Willkürliche Mindesthaltbarkeit
bei Butter und Co.?

Greenpeace gegen Spar: Organisation kritisiert Vorgehen, Händler dementiert

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace konzentriert sich in Österreich gerade verstärkt auf das Thema Mindesthaltbarkeit und hat nun mit den Ergebnissen einer Umfrage für Aufmerksamkeit gesorgt: Molkereiprodukte sollen ein willkürliches Mindesthaltbarkeitsdatum aufweisen. Kritisiert wurde namentlich die Bio-Butter von Spar. Der Lebensmittelhändler dementiert sämtliche Vorwürfe.

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Lebensmittel - Willkürliche Mindesthaltbarkeit
bei Butter und Co.?

Greenpeace fordert realitätsnahe Mindesthaltbarkeitsdaten

Eine Umfrage der Organisation unter den größten österreichischen Molkereien habe ergeben, dass die Unternehmen das Mindesthaltbarkeitsdatum bei ihren Produkten offensichtlich willkürlich angeben, wie Greenpeace in einer Aussendung mitteilt. Bei ganz normaler, industriell hergestellter Butter könne sich das Mindesthaltbarkeitsdatum um bis zu 45 Tage unterscheiden. Einige Hersteller würden auch zugeben, dass bei bestimmten Produkten das Datum auf Wunsch des Handels gekürzt und bei Exportprodukten verlängert wird. Die Umweltschützer fordern ein einheitliches Verfahren zur Festlegung von realitätsnahen Mindesthaltbarkeitsdaten.

30 oder doch 75 Tage?

"Es kann nicht sein, dass, wenn zwei Molkereien am gleichen Tag vergleichbare Butter produzieren, Molkerei A 30 Tage für das Mindesthaltbarkeitsdatum festlegt und Molkerei B 75 Tage. Die Konsumenten müssen auf das Mindesthaltbarkeitsdatum vertrauen können", sagt Nunu Kaller, Konsumentensprecherin von Greenpeace in Österreich. Neben der Butter wurden auch für Naturjoghurt (3,6 Prozent), Schlagobers und die Länger-Frisch-Milch die Haltbarkeitsfristen sowie die Gründe für die Festlegung von diesen abgefragt. Untersucht wurden dabei die zehn größten österreichischen Hersteller.

Als Gründe für die unterschiedliche Festlegung identer Produkte seien laut Greenpeace häufig Wünsche des Handels bei dessen Eigenmarken genannt worden. "Damit haben wir es jetzt Schwarz auf Weiß, dass der Handel bestimmte Milchprodukte mit einem unnötig kurzen Mindesthaltbarkeitsdatum versehen lässt", kritisiert Kaller.

Butter-Streit: Spar dementiert Vorwürfe

Als konkretes Beispiel wurde die Bio-Butter von Spar genannt: Die 250-Gramm-Packung lasse Spar mit einer Frist von 55 Tagen versehen, die 125-Gramm-Packung hingegen mit 60 Tagen. "Dabei sollte man meinen, dass gerade kleinere Butterpackungen empfindlicher sind, da diese schneller auf kurzzeitig höhere Temperatur reagieren", sagt Kaller.

Der Lebensmittelkonzern Spar hat die Vorwürfe vehement zurückgewiesen. In einer Aussendung heißt es dazu: Auch Spar beschäftige sich im Rahmen des Nachhaltigkeitsprogramms mit dem Thema Lebensmittelverschwendung. "Allerdings sollte die Diskussion mit korrekten Fakten geführt werden und nicht im Rahmen einer populistischen Kampagne, die mit falschen Tatsachen agiert", teilt das Unternehmen mit Mindesthaltbarkeitsdaten seien Qualitätsgarantien der Hersteller und würden nicht wie von Greenpeace behauptet vom Handel verlangt. Das Datum orientiere sich daran, bis zu welchem Zeitpunkt der Hersteller noch qualitative Kriterien wie Geschmack, Geruch und Mikrobiologie garantieren könne.

Mindesthaltbarkeitsdaten seien bei vergleichbaren Produkten immer ähnlich lang – unabhängig von Feiertagen oder Packungsgrößen. Die unterschiedlichen Mindesthaltbarkeitsdaten erklärt der Konzern durch unterschiedliche Hersteller. Die Behauptung, die Mindesthaltbarkeitsdaten würden bei Feiertagen angepasst, sei ebenfalls unrichtig.

Die Umweltschutzorganisation weist wiederum sämtliche Gegendarstellungen von Spar zurück und hat dem Konzern angeboten, im direkten Gespräch für Klärung zu sorgen. "Ich verlange von Spar eine Entschuldigung. Es ist inakzeptabel, einer wissenschaftsbasierten Organisation Populismus vorzuwerfen", sagt Alexander Egit, Geschäftsführer von Greenpeace Österreich.

Greenpeace führt in Österreich derzeit einen Langzeit-Lagertest mit mehreren Lebensmitteln durch, darunter auch Joghurt. Der Test bestätige laut Organisation, dass Produkte oft weit über das Mindesthaltbarkeitsdatum hinaus haltbar seien.