"Irma": Karibikinseln total
verwüstet, mehrere Todesopfer

Barbuda faktisch unbewohnbar geworden - auch in Miami wird bereits evakuiert

Der extrem gefährliche Hurrikan "Irma" hat in der Karibik mindestens zehn Menschen in den Tod gerissen und schwere Schäden angerichtet. Das US-Außengebiet Puerto Rico kam wohl vergleichsweise glimpflich davon. Der Wirbelsturm zog im Norden an der Insel vorbei und bewegte sich in Richtung der Insel Hispaniola und der Bahamas.

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Hurrikan - "Irma": Karibikinseln total
verwüstet, mehrere Todesopfer

Nach Schätzungen der Vereinten Nationen könnten in den kommenden Tagen bis zu 37 Millionen Menschen von den Auswirkungen des Hurrikans betroffen sein. Auf der Insel Barbuda kam ein Baby ums Leben, sagte der Regierungschef von Antigua und Barbuda dem Sender ABS. Barbuda sei praktisch unbewohnbar geworden, "Irma" habe dort 95 Prozent aller Häuser zerstört oder beschädigt. "Es ist herzzerreißend. Die ganze Insel steht unter Wasser", sagte Gaston Browne. Auf Barbuda leben knapp 2.000 Menschen. Die Insel war von dem Hurrikan der höchsten Kategorie fünf direkt getroffen worden.

Im britischen Überseegebiet Anguilla kam ebenfalls ein Mensch ums Leben. Auf den französischen Karibikinseln Saint-Barthelemy und Saint-Martin starben acht Menschen. 23 Menschen seien verletzt worden, sagte der französische Innenminister Gerard Collomb am Donnerstag dem Radionachrichtensender Franceinfo.

"Es ist eine große Katastrophe. 95 Prozent der Insel sind zerstört", sagte der Präsident des Territorialrats von Saint-Martin, Daniel Gibbs, in Radiosender RCI. Auch auf Saint-Barthelemy, das bei Urlaubern auch als Luxusinsel St. Barth bekannt ist, gab es schwere Schäden. Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron kündigte finanzielle Hilfe an.

In Puerto Rico suchten 4.200 Menschen Schutz in Notunterkünften. Fast eine Million Menschen waren ohne Strom, 80.000 ohne Wasser, berichtete die Zeitung "El Nuevo Dia". Obwohl der Sturm nicht direkt über die Insel zog, war Puerto Rico Sturmböen von mehr als 150 Kilometern pro Stunde ausgesetzt. Bäume wurden umgerissen, es gab Schäden durch Überschwemmungen.

Macron will in Hurrikangebiet reisen

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron will möglichst bald in die vom Hurrikan "Irma" verwüsteten französischen Überseegebiete reisen. Der Staatschef werde die betroffenen Zonen besuchen, sobald dies möglich sei, ohne die Rettungskräfte zu stören, hieß es am Donnerstag aus dem Elyseepalast in Paris.

Hurrikan "Irma" ist nach Angaben französischer Fachleute der längste jemals beobachtete Wirbelsturm einer solch großen Stärke. Er sei schon mehr als 33 Stunden als Wirbelsturm der höchsten Kategorie 5 eingestuft, erklärte der französische Wetterdienst Meteo France am Donnerstag. "Eine solche Intensität über eine solch lange Dauer hat es weltweit seit Beginn der Satellitenära noch nicht gegeben."

»Der Bedarf an Nothilfe wächst mit jeder Stunde «

Das "Rote Kreuz" hat großer Hilfsbedarf in den betroffenen Regionen gemeldet. Rund 31 Millionen Menschen seien durch den Hurrikan bedroht. Er steuere aktuell auf die Turks- und Caicosinseln (31.500 Einwohner), Kuba (11,5 Mio. Einwohner), die Bahamas (390.000 Einwohner) und Florida/USA (20 Mio. Einwohner) zu. Meterhohe Wellen und starker Niederschlag werden die Inselstaaten laut Hilfsorganisation vor gewaltige Herausforderungen stellen. Zunächst dürften die Dominikanische Republik und Haiti an ihren nördlichen Grenzen von Irma nur gestreift werden.

Die Vorhersagen seien sehr beunruhigend. "Der Bedarf an Nothilfe wächst mit jeder Stunde und das Rote Kreuz bereitet sich auf Hilfseinsätze vor. Auch eine Anforderung internationaler Unterstützung kann derzeit nicht ausgeschlossen werden", sagt Rotkreuz-Generalsekretär Werner Kerschbaum.

Auch der niederländischen Teil der Insel Sint Maarten ist vom Hurrikan verwüstet worden. Der Schaden sei "sehr groß", sagte der niederländische Ministerpräsident Mark Rutte. Bisher gebe es keine Berichte über Todesopfer in diesem Gebiet. Die Niederlande starteten eine umfangreiche Hilfsaktion.

"Irma" ist der schwerste jemals in der Region registrierte Tropensturm mit Spitzen-Windgeschwindigkeiten von 290 Kilometern pro Stunde. Der Sturm bewegte sich mit 26 Kilometern pro Stunde Richtung West-Nordwest.

Kurs auf Haiti

Als nächstes sollte "Irma" nach Angaben des US-Hurrikanzentrums nördlich der Insel Hispaniola vorbeiziehen und dabei die Dominikanische Republik und Haiti passieren. Haiti, eines der ärmsten Länder der Welt, leidet noch immer unter den Folgen von Hurrikan "Matthew" im Oktober 2016, bei dem etwa 1.000 Menschen ums Leben kamen.

Gegen 20.00 Uhr Ortszeit (2.00 Uhr Freitag MESZ) könnte "Irma" auf die Turks- und Caicos-Inseln, ein britisches Überseegebiet, und danach die südlichen Bahamas treffen. Das Hurrikan-Zentrum warnte vor Sturmfluten. Die Regierung der Bahamas ordnete die Evakuierung mehrerer Inseln im Süden der Inselkette an. Die US-Regierung beabsichtigte, Botschaftsmitarbeiter auszufliegen.

Teile von Miami evakuiert

Als immer wahrscheinlicher gilt, dass "Irma" am Samstagabend (Ortszeit) auf den US-Staat Florida treffen könnte. Im Bezirk Miami-Dade, zu dem auch die Millionenstadt Miami gehört, ordneten die Behörden für Donnerstag Zwangsevakuierungen von gefährdeten Zonen an.

Der Sturm könne der schlimmste werden, dem Florida je ausgesetzt gewesen sei, sagte Gouverneur Rick Scott am Mittwoch dem Sender ABC. "Ich möchte, dass jeder versteht, um was es hier geht", sagte Scott. Alle Bewohner sollten sich für drei Tage mit Wasser und Nahrungsmitteln eindecken. Der Flughafen Orlando kündigte an, den Betrieb am Samstagnachmittag einzustellen. US-Fluglinien strichen bisher Dutzende Flüge.

Mit "Irma" ist die Gefahr aber nicht vorbei: Dahinter zog Hurrikan "José" auf die Kleinen Antillen zu. Hurrikan "Katia" im Golf von Mexiko erreichte am Mittwoch Windgeschwindigkeiten von bis zu 120 Kilometern pro Stunde, wie das US-Hurrikanzentrum in Miami mitteilte. Die mexikanische Regierung gab eine Warnung heraus.

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