Die Erde hat schon fünf große Massensterben hinter sich

Fünfmal sind bereits mehr als 75 Prozent aller Arten von der Erde verschwunden

Die Auslöschung der Dinosaurier am Ende der Kreidezeit war nicht das erste Massensterben der Erdgeschichte. Schon vier mal davor sind jeweils mehr als 75 Prozent aller Arten plötzlich verschwunden. Erleben wir gerade das sechste Mal?

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Erdgeschichte - Die Erde hat schon fünf große Massensterben hinter sich

Vor 444 Millionen Jahren

Das erste große, heute noch rekonstruierbare Massensterben der Erdgeschichte fand vor 444 Millionen Jahren, am Übergang vom Erdzeitalter Ordovizium zum Silur, statt. Im Verlauf von möglicherweise rund einer Million Jahre gingen 86 Prozent aller Arten verloren. Darunter waren fast alle Arten der Armfüßer. Die Trilobiten überlebten, wenn auch ihre Vielfalt geringer wurde. Verantwortlich dürfte eine kurze, aber heftige Eiszeit gewesen sein, die zu einer Senkung der Meeresspiegel führte.

Vor 372 Millionen Jahren

Im späten Devon ging es dann auch den Trilobiten, die das erste Sterben großteils überlebt hatten, an den Kragen. Sie waren die vielfältigste und am meisten verbreitete Gattung, die bis zu diesem Zeitpunkt auf der Erde erschienen war. Doch nun verschwanden sie zusammen mit 75 Prozent aller übrigen Arten. Schuld daran könnte die massive Ausbreitung von Landpflanzen in dieser Zeit gewesen sein. Sie transportierten Nährstoffe in den Ozean, die zu einer Algenausbreitung führten, was den Meeresbewohnern ihren Sauerstoff entzog.

Vor 252 Millionen Jahren

Das mit großem Abstand schlimmste Massensterben unseres Planeten ereignete sich an der Grenze zwischen Perm und Trias, vor 252 Millionen Jahren. Es hätte das Leben auf der Erde beinahe beendet. 95 Prozent aller marinen und rund 75 Prozent aller Landarten mussten dran glauben, erstmals in der Geschichte auch viele Insektenarten. Während im späten Devon zu viele Pflanzen das Problem waren, ging es nun in die andere Richtung: Durch Hitzeperioden, Luftverschmutzung und saure Böden verschwand so viel Vegetation, dass der Sauerstoffgehalt der Atmosphäre auf die Hälfte absank.

Vor 201 Millionen Jahren

Geologische Aktivitäten rund um den Zerfall des Superkontinents Pangaea führten zu enormen Magmaausstößen, die wiederum Klima und Atmosphäre drastisch veränderten. Der Artenschwund am Ende des Trias betraf 70 bis 75 Prozent aller Spezies. Nicht überlebt haben diese Umwälzungen die meisten nicht zu den Dinosauriern gehörenden Arten der Übergruppe Archosauria, viele Amphibien und einige Vorläufer der Säugetiere.

Vor 66 Millionen Jahren

Im Unterschied zu allen bisher genannten Massensterben vollzog sich jenes am Ende der Kreidezeit nach der verbreitetsten Theorie nicht nur in einem erdgeschichtlich "kurzen" Zeitraum von einigen zehntausend Jahren, sondern wirklich rasant. Vor 66 Millionen Jahren soll ein Meteorit von mindestens zehn Kilometern Durchmesser nahe der heutigen mexikanischen Halbinsel Yucatan eingeschlagen haben. In wenigen Tagen bedeckten Ruß- und Staubpartikel die gesamte Atmosphäre, die das Sonnenlicht für Monate absorbierten und einen weltweiten Temperatursturz vielleicht sogar unter den Gefrierpunkt herbeiführten. Die bekanntesten Opfer: Sämtliche Dinosaurier mit Ausnahme der Vögel.

Heute?

Biologen und Geowissenschafter sehen auch heute eine noch andauernde Phase des Massenaussterbens, die noch lange nicht abgeschlossen ist und zunehmend stärker wird. Sie geht auf den Einfluss des Menschen zurück und hat vor etwa 8.000 Jahren begonnen. Insbesondere die Tierwelt wurde immer stärker dezimiert, besonders intensiv bei der Besiedelung neuer Inseln und Kontinente und der Einschleppung fremder Arten. Nach einer Analyse gab es bei weltweit 14.000 untersuchten Tierarten in den letzten 40 Jahren einen Rückgang der Population um fast 60 Prozent.