Schwere Unwetter
in Niederösterreich

Straßen und Äcker überschwemmt, Bäume auf Strom- und Telefonleitungen gestürzt

Schwere Niederschläge haben die niederösterreichischen Bezirke Tulln und St. Pölten getroffen. Dutzende Keller wurden überflutet, Straßen und Äcker überschwemmt, zudem stürzten Bäume auf Strom- und Telefonleitungen. Die Feuerwehren standen im Großeinsatz.

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Gewitter - Schwere Unwetter
in Niederösterreich

Der entstandene Schaden war vorerst nicht zu beziffern. Verletzt wurde nach Feuerwehrangaben niemand.

Der Starkregen hatte gegen 19.45 Uhr ein- und in den beiden Bezirken bis 23.30 Uhr etwa 100 Keller von Einfamilienhäusern und Wohnhausanlagen unter Wasser gesetzt. Zudem wurden zahlreiche Gemeindestraßen vermurt und mussten von den Feuerwehren geräumt werden. Die Einsätze konzentrierten sich im Bezirk Tulln auf die Stadt Tulln selbst und auf Ortschaften südlich wie Zöfing, Baumgarten, Freundorf, Ollarn, Elsbach oder Sieghartskirchen. Straßen und Keller wurden dort bis zu 40 Zentimeter hoch überflutet. Im Bezirk wurden 25 Feuerwehren zu 80 Notfällen alarmiert.

Auch St. Pölten, Mödling und Neunkirchen betroffen

Ähnlich die Situation im Bezirk St. Pölten, wo vor allem die Gemeinde Pressbaum, aber auch die Nachbarortschaften Gablitz und Tullnerbach von den schweren Niederschlägen massiv betroffen waren. In diesem Bereich mussten ebenfalls Dutzende Keller ausgepumpt und vom Sturm gebrochene Bäume beseitigt werden. Im Bezirk St. Pölten wurden die Feuerwehren 75 Mal alarmiert. Einzelne Unwettereinsätze wurden auch aus den Bezirken Mödling und Neunkirchen gemeldet.

Insgesamt mussten in den Abend- bzw. Nachtstunden 45 Feuerwehren mit 550 Einsatzkräften ausrücken. 150 Notfälle waren laut Resperger zu bearbeiten.

Auch Betrieb am Flughafen eingeschränkt

Die Unwetter haben auch den Flughafen Wien in Schwechat betroffen. Die Bodenabfertigung musste aus Sicherheitsgründen für die Dauer von etwa 60 Minuten teilweise eingeschränkt bzw. unterbrochen werden, teilte Sprecher Peter Kleemann mit. Die Gewitterzelle über dem Flughafen sei "sehr heftig" gewesen. Kleemann berichtete Donnerstagfrüh von starken Blitzentladungen und Sturmböen neben sintflutartigen Regenfällen.

Außergewöhnlich viel Regen

Innerhalb weniger Stunden regnete es fast so viel wie in einem durchschnittlichen gesamten Mai. So wurden bei der Messstation Langenlebarn in Niederösterreich in nur wenigen Stunden 64 Millimeter Regen registriert. In einem durchschnittlichen Mai regnet es hier im gesamten Monat 76 Millimeter.

In Klausen-Leopoldsdorf (NÖ) wurden vergangene Nacht 60 Millimeter Regen gemessen. Im Mittel sind es hier im gesamten Mai 113 Millimeter. In Wien-Mariabrunn fielen 56 Millimeter Regen, im Mittel sind es hier im gesamten Mai 86 Millimeter. In Gutenstein brachten die Gewitter vergangene Nacht 59 Millimeter Regen, im Mittel regnet es hier im gesamten Mai 118 Millimeter.

So viele Blitze wurden registriert

In Niederösterreich und Wien hat es laut Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) in den vergangenen fünf Jahren kaum Tage mit so vielen Blitzen gegeben. 18.824 Blitze über Österreich (Wolke-Wolke- und Wolke-Erde-Blitze) registrierte das österreichische Blitzortungssystem Aldis, fast alle in der Osthälfte des Landes.

6.212 Mal schlug dabei ein Blitz im Boden ein (Wolke-Erde-Blitz). Das Jahr 2018 weist somit mit 9.840 die zweithöchste Zahl an Blitzeinschlägen in Österreich für den Zeitraum von 1. Jänner bis 2. Mai auf. In der Messgeschichte von Aldis seit 1992 gab es in diesem Zeitraum nur im Jahr 2000 mit 14.693 mehr Blitzeinschläge. Im Jahr 2014 waren es knapp weniger als heuer (9.340).

Möglicherweise Tornado am Rande Wiens

Ein angeblicher Tornado, der sich laut Medienberichten in der Nähe Wiens gebildet habe, wurde auch zufällig von Georg Pistotnik, Meteorologe und Tornado-Experte bei der ZAMG, beobachtet. "Von der Struktur her sah es aus wie ein Tornado, das müsste im Bereich Wilhelminenberg/Hernals gewesen sein. Ungewöhnlich ist allerdings, dass es danach keinerlei Schadensmeldungen gegeben hat. Es könnte sich somit um einen Tornado gehandelt haben, der keinen Bodenkontakt hatte", erklärte Pistotnik.

Derart kräftige Gewitter entstehen, wenn die Atmosphäre sehr warm und feucht ist, informierte die ZAMG. Die Temperaturen sind derzeit sommerlich und liegen um fünf bis zehn Grad über den für Anfang Mai typischen Werten. Zudem steuert ein Tief über Italien feuchte Luft nach Österreich. Zusammen mit der Sonneneinstrahlung entstehen dann in dieser schwülen Luftmischung hochreichende Quellwolken und Gewitter.

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