Sars-CoV-2 verschwindet vielleicht nie wieder

Der Nothilfekoordinator der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist skeptisch, dass das neue Coronavirus nach der rasanten Ausbreitung rund um den Globus noch eliminiert werden kann. "Dieses Virus kann in der Bevölkerung heimisch werden, es kann sein, dass es nie mehr verschwindet", sagte Michael Ryan.

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Düsteres Bild - Sars-CoV-2 verschwindet vielleicht nie wieder © Bild: iStockphoto.com

Auch HIV, das Virus, das die Immunschwächekrankheit Aids auslöst, sei nie wieder verschwunden. Im Fall von HIV sei es der Welt gelungen, Medikamente und Präventionsmaßnahmen zu schaffen, so dass das Virus seinen Schrecken verloren habe. "Ich will die Krankheiten nicht vergleichen, aber wir müssen realistisch sein", sagte Ryan.

Kleine Chance, das Virus auszurotten

Es gebe eine kleine Chance, das neue Virus Sars-CoV-2, das die gefährliche Lungenkrankheit Covid-19 auslösen kann, auszurotten. Dafür müsse aber ein hocheffektiver Impfstoff gefunden werden, er müsse im ausreichenden Maß hergestellt und in aller Welt verteilt werden und die Menschen müssten einverstanden sein, sich impfen zu lassen. "Jeder einzelne dieser Schritte ist voller Herausforderungen", sagte Ryan.

Er kritisierte die verbreitete Impfskepsis und die fehlenden Mittel für gute Gesundheitssysteme in vielen Weltgegenden. "Wir haben ja sehr effektive Impfstoffe auf diesem Planeten, die wir nicht effektiv eingesetzt haben", sagte er mit Verweis auf die Masern. Die Zahl der Masernfälle steigt seit einigen Jahren wieder.

So kann das Virus unter Kontrolle gebracht werden

Mit den richtigen Maßnahmen zur Erkennung von Infizierten, der Isolierung von möglicherweise Angesteckten und effektiver Behandlung könne das Virus unter Kontrolle gebracht werden, betonte WHO-Expertin Maria van Kerkhove. Es werde mit Hochdruck an Impfstoffen und Medikamenten gearbeitet.

EMA hofft auf Impfstoff in einem Jahr

Die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) hält die Entwicklung eines Impfstoffs gegen das neuartige Coronavirus innerhalb eines Jahres für ein "optimistisches" Szenario. "Sollte alles wie geplant laufen, sehen wir die Möglichkeit, dass sie (die Impfstoffe, Anm.) in einem Jahr zur Zulassung bereit sein könnten", sagte der für Impfstoffstrategien zuständige EMA-Vertreter Marco Cavaleri.

Diese Annahme basiere auf Daten aus Tests, die derzeit liefen. "Es handelt sich lediglich um Vorhersagen, die auf dem basieren, was wir sehen", sagte Cavaleri in einer Videokonferenz am Donnerstag. "Ich muss aber betonen, dass dies der bestmögliche Fall wäre."

Verzögerungen nicht auszuschließen

Nicht alle Impfstoffe, die entwickelt würden, würden letztlich auch zugelassen. Überdies seien Verzögerungen möglich. Die EMA sei deshalb "etwas skeptisch" über Berichte, wonach ein Impfstoff bereits im September einsatzbereit sein könnte.

Warnungen der WHO, wonach das Virus nie mehr verschwinden könnte, relavierte die EMA unterdessen. "Ich denke, es ist etwas früh, um das zu sagen", betonte Cavaleri. "Wir haben gute Gründe, optimistisch zu sein, dass einige Impfstoffe es schaffen werden."

»Wir haben gute Gründe, optimistisch zu sein, dass einige Impfstoffe es schaffen werden«

Weltweit forschen zahlreiche Pharmaunternehmen und Institutionen mit Hochdruck an einem Impfstoff gegen das neuartige Coronavirus. Seitdem das Virus Ende vergangenen Jahres erstmals in China aufgetaucht war, haben sich mehr als 4,2 Millionen Menschen weltweit damit infiziert, fast 300.000 Menschen starben.

Neue mögliche Ansatzpunkte für Medikamente

Frankfurter Forscher haben mögliche Ansatzpunkte für Medikamente gegen Covid-19 identifiziert. Die Erkenntnisse wurden am Donnerstag im Fachmagazin "Nature" publiziert. Basis waren Abstriche zweier infizierter Rückkehrer aus Wuhan, die im Februar am Frankfurter Flughafen gelandet waren.

Biochemiker und Virologen der Goethe-Universität und des Universitätsklinikums hatten damit ein Zellkultur-Modell geschaffen und daran eine Reihe von Wirkstoffen getestet. Einige hatten nach Angaben der Forscher die Vermehrung des Virus im Labor verlangsamt oder gestoppt.

Besonders im Auge hatten die Wissenschafter Wirkstoffe, die Bestandteile von bereits zugelassenen Medikamenten sind. "Im Wettlauf mit der Zeit kann unsere Arbeit einen wichtigen Beitrag dazu liefern, in welche Richtungen diese Suche die schnellsten Erfolge verspricht", sagte einer der beteiligten Wissenschafter.

Zu den Wirkstoffen, die in der Frankfurter Zellkultur die Virusvermehrung bremsten, zählten unter anderem 2-Deoxy-D-Glukose und Ribavirin, das gegen Hepatitis C eingesetzt wird. Es gebe aber auch "weitere potenziell interessante Kandidaten". Ob die Mittel tatsächlich helfen können, werden aber erst klinische Studien zeigen.

Mit einem der infrage kommenden Wirkstoffe bereite ein US-amerikanisches Unternehmen klinische Studien vor, hieß es in der Mitteilung. Einen anderen teste ein kanadisches Unternehmen bereits an Probanden.