Was hinter den Chemtrails steckt

Verschwörungstheoretiker glauben an Chemikalien in Flugzeugabgasen - gibt es das?

Seit den 1990er Jahren existiert der Mythos Chemtrail. 2007 und 2013 stellte sogar Bundespräsidentschaftskandidat Norbert Hofer jeweils eine parlamentarische Anfrage zu dem Thema. Was hinter dem Begriff und der Chemtrail-Verschwörungstheorie steckt, hat nun eine US-Studie erstmals zu klären versucht.

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Nur ein Mythos? - Was hinter den Chemtrails steckt

1. Was der Begriff "Chemtrail" bedeutet

Der Begriff Chemtrails setzt sich aus dem deutschen Wort "Chemikalien" und dem englischen "Contrails" für Kondensstreifen zusammen. Gemeint sind damit Kondensstreifen von Flugzeugen, die nicht nur Abgase, sondern auch vorsätzlich hinzugefügte Chemikalien enthalten sollen. So jedenfalls lautet eine seit den 1990er Jahren verbreitete Verschwörungstheorie: Damals ging man davon aus, dass die US-Luftwaffe den Einsatz von Chemtrails zur Wetterbeeinflussung geplant hat. Die Air Force bezeichnete die These als Unsinn. Eine zweite Theorie besagt, dass die Bevölkerung mit den Chemikalien gezielt unter Kontrolle gehalten werden soll - beispielsweise im Sinne einer gezielten Bevölkerungsreduktion.

Bis heute haben zahlreiche Behörden, staatliche Institutionen, NGOs und Meteorologen betont, dass es keine wissenschaftlichen Beweise für diese Verschwörungstheorien gibt. Das hat Verschwörungstheoretiker aber nicht zum Verstummen gebracht.

2. Das sagen die Verschwörungstheoretiker

Die Existenz von Chemtrails ist nach wie vor eine beliebte Verschwörungstheorie. Die Hauptthese besagt, dass an der Verschwörung beteiligte Organisationen wie Geheimdienste, Banken oder die UNO und die NATO gezielt Chemikalien in der Atmosphäre verstreuen. Wer genau dahinter stecken soll, darüber gehen die Meinungen auseinander. Uneinig ist man sich auch über die mögliche Zusammensetzung der Giftstoffe. Zur Verbreitung der Chemikalien gibt es zwei Theorien:

  1. In den Flugzeugtreibstoff werden Chemikalien gemischt.
  2. Eine eigene Sprühvorrichtung stößt die Chemikalien aus.

Auch über die Motive, die hinter den Chemtrails stecken, sind sich die Verschwörungstheoretiker nicht einig. Geht es nach ihnen werden die Chemikalien eingesetzt um:

  • den Treibhauseffekt zu reduzieren - also der vorsätzliche Eingriff in den geochemischen beziehungsweise biogeochemische Kreislauf der Erde (Geoengineering).
  • die Bevölkerung gezielt zu reduzieren; durch Senkung der Zeugungsfähigkeit oder durch Vergiftung der Nahrungsmittel
  • das Wetter zu beeinflussen; beispielsweise für militärische Zwecke

3. Welche Fragen Norbert Hofer dazu gestellt hat

Auch in Österreich wurde dieses Thema behandelt und zwar als parlamentarische Anfrage: Im März 2007 stellte "Norbert Hofer, Kolleginnen und Kollegen" eine Anfrage "betreffend Freisetzung von Chemikalien in der Atmosphäre zur Beeinflussung des Klimas". Wissen Sie, ob bereits oben angeführte Chemikalien oder andere Chemikalien zur Beeinflussung des Klimas eingesetzt werden oder ob dazu Pläne bestehen und wie diese Pläne aussehen? - so lautete die Fragestellung. Das Umweltministerium antwortete wie folgt: "Als Ergebnis aller Recherchen kann aufgrund der derzeit zur Verfügung stehenden Informationen zusammengefasst werden, dass keine wie auch immer gearteten Hinweise auf die tatsächliche Durchführung solcher Versuche oder entsprechende Pläne bestehen."

Im Jahr 2013 initiierten Hofer und Kollegen erneut eine Anfrage - dieses Mal an das Verteidigungsministerium. "Abseits von plumpen Verschwörungstheorien wird immer wieder der Vorwurf laut, dass das Verfahren der Wettermanipulation durch Sprühflüge vermehrt eingesetzt wird – auch in unseren Regionen.", heißt es in der Anfrage. Welche Datenlage dem Verteidigungsministerium dazu zur Verfügung stehe, wurde gefragt. Dieses Mal wimmelte das Ministerium ebenfalls ab: "Der militärische Wetterdienst wertet zu Zwecken der Militärluftfahrt routinemäßig atmosphärische Bedingungen metereologisch [sic] aus [...] Bislang wurden keine atmosphärischen Phänomene beobachtet, die nicht durch bekannte, natürliche Entstehungen erklärt werden könnten", antwortete das Verteidigungsministerium.

4. Was Forscher aktuell herausgefunden haben

Um die Chemtrail-These ein für alle Mal zu klären, haben nun Wissenschaftler von "Carnegie Science", der "University of California, Irvine" (UCI) und der Non-Profit-Organisation "Near Zero" den Mythos in einer gemeinsamen Studie untersucht. Dazu haben Christine Shearer von der UCI und ihr Team insgesamt 77 Experten jene Daten zur Untersuchung vorgelegt, die Verschwörungstheoretiker als Beweis heranziehen. Atmosphären-Forscher haben die Kondensstreifen auf Fotos analysiert und Geochemiker haben die chemische Zusammensetzung der Luft überprüft. Dabei ist herausgekommen, dass 76 von 77 Forschern keine Beweise für ein geheimes, groß angelegtes Atmosphären-Programm finden konnten, wie die Wissenschaftler mitteilten.

Anhänger der Chemtrail-These haben argumentiert, dass Kondensstreifen viel schneller wieder vom Himmel verschwinden müssten, wenn es sich nur um Flugzeugabgase handeln würde. Außerdem wollen sie erhöhte Mengen an Strontium, Barium oder Aluminium in Schnee- und Wasserproben gefunden haben.

Die angeblichen Beweise der Verschwörungstheoretiker erklären die Forscher laut "Science Daily" durch andere Faktoren, wie typische Kondensstreifen-Formationen durch Flugzeuge oder mangelhafte Stichproben. Dass Kondensstreifen länger zu sehen seien als früher, könnte mit dem Klimawandel zusammenhängen, teilten die Forscher mit.

Die Wissenschaftler haben die Studie laut eigenen Angaben durchgeführt, weil immer noch eine große Zahl an Menschen weltweit dem Mythos Chemtrail anhängen würde. Eine internationale Umfrage aus dem Jahr 2011 hat ergeben, dass fast 17 Prozent in die Existenz eines geheimen Chemtrail-Programms glauben. "Wir wollten ein wissenschaftliches Dokument zu dem Thema geheime Sprühprogramme liefern, zum Nutzen für jene, die sich noch nicht entscheiden haben", sagte Steven Davis vom UCI gegenüber "Science Daily".

Kommentare

Henry Knuddi
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also ich würde sagen, das in einer höhe von 30 km es extrem kalt ist, sich daher kristalle bilden, die dann die sonne reflecktieren. früher verschwanden sie schneller, weil militärflugzeuge weniger austoss hatten gegenüber den heutigen flugzeugen und die streifen sind nicht im bewölten zustand zu sehen. im winter recht oft und im sommer recht selten

Henry Knuddi
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beim landeanflug, wo mehr ausstoss ist kann man die nicht sehen (vermutlich zu warm)

Wergznase melden

Auch wenn es in 30 km Höhe sehr kalt ist, ist der Flugverkehr in diesen Höhen doch sehr überschaubar. Früher hatten Militärflugzeuge eher MEHR Ausstoß als heute. Aber, was wollten Sie eigentlich zum Ausdruck bringen ?

Henry Knuddi
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ach wenn in 30 km-höhe so kalt ist, dann weiss ich warum das gehirn von felix eingefroren ist - scherz

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