Uni Wien: "Zehntausende
Studienplätze" in Gefahr?

Neue Zugangsbeschränkungen: SPÖ kritisiert Streichung von 20.000 Studienplätzen

Die neuen Zugangsbeschränkungen an der Universität Wien sorgen für Aufregung. Die Österreichische HochschülerInnenschaft (ÖH) warnt vor einer Verdrängung von Studenten aus Nichtakademiker-Familien, die SPÖ sieht "Zehntausende Studienplätze" in Gefahr.

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Bildung - Uni Wien: "Zehntausende
Studienplätze" in Gefahr?

Die Universität Wien wird ab Herbst 2019 neue Zugangsbeschränkungen in den Fächern wie Jus, Anglistik, Translationswissenschaften, Politikwissenschaften, Kultur- und Sozialanthropologie, Soziologie und Chemie einführen. Uni-Wien-Rektor Heinz Engl erwartet durch die neuen Regelungen, die im Zuge der Leistungsvereinbarungsverhandlungen mit dem Bildungsministerium fixiert wurden, keine dramatische Verringerung der Studentenzahlen.

Immerhin orientiere sich die Platzzahl an den bisherigen Anfängerzahlen minus der sogenannten "No-Shows" (Studenten ohne einen einzigen Prüfungsantritt). Sollte es "stärkere Verlagerungsbewegungen" in gewisse Fächer aus den Geisteswissenschaften bzw. Sprachen geben, müsse man dort ebenfalls über Beschränkungen nachdenken. Möglich werden diese im Rahmen der neuen Uni-Finanzierung, die neben Aufnahmeverfahren in Jus, Fremdsprachen und Erziehungswissenschaften an allen Unis Beschränkungen in Fächern erlaubt, die nur an einzelnen Standorten überlaufen sind.

Matura als Voraussetzung "total entwertet"

SPÖ-Wissenschaftssprecherin Andrea Kuntzl sieht sich durch die Ankündigung der Uni Wien in ihren Befürchtungen bestätigt. "Zehntausende Studienplätze werden in den nächsten drei Jahren wegfallen - ohne, dass die Regierung einen Plan hat, welche Ausbildungsplätze man diesen jungen Menschen stattdessen anbieten kann." Während ihrer Berechnung nach 20.000 Uni-Studienplätze in den kommenden drei Jahren "ersatzlos" gestrichen würden, werden mit Herbst 2018 an den Fachhochschulen nur 450 zusätzliche Plätze geschaffen. "Das sind 19.550 junge Menschen, die nach der Matura gerne eine höhere Ausbildung machen würden, aber keinen Platz finden werden", so Kuntzl in einer Aussendung. Dadurch werde in weiterer Folge die Matura als Studienvoraussetzung "total entwertet". Aus Kuntzls Sicht sind die Studienplatzbeschränkungen zudem nicht notwendig, da die SPÖ 2017 "eine massive Erhöhung des Uni-Budgets" um eine Milliarde Euro erreicht habe.

Folgen für Nichtakademiker-Familien

Die ÖH warnte unterdessen in einer Aussendung, dass Menschen, deren Eltern nicht Akademiker sind, durch Zugangsbeschränkungen oft vom Studium abgehalten würden. "Zugangsbeschränkungen wirken sozial selektiv und sind keine Lösung für die Probleme unserer Hochschulen." Außerdem fehlt aus Sicht der ÖH eine Basis für die Vereinbarung, da das Bildungsministerium die diesjährige Verordnung zu den Studierendenzahlen noch nicht veröffentlicht habe. "Änderungen in so gravierendem Ausmaß, auf Grundlage von unveröffentlichten Zahlen, zu beschließen ist verantwortungslos", so Marita Gasteiger (Grüne und Alternative StudentInnen/GRAS) vom ÖH-Vorsitzteam. "Wir werden uns nicht für dumm verkaufen lassen", kündigte sie Widerstand an.

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