Neue Schocktherapie
für "Ampelsünder"

Paris macht gegen Fußgänger mobil, die bei roter Ampel über die Straße gehen

Mit einer drastischen Maßnahme will die Pariser Verkehrsbehörde Fußgänger dazu bringen, bei roter Ampel auch wirklich stehen zu bleiben. Es wurde eine Anlage installiert, die "Rotsünder" mit laut quietschenden Autobremsen aufschreckt und dabei ein Foto von ihnen macht. Diese Bilder werden nun in einer Kampagne verwendet.

von Drastisch - Neue Schocktherapie
für "Ampelsünder" © Bild: Screenshot/DIEA

Wie sieht jemand aus, der denkt, gleich von einem Auto überfahren zu werden – und möglicherweise dem Tod ins Auge zu blicken? Diese Gesichter können Franzosen bald in einer dramatischen Sicherheitskampagne der Verkehrsbehörde ihrer Hauptstadtregion sehen. Die Behörde will insbesondere für Fußgänger das Bewusstsein für Gefahren im Straßenverkehr heben. Denn jedes Jahr würden in der Region Paris 4.500 Fußgänger Opfer von Verkehrsunfällen. Ein großes Problem ist, dass gerade in Großstädten rote Ampeln besonders oft einfach ignoriert werden.

Unangenehme Überraschung für die Rotsünder

Deshalb führte die Verkehrsbehörde im März einen ungewöhnlichen Feldversuch durch. Bei einem ampelgeregelten Fußgängerübergang an einer Pariser Hauptverkehrsstraße wurde ein System installiert, das mit Bewegungssensoren überprüft, ob jemand bei Rot über die Straße geht. Wenn das passiert, hält es für die "Rotsünder" eine unangenehme Überraschung bereit: In realistischer Lautstärke werden die quietschenden Bremsen eines Autos simuliert, als würde es gerade auf den Fußgänger zurasen. In diesem Moment macht das System auch ein Foto von ihnen, das sofort auch auf einer Tafel neben der Straße gezeigt wird. Ein Video mit einigen ausgewählten "Opfern" wurde veröffentlicht.

Von 15. bis 28. Mai sollen einige der dabei entstanden Aufnahmen nun in einer landesweiten Kampagne verwendet werden. Über den schreckgeweiteten Gesichtern prangt der Slogan "Geh nicht das Risiko ein, dem Tod ins Auge zu blicken". Die unfreiwilligen Werbestars haben der Verwendung ihrer Fotos im Nachhinein zugestimmt. Die Idee zu der ganzen Aktion stammt von der französischen Werbeagentur Serviceplan. Weil es bei älteren Personen Bedenken wegen möglicher Herzbeschwerden gab, wurden sie übrigens vorgewarnt, dass "etwas" passieren würde. Was genau, das wussten aber auch die älteren Teilnehmer nicht.

© DRIEA/Serviceplan Ein Sujet der Plakatserie
© DIEA/Serviceplan Ein weiteres "Opfer"