Köhlmeier reicht
Strache die Hand

Der Autor Michael Köhlmeier hat die Kritik von Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) an seiner Ansprache beim NS-Gedenktag im Parlament zurückgewiesen. Dafür bietet er dem Vizekanzler Heinz-Christian Strache Unterstützung im Kampf "gegen die rechten Recken in seiner Partei" an.

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Allerdings gab Köhlmeier Dienstagabend in der "ZiB 2" Kritikern recht, die ihm vorgeworfen hatten, das Eintreten von FP-Chef Heinz-Christian Strache gegen Antisemitismus in der FPÖ nicht ausreichend gewürdigt zu haben: "Vielleicht hätte ich das tun sollen."

Für den Fall, dass Strache seine Hilfe dabei brauche, "diese alten Nazi-Elemente wegzudrängen", biete er ihm seine Unterstützung an, sagte Köhlmeier: "Ich sehe sofort da und sei es mitten in der Nacht." Köhlmeier lobte auch, dass sich Strache beim "Akademikerball" der FPÖ im Jänner gegen Antisemitismus in den eigenen Reihen ausgesprochen hatte. Seine eigene Rede im Parlament sei zwar vielleicht nicht feige gewesen, Straches Rede am Akademikerball aber "wirklich mutig", sagte Köhlmeier, denn Strache hätten ja parteiinterne Konsequenzen drohen können.

Köhlmeier weist Kurz-Kritik klar zurück

Klar zurückgewiesen hat Köhlmeier aber die Kritik von Kanzler Kurz an seiner Rede. In Anspielung an die von Kurz propagierte "Schließung der Balkanroute" hatte Köhlmeier in seiner Ansprache am Freitag gesagt: "Es hat auch damals schon Menschen gegeben, die sich damit brüsteten, Fluchtrouten geschlossen zu haben." Kurz warf Köhlmeier daraufhin vor, die Schließung der Westbalkanroute damit mit den Verbrechen der NS-Zeit verglichen zu haben.

Köhlmeier ließ das nicht gelten und betonte, darauf angespielt zu haben, dass beispielsweise auch Schweiz ihre Grenzen für jüdische Flüchtlinge aus Deutschland geschlossen habe. Auch damals hätten Politiker "zu ihrem hauptsächlichen politischen Slogan gemacht, dass sie die Leute nicht hereinlassen". "Es laufen Menschen um ihr Leben und es liefen damals Menschen um ihr Leben und es hat damals Länder gegeben, die zugemacht haben", so Köhlmeier. Diese Parallele dürfe erziehen: "Ich war nicht derjenige, der für den Herrn Sebastian Kurz die Wahlpropaganda gemacht hat."

SPÖ sieht bei Kurz "bedenkliche historische Wissenslücken"

Die SPÖ nimmt den Schriftsteller Michael Köhlmeier gegen Kritik von Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) in Schutz. "Dass Kurz in der Kritik des Autors an seiner Person jetzt einen NS-Vergleich sieht, offenbart bedenkliche historische Wissenslücken", meinte SP-Bundesgeschäftsführer Max Lercher in einer Aussendung. Kurz solle Geschichte lernen und aufhören, die Fakten zu verdrehen.

Lercher verwies darauf, dass ab 1938 ein westliches Land nach dem anderen die weitere Aufnahme jüdischer Flüchtlinge verweigert habe, die Schweiz 1942. "Es ist bedenklich, dass Kurz all das nicht weiß. Und es ist ungeheuerlich, dass sich Kurz ausgerechnet am 8. Mai zum Opfer stilisiert - jenem Tag, an dem wir der Millionen Opfer des Nazi-Regimes gedenken", so Lercher.

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