Vegan in der Schwangerschaft: Gefahr fürs Kind?

Immer mehr Menschen ernähren sich vegan. Mitunter auch in der Schwangerschaft. Was bedeutet das für das ungeborene Kind? Setzt man es damit einer gesundheitlichen Gefahr aus?

von Nachgefragt - Vegan in der Schwangerschaft: Gefahr fürs Kind? © Bild: iStockphoto.com

"Vegan ernähren ist immer schlecht. Besonders in der Schwangerschaft", konstatiert Prof. Martin Langer von der Universitätsklinik für Frauenheilkunde der MedUni Wien. Natürlich sei auch ein rein auf Fleisch basierender Speiseplan nicht von Vorteil. Geflügel, Fisch, Milchprodukte und Eier sollten aber nicht fehlen. "Es ist wichtig, dass man sich in der Schwangerschaft wertvoll ernährt", betont der Gynäkologe. Wer auf vegetarische Kost setzt, sollte darauf achten, ausreichend Milchprodukte und Eier zu sich zu nehmen. Damit käme man der natürlichen Ernährung am nächsten. Bei streng vegan lebenden Personen hingegen steige die Krankheitsanfälligkeit. Was sich nicht zuletzt auf das ungeborene Kind auswirken kann.

»Vegan ernähren ist immer schlecht. Besonders in der Schwangerschaft«

"Vitamin B12- und Eisenmangel in der Schwangerschaft können zu Anämie bei der Mutter führen", erklärt Dr. Christian Göbl von der Abteilung für Geburtshilfe und feto-maternale Medizin der MedUni Wien. Dazu Langer: "Mütter, die unter Blutarmut leiden, bringen deutlich kleinere Kinder zur Welt." Gödl relativiert. Ein niedriges Geburtsgewicht als Folge veganer Ernährung während der Schwangerschaft werde zwar diskutiert, die Datenlage sei aber nicht einheitlich. Prof. Christian Kainz, Gynäkologe und ärztlicher Direktor der Privatklinik Döbling, pflichtet bei: "Wenn es bei der Mutter zu Mangelerscheinungen kommt, bekommt das Kind möglicherweise zu wenig von den wichtigen Nährstoffen ab." Eine Studie, die eindeutig belegt, dass es dadurch geschädigt wird, gebe es aber nicht.

Diese Risiken werden diskutiert

Sehr wohl aber Studien, die einen grundlegenden Zusammenhang zwischen gewissen Mangelerscheinungen bei der Mutter und möglichen gesundheitlichen Folgen beim Kind aufzeigen. So etwa eine von Julia Finkelstein und ihrem Team im Jahr 2015 veröffentlichte Untersuchung. Diese brachte einen Vitamin-B12-Mangel mit Neurahlrohrdefekten sowie Defiziten bei der psychomotorischen Funktion und der Gehirnentwicklung in Verbindung. Neurahlrohrdefekte sind man Fehlbildungen, die sich im Mutterleib entwickeln und meist im Bereich des Gehirns oder der Wirbelsäule auftreten. Eine andere Studie deutet auf ein erhöhtes Hypospadie-Risiko aufgrund von veganer Ernährung hin. Hierbei handelt es sich um eine Entwicklungsstörung der männlichen Harnröhre.

»Wenn die Schwangere ihre Ernährung entsprechend anpasst, dann geht das sicher«

"In jedem Fall sind Vitamin B12, Vitamin D, Kalzium und Eisen im Schwangerschaftsverlauf sowie Folsäure zu Beginn der Schwangerschaft wichtig und müssen bei einem Mangel substituiert werden", betont Göbl. Kainz wiederum verweist auf die Notwendigkeit einer genauen Begriffsdefinition. Versteht die Betroffene unter veganer Ernährung lediglich den Verzicht auf gewisse Lebensmittel, ohne dabei auf den Konsum entsprechender Ersatzprodukte zu achten, dann könnte das sehr wohl zum Nachteil des Kindes gereichen. Wenn sich die werdende Mutter aber bewusst mit der Thematik auseinandersetzt, "ihre Ernährung der Schwangerschaft entsprechend anpasst, also darauf achtet, dass sie genügend Eiweiß, Eisen, Jod etc. zu sich nimmt, dann geht das sicher", beruhigt er.

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Ausgewogene Ernährung empfehlenswert

Mit einer guten Versorgung während der Schwangerschaft sei es dem Gynäkologen zufolge oft aber noch nicht getan. "Was im Mutterleib beginnt, setzt sich in der Kindheit fort." Sprich Eltern, die nach streng veganen Grundsätzen leben, setzen möglicherweise auch bei ihrem Kind auf eine entsprechende Ernährungsweise. Was mitunter dramatische Folgen haben kann. Erst im August letzten Jahres wurde ein australisches Elternpaar verurteilt, da es seine kleine Tochter eineinhalb Jahre lang streng vegan ernährt hatte. Das Kind war mit eineinhalb Jahren so weit entwickelt wie ein Kleinkind im Alter von drei Monaten. "Jeder darf sich selbst schädigen. Aber nicht sein Kind", sagt Langer.

Doch zurück zur Schwangerschaft: Personen, die sich vegan ernähren, achten laut Göbl meist besonders auf einen gesunden Lebensstil, was ja auch gerade in der Schwangerschaft wichtig ist. Empfehlen würde er eine rein vegane Ernährungsweise während dieser Zeit allerdings nicht. Will die werdende Mutter dennoch nicht auf sie verzichten, rät der Experte zu regelmäßigen Laborkontrollen und, wenn notwendig, der Supplementation von Nährstoffen. "Die Schwangerschaft sollte von einem erfahrenen Geburtshelfer betreut werden." Eines steht jedenfalls fest: Am wenigsten Gedanken über etwaige Mängel muss sich die Schwangere dann machen, wenn sie sich ausgewogen ernährt und auch tierische Produkte zu sich nimmt.

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