Anwalt des 17-jährigen
Terrorverdächtigen spricht

Wie der Jugendliche radikalisiert worden sein soll

Warum hängt ein 17-Jähriger dem Gedankengut der Terrororganisation IS an? Der Anwalt des in Wien festgenommenen jugendlichen Terrorverdächtigen hat gegenüber Medien nun mitgeteilt, wie sein Mandant radikalisiert worden sein soll. Und er bestreitet zudem, dass es konkrete Anschlagspläne gegeben hat.

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© Video: APA

Innenminister Wolfgang Sobotka sprach gestern davon, dass "klar ist, dass es einen salafistischen Hintergrund gibt". Die Anschlagspläne seien noch im Planungsstadium gewesen. Der Anwalt des 17-jährigen Terrorverdächtigen, Wolfgang Blaschitz, dementiert jedoch, dass der Jugendliche einen Anschlag vorbereitet hat.

»Der Staatsfeind Nummer eins ist er ganz sicher nicht«

"Er hatte keine Anschlagpläne. Der Staatsfeind Nummer eins ist er ganz sicher nicht", sagte Blaschitz gegenüber der APA. Der Anwalt konnte zwei Stunden mit dem derzeit in der Justizanstalt Wien-Josefstadt einsitzenden Verdächtigen sprechen. Im Anschluss bezeichnete Blaschitz den 17-Jährigen, der zum Islam konvertiert war und sich zusehends radikalisiert haben dürfte, als "einen Fehlgeleiteten". Unter dem Eindruck von Kriegs-Bildern aus Syrien und unzähliger ziviler Opfer sei in dem Burschen "die Idee entstanden, dass es in europäischen Gefilden Gegenmaßnahmen bedarf, sei es durch Anschläge oder sonstiges".

Im Gefängnis radikalisiert

Gegenüber dem "Ö1-Morgenjournal" erklärte der Anwalt auch, wie der Jugendliche radikalisiert worden sein soll: Die Radikalisierung ist laut Blaschitz während einer Haftstrafe passiert, die der damals 15-Jährige unter anderem wegen Urkundenunterdrückung und Körperverletzung absitzen musste. "Das ist das, was die Eltern sagen. Er ist erkennbar in ein Loch gestürzt und hat Ideen vertreten, die man durchaus als IS-Gedankengut bezeichnen kann", sagte der Anwalt. Außerdem habe der Jugendliche damals Mirsad O. bewundert. Der mutmaßliche Jihadist ist im Juli 2016 im Grazer Straflandesgericht zu 20 Jahren Haft verurteilt worden, weil der Prediger Männer zur Terrororganisation IS vermittelt haben soll.

Von der IS-Ideologie habe sich der 17-Jährige mittlerweile abgewandt, wie Blaschitz mitteilte. Diese Phase sei mittlerweile abgeschlossen. Seine Eltern, beide gebildet und in sozialen Berufen tätig, hätten ihren Sohn wieder von dem Gedankengut abgebracht. Selbst wenn er eine Bombenbauanleitung im Internet recherchiert habe, sei damit nicht bewiesen, dass er das auch umsetzen wollte, sagt der Anwalt. Bisher habe sich der 17-Jährige sehr kooperativ gezeigt: Durch seinen Hinweis habe der Verdächtiger in Deutschland festgenommen werden können. "Von ihm geht kein Gefährdungspotenzial für Österreich aus", sagte Blaschitz.

Der in der Vorwoche in Wien festgenommene Terrorverdächtige ist nach Expertenmeinung der bisher brisanteste Fall in Österreich, wenn es um jihadistischen Terror geht. Es sei bei dem 17-Jährigen wohl nicht eine Frage des Wollens gewesen, eher eine Frage der Möglichkeiten und der Fähigkeiten.

"Test-Bombe" in Deutschland

Laut einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" hat der 17-Jährige bei seinem Besuch in Neuss mit dem dort verhafteten 21-jährigen deutschen Verdächtigen eine Probesprengung durchgeführt. Dabei sollen sie mit Schwarzpulver aus Pyrotechnika etwas herzustellen versucht haben. Innenminister Wolfgang Sobotka (ÖVP) sprach vor dem Ministerrat unter Berufung auf Aussagen des Beschuldigten von einer "Test-Bombe".

"Ich kann nur den Schilderungen folgen", sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Düsseldorf, Ralf Herrenbrück. Weder eine Mengenbezeichnung noch eine Beschreibung der Auswirkungen der Sprengung liegen vor. Offenbar sei es nicht darum gegangen, die volle Detonationskraft hervorzurufen, sondern nur um zu schauen, ob es funktioniert.

Nach Angaben der "Süddeutschen Zeitung" hat sich der 17-jährige Terrorverdächtige unmittelbar vor seinem zweiwöchigen Besuch in Neuss vom 2. bis 15. Dezember in der Aachener Islamistenszene aufgehalten. Der 21 Jahre alte Deutsche aus Neuss, der am Samstag als mutmaßlicher Komplize des 17-Jährigen festgenommen worden war, befindet sich laut Herrenbrück nach wie vor in U-Haft.

Auf Bewährung

Das Innenministerium in Wien bestätigte offiziell nicht, dass der 17-Jährige vor seinem Aufenthalt in Neuss zwei Wochen in Aachen war. "Die Ermittlungen laufen", hieß es. Auch beim Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen, das sich gemeinsam mit dem Bundeskriminalamt in Wiesbaden mit dem 21-Jährigen aus Neuss beschäftigt, gab es am Dienstag keine inhaltlichen Angaben.

Der 17-Jährige war im Oktober 2015 am Landesgericht Wiener Neustadt zu 29 Monaten Haft, davon 20 bedingt, unter Setzung einer dreijährigen Bewährungsfrist verurteilt worden. Den unbedingten Teil der Strafe hatte er bereits in der Untersuchungshaft verbüßt. Das Gericht ordnete damals auch Bewährungshilfe und die Absolvierung eines Anti-Aggressionstrainings an.

Kommentare

einen Fehlgeleiteten? genau......

Sofort die üppigen Sozialleistungen streichen und zügig abschieben!

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