Amtsenthebungsverfahren gegen Trump beginnt

Verlesung der Anklage und Vereidigungen - Eigentlicher Start am Dienstag

Heute beginnt das historische Amtsenthebungsverfahren gegen US-Präsident Donald Trump wegen der Ukraine-Affäre. Das Repräsentantenhaus übergab am Mittwoch in einer feierlichen Zeremonie die Anklageschrift gegen Trump an den Senat. Dort stehen zunächst eine Reihe prozeduraler Schritte wie die Anklageverlesung an, der Prozess im engeren Sinne beginnt kommenden Dienstag.

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USA - Amtsenthebungsverfahren gegen Trump beginnt

Trump ist erst der dritte Präsident der US-Geschichte, der sich einem Impeachment-Prozess stellen muss. Eine Amtsenthebung des Präsidenten gilt aber als ausgeschlossen: Im Senat haben Trumps Republikaner eine Mehrheit von 53 der 100 Mandate. Für eine Amtsenthebung wäre sogar eine Zweidrittelmehrheit nötig.

Anklage weitergeleitet

Das US-Repräsentantenhaus, in dem die Demokraten die Mehrheit haben, hatte vor Weihnachten für das Amtsenthebungsverfahren gestimmt. Nach wochenlangem Streit über die Ausgestaltung des Prozesses votierten die Abgeordneten am Mittwoch schließlich dafür, die Anklageschrift an den Senat weiterzuleiten. Außerdem wurden die sieben demokratischen Abgeordneten ernannt, die die Anklage vertreten werden. Angeführt werden sie vom Vorsitzenden des Geheimdienstausschusses des Repräsentantenhauses, Adam Schiff.

Erstaunen über Pelosis Verhalten

Die demokratische Vorsitzende des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, unterzeichnete später die Anklagepunkte. Sie verwendete dabei zahlreiche Kugelschreiber, die sie anschließend lächelnd an die Anklagevertreter verteilte. Ein solches Vorgehen hat bei feierlichen Unterschrift-Zeremonien Tradition - allerdings zeigten sich Kommentatoren erstaunt über Pelosis Verhalten bei einem derart ernsten Anlass.

Anschließend trug eine ranghohe Beamtin des Repräsentantenhauses, begleitet von den sieben Anklagevertretern, die Dokumente durch den Kongress zum Senat und übergab sie an das Oberhaus.

Eigentlicher Prozess beginnt am Dienstag

Der republikanische Senats-Mehrheitsführer Mitch McConnell legte den Ablauf für Donnerstag fest: Nach Verlesung der Anklage am Mittag (Ortszeit) wird der Oberste US-Richter John Roberts, der im Prozess den Vorsitz führen wird, vereidigt - und er nimmt anschließend den 100 Senatoren den Geschworenen-Eid ab. Der Beginn des eigentlichen Prozesses ist für Dienstag geplant.

Vorwurf: Amtsmissbrauch und Behinderung des Kongresses

Die Demokraten werfen dem Präsidenten in der Ukraine-Affäre Amtsmissbrauch und Behinderung des Kongresses vor. Trump habe von Kiew Ermittlungen gegen seinen demokratischen Rivalen - und möglichen Herausforderer bei der Wahl im November - Joe Biden gefordert. Der Präsident soll als Druckmittel unter anderem eine Militärhilfe an die Ukraine in Höhe von 391 Millionen Dollar (350 Millionen Euro) zurückgehalten haben.

»Präsident Trump hat seine persönlichen Interessen über das nationale Interesse, über die nationale Sicherheit gestellt«

"Präsident Trump hat seine persönlichen Interessen über das nationale Interesse, über die nationale Sicherheit gestellt", sagte Schiff, der bereits die Untersuchung des Repräsentantenhauses zur Ukraine-Affäre geführt hatte. "Wenn er nicht gestoppt wird, wird er es wieder tun."

Geht darum "Verfassung zu schützen"

Pelosi forderte, beim Senatsprozess müssten Schlüsselzeugen und relevante Dokumente zugelassen werden. Es gehe darum, "unsere Verfassung zu schützen und zu verteidigen und die Wahrheit für die amerikanische Bevölkerung zu suchen".

Republikaner lehnen Zeugenbefragungen ab

Trumps Republikaner lehnen Zeugenbefragungen im Senat bisher ab. Sie wollen den Prozess gegen den Präsidenten möglichst schnell über die Bühne bringen. Wegen des Streits um Zeugenbefragungen hatte das Repräsentantenhaus die Anklagepunkte gegen Trump wochenlang zurückgehalten. Die Demokraten wollten die Republikaner zu Zugeständnissen zwingen - allerdings blieben diese Bemühungen letztlich vergeblich. Die Republikaner sitzen wegen ihrer Senatsmehrheit am längeren Hebel.

Trump spricht von "Hexenjagd"

Trump hat die Vorwürfe in der Ukraine-Affäre zurückgewiesen. Er spricht von einer politisch motivierten "Hexenjagd", mit der die Demokraten seine Wiederwahl verhindern wollen. Ein US-Regierungsvertreter sagte am Mittwoch, die Anklage sei so "schwach", dass der Prozess nicht länger als zwei Wochen dauern dürfte.