein sind, haben sie das Potenzial für einen deutlich größeren Ausbruch", sagte der WHO-Chef. Neben Deutschland nannte er auch Japan und Vietnam. In den USA breitete sich das Virus indes nicht weiter aus. Wie die US-Gesundheitsbehörde CDC am Mittwochnachmittag (Ortszeit) in Washington mitteilte, gab es keine weiteren Fälle. 68 Personen wurden getestet, fünf Fälle bestätigt.

»Obwohl die Zahlen außerhalb Chinas noch relativ klein sind, haben sie das Potenzial für einen deutlich größeren Ausbruch«

In der besonders betroffenen chinesischen Provinz Hubei befinden sich sieben Österreicher. Andere Länder, darunter etwa auch Großbritannien, wollen aus der chinesischen Stadt Wuhan ausgeflogene Staatsbürger isolieren. Sie kommen 14 Tage lang in Quarantäne, wahrscheinlich auf einer Militärbasis. Was solch ein Vorgehen mit den Österreichern betrifft, das stimme man die Vorgangsweise mit den Partnern im Rahmen der europäischen Gesundheitsbehörden sowie mit den Landessanitätsdirektionen ab, hieß es von Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne).

USA flogen rund 200 Landsleute aus

Die USA flogen rund 200 Landsleute aus Wuhan aus. Ein Charterflugzeug mit 195 US-Staatsbürgern habe am Mittwoch die von dem Coronavirus besonders betroffene chinesische Metropole verlassen, wie die US-Gesundheitsbehörde mitteilte. Keiner von ihnen habe Symptome gezeigt, sie würden nun noch einige Tage beobachtet. In Tokio landete am Donnerstagvormittag (Ortszeit) eine zweite Maschine mit 210 Menschen an Bord, die aus China evakuiert wurden.

In der Belegschaft des bayerischen Autozulieferers Webasto, bei dem die vier bestätigten Fälle in Deutschland aufgetreten sind, ist nach Unternehmensangaben am Mittwoch keine weitere Infektion mit dem Coronavirus diagnostiziert worden. Am Firmensitz in Stockdorf hätten Amtsärzte Proben von rund 40 Kontaktpersonen der ersten Fälle genommen, erklärte das Unternehmen. Am Donnerstag werden demnach noch rund 50 weitere Mitarbeiter untersucht, die in engerem Kontakt mit jenen drei Kollegen standen, bei denen zuletzt der Erreger festgestellt worden war. Allen fünf betroffenen Mitarbeitern, vier in Deutschland sowie der nach China zurückgereisten Kollegin, gehe es gut. Die Symptome seien nach sehr kurzer Zeit abgeklungen.

Airlines streichen Flüge nach China

Unterdessen streichen immer mehr Airlines Flüge nach China. In Wien starteten am Mittwoch die letzten Peking- und Shanghai-Flüge der AUA, die ebenso wie die Konzernmutter Lufthansa alle China-Flüge bis 9. Februar absagte. Zuletzt setzte British Airways alle Verbindungen von und nach Festland-China aus. Kurz zuvor hatte American Airlines bekanntgegeben, die Verbindungen von Los Angeles nach Peking und Shanghai bis Ende März einzustellen. Google teilte mit, alle seine Büros in China, Hongkong und Taiwan vorläufig zu schließen.

British Airways setzt die Flüge nach China für einen Monat aus. Eine Sprecherin der Fluggesellschaft sagte, Peking und Shanghai würden bis Ende Februar nicht mehr angeflogen. Die chinesische Sonderverwaltungszone Hongkong sei davon aber nicht betroffen.