Terror-Verdacht
im belgischen Lüttich

Zwei Polizistinnen und ein Autofahrer erschossen

Ein mutmaßlicher Terrorist hat nach offiziellen Angaben im belgischen Lüttich drei Menschen erschossen, bevor er selbst von Sicherheitskräften getötet wurde.

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Belgien - Terror-Verdacht
im belgischen Lüttich

Die Anti-Terror-Staatsanwaltschaft übernahm die Ermittlungen, wie ein Sprecher der Behörde der Deutschen Presse-Agentur bestätigte. Es gebe Elemente, die auf eine terroristische Tat schließen ließen.

Mann stahl zwei Polizistinnen ihre Pistolen

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft hatte der Mann zunächst zwei Polizistinnen mit einem Messer angegriffen und ihnen ihre Pistolen gestohlen. Damit erschoss er die beiden Frauen sowie einen jungen Autofahrer.

Der Schütze sei anschließend geflohen und habe die Putzfrau einer Schule als Geisel genommen. Eine Spezialeinheit habe den Mann letztlich erschossen, zuvor habe der Täter aber einige Polizisten mit Schüssen an den Beinen verletzen können. Die Schüler des Gymnasiums seien in Sicherheit, erklärte der Bürgermeister von Lüttich, Willy Demeyer.

Angreifer wurde tags zuvor aus Haft entlassen

Nach Informationen des öffentlich-rechtlichen Fernsehsenders RTBF war der Angreifer erst tags zuvor aus der Haft entlassen worden. Demnach sei er der Polizei nicht als "radikalisiert" bekannt gewesen.

Der belgische Innenminister Jan Jambon schrieb im Kurznachrichtendienst Twitter, das nationale Krisenzentrum prüfe die Situation. Das Krisenzentrum erklärte, die Terror-Warnstufe im Land bleibe auf der zweitniedrigsten Stufe. "Im Moment ändert sich nichts", sagte ein Sprecher laut Belga.

Angreifer von Lüttich stand auf Gefährderliste

Der Name des Täters habe wegen dessen Verbindungen zu Islamisten auf einer Überwachungsliste der Polizei gestanden, verlautete am späteren Nachmittag aus Ermittlerkreisen. Es werde vermutet, dass sich der Angreifer im Gefängnis radikalisiert habe. Demnach war der 1982 geborene Benjamin H. ein wegen Raubüberfällen, Gewalttaten und Drogenhandels verurteilter Kleinkrimineller. Er saß seit 2003 in Haft und befand sich auf Freigang. Den Angaben zufolge beging er bereits am Montagabend in Südbelgien einen Mord. Die Staatsanwaltschaft bestätigte eine Verbindung zwischen den beiden Taten zunächst nicht. Laut Belgiens Justizminister Koen Geens hatte der Täter in der Vergangenheit etwa zwanzig Mal Freigang erhalten, ohne dass es zu Zwischenfällen kam.

Die Ermittler gehen davon aus, dass es sich um ein gezieltes Attentat auf Polizisten handelte. "Offenkundig war es das Ziel des Attentäters, die Polizei zu attackieren", sagte Lüttichs Polizeichef Christian Beaupere. Vier Beamte seien bei dem Angriff verletzt worden. Einer von ihnen habe eine Verletzung der Oberschenkelarterie erlitten, er schwebe aber nicht mehr in Lebensgefahr.

Belgien bereits mehrmals Ziel terroristischer Attacken

Belgien war in der Vergangenheit das Ziel mehrerer terroristischer Attacken. Bei der schwersten davon töteten islamistische Extremisten in Brüssel am 22. März 2016 in der Metro sowie am Flughafen 32 Menschen. Die Terrorwarnstufe wurde erst vor einiger Zeit wieder auf Stufe zwei herabgesetzt, ein Anschlag gilt demnach als "wenig wahrscheinlich". Behörden, Medien und Bürger sind jedoch nach wie vor sensibilisiert. Die höchste Terrorstufe liegt bei vier.

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