A4-Flüchtlingsdrama -
Die Chronologie des Falles

Der Prozess um das A4-Flüchtlingsdrama soll am Montag fortgesetzt werden und am Donnerstag mit Urteilssprüchen zu Ende gehen.

von
Illegale Migration - A4-Flüchtlingsdrama -
Die Chronologie des Falles

Am Gericht von Kecskemet in Ungarn soll nächste Woche der Prozess gegen eine Schlepperbande zu Ende gehen, die für den Erstickungstod von 71 Flüchtlingen verantwortlich gemacht wird. Die Leichen der Migranten wurden Ende August 2015 in einem an der Ostautobahn (A4) bei Parndorf abgestellten Kühl-Lkw entdeckt. Im Folgenden eine Chronologie des Falles:

27. August 2015 - In einer Pannenbucht der A4 im Burgenland abgestellten Kühl-Lkw werden 71 Leichen gefunden. Die geschleppten Flüchtlinge waren in dem luftdicht abgeschlossenen Laderaum am Vortag auf ungarischem Staatsgebiet erstickt. Unter den Toten sind vier Kinder.

28. August 2015 - Die Behörden geben die noch am Vortag erfolgte Festnahme von vier Männern in Ungarn bekannt. Es handelt sich um drei Bulgaren und einen Afghanen.

29. August 2015 - Die vier Verdächtigen werden in der ungarischen Stadt Kecskemet in U-Haft genommen. In der folgenden Nacht wird in Ungarn ein fünfter Verdächtiger festgenommen. Es handelt sich um einen weiteren Bulgaren. Unter den Beschuldigten befindet sich der Fahrer des Lkw. Die österreichischen Behörden gehen davon aus, dass Ungarn die Tatverdächtigen ausliefern wird.

4. September 2015 - Der damalige Landespolizeidirektor Hans Peter Doskozil gibt bekannt, dass die erstickten Flüchtlinge aus Syrien, dem Irak und Afghanistan kamen. Außerdem berichtet er, dass es Dutzende Menschen kurze Zeit später gelungen sei, sich in der Nähe von Parndorf aus einem Lkw und einer lebensbedrohlichen Situation zu befreien. Für die Schleppung sei dieselbe Tätergruppe verantwortlich wie im Fall der erstickten Flüchtlinge.

11. September 2015 - Die Staatsanwaltschaft Eisenstadt vermeldet unter Berufung auf ein Gutachten, dass die 71 Flüchtlinge mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auf ungarischem Staatsgebiet gestorben sind.

8. Oktober 2015 - Die Staatsanwaltschaft Eisenstadt teilt mit, dass sie das Strafverfahren an die ungarischen Behörden abtreten möchte. Diese prüfen den Antrag und stimmen vier Wochen später zu.

26. November 2015 - Landespolizeidirektor Doskozil sagt, dass 70 der 71 Flüchtlinge identifiziert worden sind. 21 stammten aus Afghanistan, 29 aus dem Irak, 15 aus Syrien und fünf aus dem Iran.

4. Mai 2017 - Die Oberstaatsanwaltschaft des ungarischen Komitats Bacs-Kiskun verkündet die Anklageerhebung gegen zunächst elf Verdächtige aus Afghanistan, Bulgarien und dem Libanon wegen Mordes und Schlepperei im Rahmen einer kriminellen Vereinigung. Zehn Beschuldigte befinden sich in Untersuchungshaft, ein Mann ist auf der Flucht. Gegen ihn wird in Abwesenheit Anklage erhoben.

21. Juni 2017 - Der Prozess gegen die Schlepperbande beginnt am Gericht in Kecskemet. Es herrscht enormes mediales Interesse, mit dem die ungarischen Behörden nicht gerechnet haben. Die Angeklagten, die sich im Verlauf des Prozesses gegenseitig die Schuld zuschieben und oft die Aussage verweigern, werden unter schwerer Bewachung und in Handschellen vorgeführt. Im Lauf des Hauptverfahrens werden drei weitere mutmaßliche Mitglieder der Bande angeklagt.

14. Juni 2018 - Das Verfahren soll mit dem Urteilsspruch zu Ende gehen.