Causa Bösch: Köstinger
verlangt Stellungnahme

Diskussion zu Afrika-Aussagen im "Laufen"

In der ÖVP-Regierungsriege werden erste Stimmen laut, die eine Erklärung des FPÖ-Wehrsprechers Reinhard Bösch zu dessen Afrika-Aussagen verlangen. "Er sollte dahingehend schleunigst Stellung nehmen", sagte Umwelt- und Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger am Mittwoch vor dem Ministerrat.

von
Migrationspolitik - Causa Bösch: Köstinger
verlangt Stellungnahme

Umwelt- und Landesministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) forderte Bösch zuvor auf "schleunigst" Stellung zu nehmen. Strache betonte danach, dass die Ministerin die bereits erfolgten Darlegungen des FPÖ-Abgeordneten zu diesem Zeitpunkt noch nicht gekannt habe. Dies habe man in der Ministerrats-Sitzung geklärt.

Am Dienstag war ein Tonband-Mitschnitt des Interviews der "Neuen Vorarlberger Tageszeitung" veröffentlicht worden. Daraus ging klar hervor, dass Bösch sehr wohl eine militärische Besetzung auf Zeit in Nordafrika vorgeschlagen hatte. Kritik kam am Mittwoch auch von SPÖ und Grünen. Sie stellten ein Ablöse Böschs als Vorsitzender des Verteidigungsausschusses im Parlament in den Raum und forderten insbesondere die ÖVP zu entsprechenden Konsequenzen auf. Die FPÖ plant indes keine personellen Konsequenzen für Bösch.

Bösch hatte Aussagen zunächst bestritten

Bösch hatte nach heftiger Kritik an seinen Aussagen bestritten, die militärische Eroberung eines Landes in Nordafrika gefordert zu haben. Er sei aber in hohem Maße missinterpretiert worden, sagte er dem ORF-Landesstudie Vorarlberg. Es werde ihm unterstellt, dass er für einen Krieg eintrete oder das Völkerrecht brechen wolle. Das sei nicht der Fall. Sollte er es zu forsch formuliert haben, stelle er es hiermit richtig. Rücktrittsaufforderungen beeindruckten ihn aber nicht, sagte Bösch den "Vorarlberger Nachrichten". Er fühle sich von den Regierungsparteien gut unterstützt.

»Für mich ist das definitiv erledigt«

Rückendeckung bekam der FPÖ-Wehrsprecher und Vorsitzende des Verteidigungsausschusses von Strache: "Für mich ist das definitiv erledigt." Bösch habe offensichtlich etwas "schlecht oder ungeschickt formuliert" und seine Aussagen im Nachhinein richtig gestellt. Allerdings findet der Vizekanzler die Idee, die Anlandeplattformen durch die EU verwalten zu lassen, allgemein "für nicht vernünftig". Somit handle es sich lediglich um einen "Diskussionsbeitrag".

Kurz: "Nicht meine Angelegenheit"

Bundeskanzler Kurz ging unterdessen auf Distanz zu Böschs militärischen Vorschlägen. Vielmehr sei ein gemeinsames Vorgehen notwendig, betonte der ÖVP-Chef nach dem Ministerrat. Einen etwaigen Rücktritt des Freiheitlichen wollte Kurz nicht kommentieren oder beurteilen. Weder gehöre Bösch seiner Partei, noch der Regierung an, sagte Kurz - "und insofern ist er auch nicht meine Angelegenheit".

FPÖ-Klubobmann Andreas Schieder forderte eine klare Positionierung des Bundeskanzlers in der Causa. Schieder zeigte sich "entsetzt", dass mit Bösch "ein Mann vom Fach und Vorsitzender des Verteidigungsausschusses von Besetzung spricht und Aussagen tätigt, die neutralitäts- und außenpolitisch untragbar" seien und dem Ansehen Österreichs auch über die Grenzen hinweg schade. Nach der Veröffentlichung des gesamten Tonbandmitschnittes sei es "höchste Zeit", dass nicht nur Köstinger eine Distanzierung fordere, sondern Kurz selbst müsse "endlich" Stellung beziehen, so Schieder.

NEOS fordern Rücktritt als Ausschuss-Vorsitzender

Die NEOS verlangen den Rücktritt Böschs als Vorsitzender des Landesverteidigungsausschusses. "Als Obmann muss er die Position des Parlaments vertreten, dazu ist er angesichts seiner abstrusen Aussagen zu einem Einmarsch in Afrika ganz offensichtlich nicht fähig", fand der pinke Verteidigungssprecher Douglas Hoyos in einer Aussendung.

Hoyos nahm auch Kurz in die Verantwortung. Dieser hatte den Aussagen des Freiheitlichen zwar widersprochen, mögliche personelle Konsequenzen wollte er aber nicht kommentieren. Kurz sei Bundeskanzler und EU-Ratsvorsitzender und habe seine Verantwortung entsprechend wahrzunehmen, so Hoyos. "Die Aussagen seines Koalitionspartners sind durchaus seine Angelegenheit, aber die FPÖ tanzt ihm offensichtlich auf der Nase herum."

Kommentare