Das Geschäft mit der Todesangst

Der Handel mit teuren Allheilmitteln boomt

In ihrer Verzweiflung klammern sich immer mehr Kranke an alternative Arzneien, die von kriminellen Organisationen offeriert werden. Sogar österreichische Ärzte vertreiben diese sogenannten Allheilmittel. In einem besonders tragischen Fall hoben Kriminalisten nun ein Täternetzwerk aus.

von
Gesundheit - Das Geschäft mit der Todesangst

Der zehnjährige Ali will ein letztes Mal seine Oma besuchen, einmal noch das Meer riechen. Also reisen seine Eltern im August 2015 mit dem schwerkranken Buben von Frankreich, wo sie seit den 80er-Jahren leben und sich ein kleines Reihenhaus gebaut haben, zu den Verwandten in die Türkei. Ali sitzt zu dem Zeitpunkt schon im Rollstuhl. Ein Gehirntumor hat sein Sehvermögen stark eingeschränkt, ein Auge ist entstellt und verbunden. Am Flughafen von Antalya kommt es zu einer schicksalhaften Begegnung: Drei Männer aus Österreich versprechen den verzweifelten Eltern Hilfe. Hundertprozentige Heilung. Mit alternativen, unkonventionellen Methoden könne Ali wieder gesund werden, behaupten sie.

In den folgenden Monaten lassen Alis Eltern, ein Bauarbeiter und eine Hausfrau, den vermeintlichen Rettern ihres Kindes insgesamt 65.000 Euro zukommen. In der Hoffnung, dass es ihm bald besser geht. Doch das Gegenteil ist der Fall: Die Männer verabreichen dem Buben ein Mittel namens "GcMAF" und andere wild zusammengepanschte Mixturen, darunter Terpentin-Ersatz, Kohlenstoff und das Cannabinoid THC. Die Männer beschwichtigen: Dass die Wirkung nicht sofort eintrete, sei normal. Doch der Krankheitsprozess wird durch die teure Kur nicht gestoppt, sondern sogar beschleunigt. Im November 2015 stirbt Ali qualvoll.

Mehr zu den illegalen Produkten und dem Täternetzwerk lesen Sie in der aktuellen Printausgabe von News (Nr. 13/2017)!

Die aktuelle Meldung des Bundeskriminalamts (BK) am Freitag lesen Sie hier: Laut BK wurden verzweifelten, schwerkranken Patienten Ampullen zu überhöhten Preisen verkauft, deren Inhalt von Kochsalzlösungen bis hin zu nicht zugelassenen Produkten reichte. Bisher gab es vier Festnahmen, 92 Geschädigte wurden identifiziert.