"Irma" tötete bereits 17 Menschen

Sturm fegt mit unverminderter Wucht in Richtung Kuba und Florida

Hurrikan "Irma" ist in der Nacht auf Freitag über die Karibik hinweggezogen und hat dabei mindestens 17 Menschen das Leben gekostet. "Es ist, als wäre jemand mit einem Rasenmäher vom Himmel über die Insel gegangen", so eine Augenzeugin auf dem Inselteil Sint-Maarten. "Irma" ist einer der stärksten jemals registrierten Wirbelstürme im Atlantik.

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Naturkatastrophen - "Irma" tötete bereits 17 Menschen

In dem US-Außengebiet war mehr als die Hälfte der drei Millionen Einwohner ohne Strom. Angesichts von Überschwemmungen im Zentrum und im Norden der Insel mobilisierte der Gouverneur von Puerto Rico, Ricardo Rossello, die Nationalgarde. Zudem ließ er Notunterkünfte für bis zu 62.000 Menschen einrichten.

Hurrikan-Warnungen für Florida und Inseln

Das Hurrikan-Zentrum in Miami gab am Freitag offizielle Hurrikan-Warnungen aus, die Gebiete im US-Staat Florida sowie auf Haiti, den Bahamas, Kuba und dem britischen Überseegebiet der Turks- und Caicosinseln umfassen. Zu den Gebieten, für die nun die Hurrikanwarnung in Kraft ist, gehörten in Florida unter anderem die Inselkette Florida Keys sowie Lake Okeechobee nordwestlich von Fort Lauderdale und die Florida Bay zwischen dem südlichen Ende des Festlands und den Florida Keys.

Verheerende Zerstörungen auf den Urlaubsinseln

Zuvor hatte der Wirbelsturm bereits verheerende Zerstörungen auf den Urlaubsinseln Saint-Martin, Saint Barthelemy und Barbuda angerichtet. Im französischen Teil von Saint-Martin wurden vier Tote und rund 50 Verletzte gezählt. In Sint Maarten, dem niederländischen Teil der Insel, wurde ein Mensch getötet, wie die Regierung in Den Haag bekannt gab. Ein Todesopfer gab es auf Barbuda. Damit stieg die Gesamtzahl der Opfer auf mindestens zwölf.

Not und "totales Chaos" auf Sint Maarten

Die ersten Schadensbilanzen auf den betroffenen Inseln waren verheerend. Die Insel Saint-Martin sei zu 95 Prozent zerstört, sagte der Präsident des französischen Teils, Daniel Gibbs. "Den Inselbewohnern fehlt es an den wichtigsten Lebensgrundlagen", sagte Ministerpräsident Mark Rutte am Freitag in Den Haag nach einem Treffen des Krisenstabs. "Es herrscht totales Chaos."

Auf dem notdürftig reparierten Flugplatz des niederländischen Inselteils Sint Maarten könnten zur Zeit nur Militärmaschinen landen. Der Seehafen sei nur für Marineschiffe erreichbar. Zwei niederländische Marineschiffe brachten Wasser, Nahrung und andere Hilfsgüter. Weitere Transporte mit Zelten, Medikamenten und Decken sollten folgen.

135 Soldaten sind den Angaben zufolge bereits auf dem niederländischen Teil der Insel eingetroffen, um bei Aufräumarbeiten zu helfen. Weitere 100 sollten am Samstag ankommen. "Wir lassen Sint Maarten nicht im Stich", sagte Rutte. Über die Zahl der Opfer ist noch wenig bekannt. Bislang war von einem Todesopfer berichtet worden. Sint Maarten gehört mit rund 40.000 Einwohnern als autonomes Land zum Königreich der Niederlande.

Sinflutartige Regenfälle

Auch der Nordosten Haitis wurde von sintflutartigen Regenfällen heimgesucht. Windböen deckten Dächer ab, in der Stadt Ouanaminthe an der Grenze zur Dominikanischen Republik standen die Häuser bis zu 30 Zentimeter unter Wasser, wie der Zivilschutz mitteilte. Zwei Menschen wurden verletzt, als eine entwurzelte Kokospalme auf ihr Haus in der Nähe der Hafenstadt Cap-Haïtien stürzte.

Windstärken von 285 Stundenkilometern

Um 23.00 Uhr (MESZ) befand sich das Auge des Sturms nur wenige Kilometer nördlich von Haiti und bewegte sich auf die Bahamas zu. Viele Menschen hoffen nun, dass die Schäden durch "Irma" in Haiti weniger groß ausfallen als zunächst befürchtet. In der Dominikanischen Republik wurden Windstärken von 285 Stundenkilometern gemessen, rund 5.500 Menschen wurden angesichts des Sturms mit heftigen Regenfällen in Sicherheit gebracht.

Am Freitagabend oder Samstagmorgen könnte der Wirbelsturm in Kuba auf Land treffen und dürfte dann zur Südostküste der Vereinigten Staaten weiterziehen. An Kubas Nordküste wurden 10.000 ausländische Touristen vorsorglich in Sicherheit gebracht, die Behörden riefen die höchste Alarmstufe aus.

Größte Massenevakuierung seit mehr als einem Jahrzehnt

Bis zu eine Million Menschen erhielten in den Küstengebieten Floridas und des Nachbarstaates Georgia die Anordnung, ihre Häuser zu verlassen. Es war die größte Massenevakuierung seit mehr als einem Jahrzehnt.

"Irma" war am Mittwoch mit Hurrikan-Stärke 5 über die nördlichen Antillen hinweggefegt. Nach Angaben von Meteorologen zählt er zu den stärksten Stürmen seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Atlantik.

Weitere Stürme

Unterdessen verstärkte sich der Hurrikan "Jose" auf Kategorie 3, wie das Nationale Hurrikanzentrum (NHC) der USA mitteilte. Der Wirbelsturm befand sich am späten Donnerstag (Ortszeit) etwa 950 Kilometer östlich der Kleinen Antillen und bewegte sich mit einer Geschwindigkeit von 30 Stundenkilometern in Richtung West-Nordwest.


Ebenfalls in der Gegend wütet der Tropensturm "Katia", der derzeit auf Kategorie 1 eingestuft ist. Er könnte vor Freitag die Küste des mexikanischen Bundesstaates Veracruz erreichen.