Trump lässt sich zweimal täglich erklären, wie sehr die Welt ihn liebt

Das Briefing enthält nur positive Nachrichten, bewundernde Tweets und Fotos von ihm

Seit Donald Trump im Amt ist, bereiten Mitarbeiter zweimal täglich ein spezielles Briefing für ihn vor. Darin geht es aber nicht um die nationale Sicherheit oder die außenpolitische Weltlage, sondern um ihn selbst. Der dem Präsidenten überbrachte Folder besteht positiven TV-Headlines, bewundernden Tweets und manchmal einfach Fotos von Trump.

von
Weisses Haus - Trump lässt sich zweimal täglich erklären, wie sehr die Welt ihn liebt

"Hätten wir so etwas für Obama vorbereitet, er hätte schallend gelacht", zitiert "Vice News" David Axelrod, einen Top-Berater des ehemaligen Präsidenten. Der US-Nachrichtenseite haben drei Mitarbeiter des Weißen Hauses die Existenz eines eher speziellen Briefings für Präsident Donald Trump bestätigt. Seit seinem Amtsantritt wird ihm demnach zweimal am Tag, gegen 9:30 Uhr und gegen 16:30 Uhr, ein 20 bis 25 Seiten dicker Folder überbracht. Um das "Privileg", diesen persönlich an Trump zu überbringen, hätten Stabschef Reince Priebus und Pressesprecher Sean Spicer, mittlerweile beide abgesetzt, stets miteinander konkurriert. Denn das heikle Dokument habe Trump, im Gegensatz zu vielen anderen Botschaften, meist fröhlich gestimmt.

Niemand will Trump schlechte Nachrichten überbringen

Der Folder enthält laut "Vice" vorrangig Screenshots von für Trump positiven Headlines im Kabelfernsehen, bewundernde Tweets, Mitschriften lobender Fernsehinterviews und manchmal Fotos von Trump selbst, auf denen er "mächtig" aussieht. Im Weißen Haus sei der Folder daher auch als das "Propaganda-Dokument" bekannt. Dass Politiker Pressebriefings über ihr Standing in den Medien erhalten, ist freilich nichts Ungewöhnliches. Normalerweise sollten diese allerdings ein möglichst akkurates Bild der Berichterstattung vermitteln, um die öffentliche Meinung zu bestimmten Standpunkten und Auftritten einschätzen zu können. Und Trump hat in Wahrheit für sein erstes halbes Jahr als Präsident von der Presse ja eher kein einhellig positives Feedback erhalten.

Die einzige Reaktion, die das Team zum Folder bisher erhalten habe, sei gewesen, dass er "verdammt noch mal positiver" ausfallen sollte. Der Bericht über das Briefing bestätigt einmal mehr viele der Dinge, die schon bisher über Trumps Persönlichkeit und seinen Führungsstil im Weißen Haus bekannt geworden waren. Er wird von Mitarbeitern als aufbrausend und jähzornig beschrieben, und lasse seine Wut oft an jenen aus, die ihm schlechte Nachrichten überbringen. Das erklärt vielleicht auch die Entstehung des Folders. Einem befragten Mitarbeiter zufolge stammte die Idee nämlich von Priebus und Spicer. Beide galten von Anfang an als mögliche Ablöse-Kandidaten mit keinem besonders engem Verhältnis zu Trump. Das Briefing wäre für beide eine Möglichkeit gewesen, sich als Überbringer guter Nachrichten bei ihm beliebt zu machen.

Fotos, um die "Lücken" zu füllen

Die Infos werden primär von drei Mitarbeitern im sogenannten "War Room" der Republikanischen Partei zusammengestellt. Um 6 Uhr morgens an jedem Wochentag beginnen sie, die Frühstückshows der großen Kabelsender anzusehen, das Internet und die Zeitungen zu durchsuchen. Alle 30 Minuten senden sie dann Fernseh-Screenshots, Tweets, Artikel und Interviews an die Kommunikationsabteilung des Weißen Hauses. Dort werden die positivsten Teile für das Trump-Dokument herausgesucht. An Tagen, an denen es nicht genug positive Schlagzeilen gebe, werden die Mitarbeiter noch ersucht, schmeichelhafte Fotos des Präsidenten hinzuzufügen, um den Folder so füllen zu können, schreibt "Vice". "Vielleicht ist es gut für das Land, wenn der Präsident am Morgen in guter Stimmung ist", erklärte dazu ein republikanischer Funktionär.