Wo ist das Gute in unserer
Gesellschaft geblieben?

Warum Dinge, die funktionieren uns mehr helfen, als zu jammern und die Lösung in Verschwörungstheorien zu suchen. Ein Gastbeitrag von Thomas W. Albrecht.

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Coronakrise - Wo ist das Gute in unserer
Gesellschaft geblieben? © Bild: iStockPhoto.com

Die aktuelle politische Debatte ist beschämend. Die durch den Coronavirus ausgelöste Unsicherheit in der Bevölkerung wird schamlos ausgenutzt. Nicht nur durch die radikalen Gruppierungen in Deutschland, sondern genauso hierzulande. Natürlich, die Lage ist alles andere als erfreulich. Wirtschaftlich, gesundheitlich und sozial.

Ein Blick nach Schweden reicht: Vor kurzem noch als Vorzeigeland gehandelt, hat es heute anteilsmäßig mehr Covid-19 Todesopfer zu beklagen als wir hier in Österreich - und die wirtschaftlichen Zahlen sind schlechter. Die Bilder von gut besuchten Lokalen und offenen Geschäften täuschen uns massiv.

Covid-19 hat aus naturwissenschaftlicher Sicht eine sehr unangenehme Eigenschaft: eine hohe Infektionsrate und eine lange Inkubationszeit. Das macht es de facto unmöglich, valide Zahlen, Daten und Fakten zu erheben. Alles, was wir messen und durch Test erfahren, ist erstens unvollständig und zweitens zumindest 14 Tage alt, uralt im Verhältnis zur hohen Ansteckungsrate. So etwas kannten wir bis dato nicht.

Wir sind es gewohnt, auf wissenschaftlich fundiertem Material unsere Entscheidungen zu treffen. Das gibt es hier nicht und kann es aufgrund der Natur von Covid-19 nicht geben. Das schafft Verunsicherung in der Bevölkerung. Noch dazu ist das Virus unsichtbar. Die Existenz von Dingen, die man nicht sehen kann, wird von vielen Menschen auch in unserer technisierten Welt noch immer geleugnet, obwohl sie alle Mobiltelefone nutzen, deren Funkverbindungen ebenfalls unsichtbar, und doch real, sind.

„Waren alle Maßnahmen umsonst, es ist doch eh‘ nichts passiert?“, ist das Killerargument schlechthin. Dass aufgrund der rigiden Maßnahmen der Isolation, und somit durch Unterbindung der Ansteckungsgefahr, „nichts“ passierte, wird gerne außer Acht gelassen.

Auf die herrschende, große Verunsicherung innerhalb der Bevölkerung wird nun sehr unterschiedlich reagiert:
1. Sie wird beklagt. In unzähligen TV- und Radiosendungen wird darüber berichtet, was alles schlecht läuft. Wir hören, wie schlecht es einzelnen Berufsgruppen geht, wie eingesperrt wir alle sind und welche dramatischen Auswirkungen dies auf uns alle haben wird. Oppositionsparteien in Österreich schlagen voll in diese Kerben. Die Art und Weise der Diskussion rund um Ingrid Lunacek ist nur eines der aktuellen Beispiele. Anzugreifen, anzuklagen und auf andere zu warten, sich selbst als Opfer darzustellen, wie es u.a. die Künstlerinnen und Künstler unseres Landes getan haben, hilft den Betroffenen nichts. Diese Vorgangsweisen erachte ich insgesamt als Einbahnstraße. Dass die Probleme vorhanden sind, ist keine Frage. Jedoch nur darüber zu klagen und die Schuld auf andere zu schieben, ist gerade von der künstlerischen Elite unseres Landes eindeutig zu wenig. Der Fokus auf das Problem vergrößert das Problem und bringt die Menschen in eine noch schlechtere emotionale Lage. Angst und Sorge werden größer und größer, und das Finden guter Lösungen dadurch erschwert bis unmöglich gemacht. Ankläger finden, und das haben uns die vergangenen Nationalratswahlen wiederholt gezeigt, die geringste Zustimmung in der Bevölkerung.

2. Sie wird ausgenutzt. Radikale Gruppierungen bringen die Menschen zusammen und vereinen sie. Sie nutzen Botschaften, die den Menschen eine Lösung versprechen. Dies kann gefährlich sein, wenn sich dahinter Ideologien verbergen, die den Menschen letztendlich schaden und ihnen Leid zufügen. Verschwörungstheorien, das Schaffen gemeinsamer Feindbilder sind typisch kampfrhetorische Muster, die in Heilsversprechen münden können. Der Präsident des Verfassungsschutzes in Deutschland, Thomas Haldenwang, sieht hier einen massiven Trend, wie Rechtsextreme die Situation für sich nutzen wollen. Menschen in Krisen sind anfällig für einfach strukturierte, plausibel klingende Erklärungen. Dieses Faktum wird beinhart ausgenutzt.

3. Fokus auf das Gute. Trotz aller Einschränkungen und der schlechten wirtschaftlichen Lage können wir das Gute in unserem Leben finden. An jedem einzelnem Tag in unserem Leben gibt es etwas, das gut funktioniert. Etwas, das uns ein wenig erfreut. Eine Kleinigkeit, die uns gelungen ist. Den Fokus auf das Positive, auf das Gute, zu richten, ist ein altes „Geheimnis“. Denken wir an etwas Gutes, an etwas, das uns gelungen ist, machen sich Freude, Anerkennung, Zugehörigkeit und Selbstvertrauen in unserem Körper breit. Das sind positive Emotionen. Wir wissen seit langem, dass positive Emotionen unsere Gesundheit steigern. Wir wissen ebenfalls, dass positive Emotionen unsere mentale Leistungsfähigkeit heben, unsere Kreativität und unser Einfallsreichtum werden angeregt. Genau diese Fähigkeiten benötigen wir dringend zur Lösung der aktuellen Herausforderungen. Darauf sollten wir achten und unseren Fokus legen.

Das ist mein Appell: Trotz aller widrigen Umstände auf die Dinge zu schauen, die funktionieren, hilft uns mehr und bringt uns schneller nach vorne, als zu jammern, zu beklagen oder die Lösung in Verschwörungstheorien zu suchen.

Deshalb habe ich die Initiative „#smartsein Was läuft | echt gut?“ ins Leben gerufen. In meinen wöchentlichen Interviews frage ich Menschen, was in deren Leben echt gut läuft. Es ist überraschend und beruhigend zugleich, über die positiven Erlebnisse und hilfreichen Strategien zu erfahren, die diese Menschen aktuell haben und erfolgreich anwenden!

Interessant, denn schon alleine die gestellte Frage „Was läuft gut?“ hilft uns, das Gute in unserem Leben einfach zu finden. Wer mehr erfahren möchte, findet Informationen hier: https://twa.life/wleg

© Goldegg Verlag

Zur Person: Thomas W. Albrecht ist international renommierter Speaker, Coach und Mentor. Er entwickelte in Zusammenarbeit mit der Österr. Gesellschaft für Krisenvorsorge den Online-Crashkurs "In Krisenzeiten mental stark sein" um Menschen aktuell dabei zu unterstützen, mentale Stärke zu zeigen: Er wird gerne gebucht, um Menschen und Organisationen für die Lösung akuter Herausforderungen mental zu stärken. Mehr Infos unter https://twa.life/hello

Die aktuelle Entwicklung rund um das Coronavirus in Österreich lesen Sie hier

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