Lauda in kritischem
Gesundheitszustand

Schwere Erkrankung machte Eingriff im Wiener AKH notwendig

Niki Lauda befindet sich in einem kritischen Gesundheitszustand. Österreichs Formel-1-Legende musste sich am Donnerstag wegen einer schweren Lungenerkrankung im Wiener AKH einer Lungentransplantation unterziehen. Laudas Operateur zeigt sich aber zuversichtlich.

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"Wir sind sehr zufrieden", sagte der Chef der Klinischen Abteilung für Thoraxchirurgie (AKH/MedUni Wien), Walter Klepetko.

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    Der Österreichische Sport hat einen seiner Größten verloren. Formel-1-Legende Niki Lauda ist tot. Wie die Familie in der Nacht auf Dienstag in einer E-Mail mitteilte, ist der 70-jährige dreifache Formel-1-Weltmeister und Flug-Unternehmer am Montag im Kreis seiner Familie verstorben.

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    Niki Lauda zu Beginn seiner Karriere beim GP von England der damals auch GP von Europa genannt wurde.

Klepetko, der den Eingriff zusammen mit Konrad Hötzenecker durchgeführt hat, hat sich bezüglich der Genesung von Niki Lauda zuversichtlich gezeigt. "Es ist momentan alles in einem sehr guten Verlauf und wir sind sehr zufrieden", erklärte der Leiter der Klinischen Abteilung für Thoraxchirurgie am Wiener AKH in der ORF-Sendung "ZiB 2".

»Es ist momentan alles in einem sehr guten Verlauf und wir sind sehr zufrieden«

Ein junger Patient würde das Krankenhaus laut Klepetko nach einem derartigen Eingriff mitunter bereits nach zwei oder drei Wochen wieder verlassen können. "Bei älteren Patienten dauert es schon länger", erklärte der Chirurg zu Laudas diesbezüglichen Aussichten. Am AKH werden laut ORF-Angaben jährlich rund 120 derartige Operationen durchgeführt.

Laudas Gesundheitszustand kritisch

Österreichs Formel-1-Legende musste sich am Donnerstag wegen einer schweren Lungenerkrankung im Wiener AKH einer Lungentransplantation unterziehen - exakt 42 Jahre und einen Tag nach seinem aufsehenerregenden Feuerunfall am 1. August 1976 auf dem Nürburgring. Danach hieß es, er befinde sich in einem kritischen Gesundheitszustand.

"Wir bitten um Verständnis, dass die Familie keine öffentlichen Statements abgeben wird und ersuchen, die Privatsphäre von Familie Lauda zu wahren", hieß es in einer mit der Familie abgestimmten Stellungnahme des Krankenhauses.

Seit über einer Woche im Spital

Lauda befindet sich mittlerweile seit mehr als einer Woche im Spital. Wegen einer Erkrankung hatte der 69-jährige Wiener den Familienurlaub auf Ibiza abgebrochen. Der Aufsichtsratsvorsitzende des Weltmeisterteams Mercedes war auch nicht bei den Formel-1-Rennen in Hockenheim (22. Juli) und auf dem Hungaroring (29. Juli). Der Rennstall wollte am Donnerstagabend vorerst keine Stellungnahme zum Zustand des Miteigentümers abgeben. Auch Laudas Luftfahrtunternehmen Laudamotion gab sich zurückhaltend.

Laut der Tageszeitung "Österreich" hatte Lauda in Ibiza eine Sommergrippe erwischt, die er anfangs offensichtlich unterschätzt hatte. Als sich die Symptome verschlimmerten, soll der Miteigentümer und Geschäftsführer von Laudamotion im Privatjet nach Wien geflogen sein, um sich dort behandeln zu lassen.

Mehrere Tage auf der Intensivstation

Wegen des aggressiven Virus verbrachte Lauda laut übereinstimmenden Medienangaben im AKH bereits einige Tage auf der Intensivstation, ehe er wieder auf die normale Station verlegt wurde. Am Donnerstag hätte sich der Zustand des dreifachen Formel-1-Weltmeisters aber wieder verschlechtert, berichtete "Österreich".

Reaktionen auf Laudas Gesundheitszustand

Bundeskanzler Sebastian Kurz via Twitter: "Wir kennen Niki Lauda als großen Kämpfer im Sport und als Unternehmer. Lieber Niki, wir wünschen dir viel, viel Kraft in dieser schweren Zeit und freuen uns, dich bald wieder gesund an deinen geliebten Rennstrecken zu sehen."

Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ): "Nach der Matura an der HTL für Flugtechnik in Eisenstadt war Niki Lauda mein erster Chef. Rund um die Übernahme der Air Berlin durch Laudamotion hatten wir nach Jahrzehnten nun wieder Kontakt. Ich bedanke mich beim Ärzteteam des AKH in Wien für die großartige Betreuung und wünsche Niki eine rasche und vollständige Genesung. Er ist eine Galionsfigur unseres Landes und hat Großes für Österreich geleistet. Ich freue mich schon jetzt auf den nächsten Gedankenaustausch mit ihm."

Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck: "Die Meldungen zu Niki Laudas Gesundheitszustand machen betroffen. Ich wünsche ihm eine rasche und vollständige Genesung und viel Kraft für die nächste Zeit. Niki Lauda hat sich in besonderem Maße um unser Land verdient gemacht. Er ist nicht nur ein großer Sportler, sondern auch ein hervorragender Unternehmer, dem wir viele Arbeitsplätze in Österreich zu verdanken haben."

Gerhard Berger (Ex-Rennfahrer): "Ich drücke ihm die Daumen, mehr kann ich in dieser Situation nicht tun. Ich weiß, dass er im AKH in den besten Händen ist. Er ist eine absolute Kämpfernatur. Das sind freilich Dinge, bei denen man nie weiß, wie sie ausgehen. Deshalb kann ich ihm nur die Daumen drücken."

Bundespräsident Alexander Van der Bellen via Twitter: "Ich wünsche Niki Lauda gute Besserung und viel Kraft für die kommenden Wochen."

Flughafen-Wien-Vorstand Julian Jäger: "Wir wünschen Niki Lauda gute Genesung. Er ist für den Flughafen Wien ein wichtiger Geschäftspartner mit Handschlagqualität. Wir freuen uns, ihn bald wieder im operativen Geschäft begrüßen zu dürfen."

Fluglinie Laudamotion: "Das gesamte Laudamotion-Team wünscht Niki eine schnelle Genesung und gute Besserung - ihm und seiner Familie ganz viel Kraft für die nächsten Wochen. Seine Expertise und seine Person fehlen uns natürlich und umso mehr freuen wir uns über sein rasches Comeback. Außerdem wollen wir uns beim AKH Wien für die großartige Betreuung bedanken."

So erfolgt die Spenderorgan-Zuteilung

Die Spenderorgan-Zuteilung erfolgte durch die unabhängige Eurotransplant (Leiden) nach klaren Dringlichkeitskriterien. "Da der Patient zum Zeitpunkt der Aufnahme in die Warteliste für die Transplantation durch die extrakorporale Membran-Oxygenierung (ECMO; maschinelle Sauerstoffanreicherung außerhalb des Körpers; Anm.) am Leben erhalten wurde, bei vollem Bewusstsein war und es keine andere Therapiemöglichkeit gab, kam er sofort in die höchste Dringlichkeitskategorie für ein Spenderorgan", sagte der Chirurg.

Generell müsse man für den weiteren Verlauf immer auch die vor einem solchen Eingriff gegebenen Umstände beim einzelnen Patienten einrechnen, betonte Klepetko. Man sei jedenfalls vorerst mit dem Verlauf sehr zufrieden.

"Wenn jemand plötzlich in die oberste Dringlichkeitsstufe für eine Lungentransplantation kommt, erfolgt die Organzuteilung mit höchster Dringlichkeit", sagte der Transplantationschirurg. Auch der Gesamtzustand des jeweiligen Patienten spielt eine gewisse Rolle. Hier ist die Situation bei Lungenpatienten, die über viele Jahre an chronisch sich verschlechternden Leiden erkrankt sind, anders als bei prinzipiell fitten Personen, die akut in ein nicht reversibles Lungenversagen rutschen.

Spenderorgane für Lungentransplantationen werden nicht auf Gewebe-Verträglichkeit zwischen Spender und Empfänger ausgewählt, wie dies bei anderen Organen geschieht. "Wir haben aber mittlerweile die Möglichkeit, Spenderorgane, die wir sonst nicht verwenden würden, so vorzubereiten und zu verbessern, dass wir sie transplantieren können", sagte Klepetko.

KV-Verhandlungen in den Hintergrund getreten

Die Nachricht über die Lungentransplantation bei Lauda platzte auch mitten in die Kollektivvertragsverhandlungen bei Laudamotion. Während Lauda im Wiener AKH operiert wurde, verhandelte sein Ko-Geschäftsführer Andreas Gruber mit dem Betriebsrat am Donnerstagnachmittag den KV für die 650 Mitarbeiter. Für heute, Freitag, war eine weitere Verhandlungsrunde mit der Gewerkschaft angesetzt.

Die Verhandlungen sind dem Vernehmen nach bereits in der Zielgeraden. Das Unternehmen versprach am Donnerstag einen raschen Abschluss. Ergebnisse dürfte es aber frühestens nächste Woche geben. Der Bundesgeschäftsführer der Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA-djp), Karl Dürtscher, erklärte am Freitag per Aussendung: "Aus Respekt vor Niki Laudas Gesundheitszustand wird es vor Montag keine Stellungnahmen zum Laudamotion-Kollektivvertrag geben. Wir bitten um Verständnis".

»Wir wünschen Niki Lauda von Herzen eine schnelle Genesung und alles Gute«

Dürtscher hofft auf eine schnelle Genesung von Lauda. "Die Gesundheit ist das wichtigste Gut im Leben. Wir wünschen Niki Lauda von Herzen eine schnelle Genesung und alles Gute", so der Gewerkschafter.

So erlangte Lauda weltweite Berühmtheit

Weltweite Berühmtheit hatte Lauda nicht nur durch seine drei WM-Titel (1975, 1977 und 1984) erlangt, sondern auch durch seinen Unfall auf dem Nürburgring. Das anschließende WM-Duell mit dem Briten James Hunt war 2013 im Film "Rush" im Kino zu sehen.

Die Folgen des 1. August 1976 haben Lauda seither sein gesamtes Leben begleitet. Damals kämpfte der amtierende Weltmeister in einer Klinik in Mannheim ums Überleben. 42 Tage nach dem Unfall saß der ehrgeizige Sohn einer Wiener Industriellenfamilie bereits wieder im Rennauto. 42 Jahre danach war es erneut die Lunge, die ihm ernsthafte Probleme bereitet hatte. Das Organ war schon in den Wochen nach dem Feuerinferno auf dem Nürburgring das am meisten in Mitleidenschaft gezogene.

Aufgrund der Verbrennungen musste sich Lauda damals auch Haut transplantieren lassen, die rote Kappe auf dem Kopf wurde zu seinem Markenzeichen. Als weitere Spätfolge des Unfalles musste sich Lauda in jüngerer Vergangenheit zudem bereits zwei Nierentransplantationen unterziehen. Eine Niere spendete ihm 1997 sein Bruder Florian, eine weitere 2005 seine spätere Ehefrau Birgit.

Niki Lauda privat

Mit Birgit ist Lauda in zweiter Ehe verheiratet und hat achtjährige Zwillinge - Max und Mia. Dazu kommen mit Lukas (39) und Mathias (37) zwei weitere erwachsene Söhne aus seiner ersten Ehe mit Marlene. Seit fast 40 Jahren ist Lauda auch im Luftfahrtgeschäft aktiv. 1979 gründete er die Lauda Air, nach deren Verkauf mit Niki (flyniki) 2003 eine weitere Fluglinie. Sein jüngstes Projekt ist die Laudamotion, an der die irische Billigfluglinie Ryanair mittlerweile 75 Prozent der Anteile hält.

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