Rekrut starb
an akutem Infekt

"Keimeinschwemmung ins Blut bewirkte offensichtlich das hohe Fieber"

Der vor rund einer Woche in Horn verstorbene 19-jährige Rekrut hat einen akuten Infekt gehabt. Das hat eine Blutuntersuchung ergeben, über die am Freitag die Staatsanwaltschaft Krems informierte. Demnach wurden die Keime Haemophilus influenzae und Streptokokkus pneumoniae festgestellt. Die Vorerkrankung sei ein "wesentlicher Bestandteil der Untersuchungen", so das Verteidigungsministerium.

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Niederösterreich - Rekrut starb
an akutem Infekt

Bei der Obduktion wurden demnach keine Entzündungsspuren an den Organen festgestellt. "Es handelte sich um einen akuten Infekt; die Keimeinschwemmung ins Blut bewirkte offensichtlich das hohe Fieber und war geeignet, eine Sepsis herbeizuführen", teilte die Anklagebehörde mit. "Diese Form der Erkrankung ist extrem selten", hieß es weiter. Man habe das Bundesheer über dieses Ergebnis informiert, damit über allfällig erforderliche Antibiotikagaben an Heeresangehörige entschieden werden könne.

Erhebungen laufen "auf Hochtouren"

Die von der Staatsanwaltschaft Krems angeordneten Erhebungen werden weitergeführt, hieß es. Die Blutuntersuchung wurde durch das Hygieneinstitut durchgeführt, der gerichtsmedizinische Sachverständige Wolfgang Denk habe das Ergebnis der Anklagebehörde telefonisch mitgeteilt.

Der Rekrut der Garde war am Donnerstag der Vorwoche nach einem Marsch in Horn verstorben. Der behandelnde Arzt hatte laut Verteidigungsministerium den Verdacht auf eine bakterielle Erkrankung geäußert. Vonseiten des Ministeriums wurde am Freitag auf Anfrage darauf verwiesen, dass aufgrund dieses Verdachts vorbeugende medizinische Maßnahmen für die Gardesoldaten sowie das Personal der Kaserne in Horn ergriffen worden seien.

Oberst Michael Bauer, Sprecher des Verteidigungsministeriums, betonte, das Ergebnis der Blutuntersuchung "ändert nichts am tragischen Tod eines Kameraden". Die Erhebungen zum Tod des Soldaten laufen "auf Hochtouren". Es sei für die Kommandanten der Garde nicht nachvollziehbar gewesen, dass ein junger, sportlicher Mann bei einem Marsch nach rund drei Kilometern zusammenbricht und "trotz aller medizinischer Fürsorge stirbt".

Soldaten in Horn mit Breitband-Antibiotikum behandelt

Da der behandelnde Arzt im Krankenhaus Horn den Verdacht einer bakteriellen Infektion des 19-Jährigen geäußert hatte, wurden laut Bauer sofort alle Soldaten in Horn mit Breitband-Antibiotikum behandelt. Die Mediziner des Heeres sowie des Krankenhauses Horn prüfen nun laut Bauer, ob die erfolgte Prophylaxe für die Soldaten ausreicht oder ob weitere Maßnahmen erforderlich sind.

Bereits zuvor hatte ein Vertreter des Verteidigungsministeriums einen Antrag angekündigt, ins Ergebnis der Blutuntersuchung Einblick zu nehmen, sobald es vorliegt. Sobald es ein Ergebnis der Untersuchungskommission des Bundesheeres gebe, "werden wir das kommunizieren", teilte der Sprecher mit.

Pneumokokken (Streptoccus pneumoniae) und Haemophilus influenzae B sind zunächst aus der Pädiatrie bekannte Bakterien. Erstere rufen vor allem Mittelohr- und Lungenentzündungen hervor. Pneumokokken können bei Betagten lebensgefährliche Lungenentzündungen verursachen, Haemophilus influenzae B war ehemals wegen tödlicher Kehlkopfentzündungen bei Babys gefürchtet.

Grüne fordern politische Konsequenzen

Unterdessen forderten die Grünen vor dem Bekanntwerden des Ergebnisses der Blutuntersuchung politische Konsequenzen aus dem Fall. Jugendsprecher Julian Schmid plädierte für "klare Vorschriften bei extremen Wetterbedingungen", außerdem sollen Grundwehrdiener ihre Ausbildner anonym bewerten.

Der Marsch, nach dem der 19-jährige Rekrut im Krankenhaus starb, war bei hohen Temperaturen abgehalten worden. Laut vorläufigem Obduktionsergebnis war Überhitzung des Körpers die Todesursache. Solche "Gewaltmärsche" mit schwerem Gepäck seien eine "Schleiferei", "Schinderei" und "ein Willen brechen, das in Österreich keinen Platz hat", betonte Schmid.

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