Autobranche ist zurück

Fahrzeugindustrie gilt wieder als Job-Motor und befindet sich auf Wachstumskurs

Die deutsche Automobilindustrie wird immer mehr zum Jobmotor. Dank der weltweit hohen Nachfrage nach Autos "made in Germany" und voll ausgelasteter Fabriken kletterte die Zahl der fest Beschäftigten binnen Jahresfrist im Inland um nahezu 13.000 auf 718.000 Arbeitnehmer. Die Angaben beziehen sich auf April, dem neuesten Stand der Beschäftigtenzahlen.

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Hinzu komme eine gestiegene Zahl von Leiharbeitern, gab der Verband der Automobilindustrie (VDA) bekannt. Angesichts langer Lieferzeiten für Neuwagen sind die Zeichen für die Beschäftigung damit auch in den nächsten Monaten günstig. "Wir sind weiter auf Wachstumskurs. Für das Gesamtjahr erwarten wir Höchststände beim Pkw-Export und der Produktion", frohlockte Verbandspräsident Matthias Wissmann in Berlin.

Im Inland legte die Pkw-Nachfrage im Juni allerdings eine Verschnaufpause ein. Die Zahl der neu registrierten Pkw sank wegen der zahlreichen Feiertage leicht auf rund 288.400 Einheiten. Gefragt waren nach Angaben des Flensburger Kraftfahrt-Bundesamtes trotz hoher Benzinpreise vor allem Oberklasseautos, Geländewagen und große Familienautos, während die Neuzulassungen im Mini-Segment schrumpften. Die Neuzulassungen von Kleinwagen legten leicht zu.

Für das Gesamtjahr bleibt der VDA trotz der bevorstehenden Sommerpause zuversichtlich und rechnet mit mehr als 3,1 Millionen Neuwagenverkäufen. Das wären rund 200.000 Fahrzeuge mehr als im Vorjahr. Im Jahr davor hatte die Abwrackprämie für besonders hohe Verkäufe gesorgt.

Sorgen bereiten der Branche derzeit der Preisanstieg an den Tankstellen und die hohen Rohstoffpreise. Die Industrie unternehme derzeit alles, um die höheren Energie- und Rohstoffkosten durch Einsparungen im Griff zu halten. Vor allem mittelständische Firmen stünden mit dem Rücken zur Wand, weil sie die Kosten oft nicht an ihre Kunden weitergeben könnten.

Mit Blick auf die Bedeutung Deutschlands als Produktionsstandort forderte Wissmann eine sichere und bezahlbare Energieversorgung für die Unternehmen. Zuvor hatte bereits Daimler-Chef Dieter Zetsche den von der Bundesregierung beschlossenen Atomausstieg kritisiert. Die Herstellung von Produkten wie Carbonfasern und Aluminium für leichtere Karosserien sei dadurch in Deutschland aus Kostengründen kaum mehr möglich. Alle Autobauer stehen unter enormem Druck, den Spritverbrauch ihrer Neuwagen zu senken, um die ab nächstem Jahr geltenden schärferen Umfeldvorgaben der EU zu erfüllen.

Die Hoffnungen der Schlüsselindustrie ruhen weiter auf dem Export; drei von vier in Deutschland gebaute Autos rollen ins Ausland. Autobauer wie Volkswagen, BMW und Daimler profitieren derzeit vor allem von kräftigen Zuwächsen in Schwellenländern wie China. In der Volksrepublik hätten die deutschen Hersteller ihren Marktanteil im dritten Jahr in Folge ausgebaut, berichtete Wissmann. Auch in den USA wuchsen die deutschen Marken schneller als der Markt.

Angesichts der weltweit anziehenden Nachfrage liefen bei den deutschen Herstellern im Inland im ersten Halbjahr drei Millionen Autos vom Band, fünf Prozent mehr als vor einem Jahr. "Die Wachstumsdynamik in der Pkw-Produktion wird sich im weiteren Jahresverlauf etwas verlangsamen, allerdings auf hohem Niveau", sagte Wissmann. 2011 rechnet er damit, dass über 5,9 Millionen Pkw im Inland von den Bändern rollen, ein Rekord.

Ihre Stärke will die deutsche Vorzeigeindustrie Mitte September bei der Automesse IAA unter Beweis stellen, die alle zwei Jahre in Frankfurt stattfindet. Dann sollen erneut zahlreiche Neuheiten ins glitzernde Scheinwerferlicht an dem Messeständen rollen, darunter auch wieder zahlreiche Elektroautos. Erstmals in Frankfurt sollen Messebesucher batteriebetriebene Wagen in einer eigenen Messehalle erproben können.