Der große Kosmetik-Check 2016

Verdächtige Chemie in Zahnpasta und Bodylotions

Die Umweltschutzorganisation Global 2000 hat 531 Körperpflegeprodukte auf potenziell hormonell wirksame Chemikalien untersucht. Sie wollen wissen, welche Produkte gut abgeschnitten haben und welche Gesundheitsrisiken bergen? Hier finden Sie die ganze Liste.

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© Video: Global 2000

Sie gehören zu den umstrittensten Chemikalien, was Kosmetikartikel anbelangt: sogenannte potenzielle „endokrine Disruptoren“. Das sind Stoffe, die im Verdacht stehen, im Körper ähnlich wie Hormone zu wirken. Gerät das Hormonsystem durcheinander, kann das schwerwiegende Folgen haben.

Dennoch finden sich derartige Substanzen in zahlreichen Zahncremes, Bodylotions und Aftershaves. Global 2000 hat in einem groß angelegten Kosmetik-Check 531 in Österreich erhältliche Produkte unter die Lupe genommen. Ausgewertet wurden die Inhaltsstoffe, die auf der Verpackung angegeben sind. Das Resultat: Laut Global 2000 enthalten rund 11 Prozent der untersuchten Zahnpasten, 21 Prozent der Bodylotions und 40 Prozent der Rasierwässer hormonell wirksame Chemikalien.

Hier geht’s zu den Listen* der getesteten Kosmetikprodukte:

Liste Bodylotions
Liste Zahnpasten
Liste Aftershaves
Listen-Legende:
Kennzeichnung laut Global 2000: grün = ohne hormonell wirksame Inhaltsstoffe; gelb** = mit Verdacht auf hormonell wirksame Inhaltsstoffe; rot = mit hormonell wirksamen Inhaltsstoffen

*Quelle: Global 2000 Kosmetiktest 2016
Bearbeitung: News

**Die gelb markierten Produkte enthalten denaturierten Alkohol. Das ist per se unbedenklich. Global 2000 verweist aber darauf, dass bei der Vergällung des Alkohols Chemikalien zum Einsatz kommen können, die im Verdacht stehen, hormonell wirksam zu sein, wie z.B. Diethylphthalat. Diese Stoffe sind dann auf der Inhaltsliste nicht ausgewiesen. News hat die Liste diesbezüglich um Herstellerangaben ergänzt.

Das sagen die Hersteller

Bei vielen dieser Substanzen handelt es sich um sogenannte Parabane, die als Konservierungsmittel zum Einsatz kommen, und um UV-Filter wie Ethylhexyl Methoxycinnamate. Die betroffenen Herstellerfirmen betonen (Hier geht es zu den gesammelten Stellungnahmen der Hersteller), dass der Einsatz der Chemikalien in den verwendeten Konzentrationen erlaubt und ungefährlich sei. Sie verweisen dabei unter anderem auf Studien diverser Beratergremien der EU-Kommission.

Tatsächlich hat die EU allerdings in den vergangenen Jahren den Einsatz einzelner dieser Substanzen weiter eingeschränkt. Kritisch sieht deren Verwendung auch Andreas Lischka, jahrelanger Leiter der Kinderklinik Glanzing im Wiener Wilhelminenspital und Experte für hormonell schädliche Chemikalien: Es habe sich „eindeutig erhärtet“, dass hormonell wirksame Chemikalien im gesamten Lebensverlauf schädlich sein können, vor allem aber bei Kleinkindern, bei Schwangeren und in der Pubertät. „Für mich als Arzt haben Stoffe, die im Verdacht stehen, solche Wirkungen zu haben, in Kosmetikprodukten nichts verloren.“

Ein Umdenken findet bereits statt

Helmut Burtscher, Chefchemiker von Global 2000, betont, dass die vorliegenden Hinweise ausreichend Grund „für den vorsorglichen Verzicht auf diese besorgniserregenden Stoffe sein“ sollten. Tatsächlich hat in Österreich seit dem ersten Kosmetik-Check von Global 2000 vor zwei Jahren ein gewisses Umdenken eingesetzt. Die Handelsriesen Rewe (Billa, Adeg, Merkur, Penny und Bipa), Spar und Hofer haben Chemikalien, die im Verdacht stehen, hormonell wirksam zu sein, aus ihren Eigenmarken verbannt.

Umweltmediziner Hans-Peter Hutter von der Medizinischen Universität Wien rät Konsumenten zu einem „maßvollen und kritischen“ Umgang. Man könne sich nicht zurücklehnen und sagen, dass ohnehin nur eine kleine Dosis zum Einsatz kommt, meint Hutter. Über den Tag verteilt würden schließlich oft mehrere Produkte verwendet.

So können Sie sich schützen

Tipps von Global 2000:

• Naturkosmetik kaufen: Zertifizierte Naturkosmetik darf keine hormonell wirksamen Chemikalien enthalten.
• Eigenmarken verwenden: Die Körperpflege-Eigenmarken von Rewe, Hofer und Spar sind frei von hormonell wirksamen Chemikalien.
• Handy-App: Die App „Toxfox“ ermöglicht, durch das Scannen des Strichcodes herauszufinden, ob derartige Chemikalien enthalten sind.
• „Hormon-Lupe“: Global 2000 und Stadt Wien haben einen Kosmetikratgeber erstellt.

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