Schüsse in Las Vegas:
Sprengstoff gefunden

Hunderte Verletzte - IS reklamiert Tat für sich - keine diesbezüglichen Hinweise

Im Haus des mutmaßlichen Schützen von Las Vegas sind 18 Handfeuerwaffen, mehrere Tausend Schuss Munition und Sprengsätze gefunden worden.

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USA - Schüsse in Las Vegas:
Sprengstoff gefunden

Ermittler und Verwandte haben neue Details zu dem Todesschützen von Las Vegas öffentlich gemacht. Bei einer Razzia in einem der Privathäuser des 64-jährigen Stephen Paddock in der Stadt Mesquite seien Sprengstoffe, Schusswaffen und Munition sichergestellt worden, sagte Sheriff Joseph Lombardo am Montag (Ortszeit) in Las Vegas.

Im Haus des Verdächtigen stieß die Polizei auf 18 Handfeuerwaffen, mehrere Tausend Schuss Munition und Sprengsätze. In seinem Auto wurden mehrere Pfund Ammoniumnitrat gefunden, das zur Herstellung von Sprengsätzen verwendet werden kann. Das zweite Privathaus des Mannes in der Stadt Reno solle ebenfalls durchsucht werden, so Lombardo. In dem Hotelzimmer in Las Vegas, von dem aus Paddock auf die Besucher eines Freiluftkonzerts schoss, hatten Ermittler bereits bis zu 19 Schusswaffen entdeckt.

59 Tote

Lombardo gab zudem bekannt, dass sich die Zahl der Toten von 58 auf 59 erhöht habe. Es gebe 527 Verletzte. Ein Sprecherin des Universitätsklinik von Las Vegas sagte, wenigstens ein Dutzend Personen seien in kritischem Zustand. Manche von ihnen hätten Schusswunden erlitten, andere verletzten sich auf der Flucht vor dem Angriff.

Keine Hinweise auf Jihadistenmiliz IS

Hinweise auf Verbindungen zur Jihadistenmiliz IS, welche die Tat für sich reklamierte, seien nicht gefunden worden, sagte der Sheriff. Nach Angaben des FBI gibt es keine Hinweise auf Verbindungen zu internationalen Terrorgruppen.

Die Motive des Schützen, der sich nach der Tat das Leben nahm, waren weiterhin völlig unklar. Sein Bruder Eric schilderte ihn in US-Medien als unauffälligen und wohlhabenden Mann. "Er hatte wahrscheinlich nicht mal einen Strafzettel", sagte Eric Paddock.

Allerdings habe sich Stephen P. einer starken Spielleidenschaft hingegeben und oftmals tausende Dollar beim Glücksspiel eingesetzt. "Er hat mir einmal eine SMS geschickt und geschrieben, dass er 250.000 Dollar im Casino gewonnen hat", berichtete Eric Paddock.

Der Schütze hinterlässt zwei Privathäuser neueren Datums im Bundesstaat Nevada. Immobilienexperten schätzten deren Wert auf mindestens 700.000 Dollar (knapp 600.000 Euro).

Die Ermittler gehen davon aus, dass es sich bei P. um einen Einzeltäter, einen sogenannten "einsamen Wolf", handelte. Er hatte sich ein Zimmer im 32. Stock des "Mandalay Bay"-Hotels in Las Vegas gemietet, von dem aus er auf die Besucher des Country-Festivals "Route 91 Harvest" feuerte. Bevor ein Sondereinsatzkommando sein Zimmer stürmte, tötete sich der 64-Jährige selbst.

Das Attentat ist das größte Schusswaffen-Massaker in der Geschichte der USA. Es löst dort eine neue Debatte über das Waffenrecht aus. Politiker der oppositionellen Demokraten erneuerten Forderungen nach strengeren Gesetzen. Aus dem Lager der regierenden Republikaner war allerdings keine Unterstützung zu erkennen. Es gilt als unwahrscheinlich, dass der Kongress eine Verschärfung beschließen wird. Eine Sprecherin von Präsident Donald Trump bezeichnete eine Debatte über das Waffenrecht als verfrüht. Trump will am Mittwoch nach Las Vegas reisen, um Opfer, Angehörige und Ersthelfer zu treffen.

Mutmaßliche Freundin nicht unter Verdacht

Die mutmaßliche Freundin des Todesschützen von Las Vegas steht nach Behördenangaben nicht unter Verdacht. Nach Angaben der australischen Regierung vom Dienstag wird gegen die 62-Jährige nicht ermittelt. Zunächst sei die australische Staatsbürgerin mit philippinischen Wurzeln von den US-Behörden als "person of interest" behandelt worden, das habe sich inzwischen aber erledigt.

Ihres Wissens haben die US-Behörden "ausgeschlossen", dass Danley eine "person of interest" sei, schrieb die australische Außenministerin Julie Bishop bei Twitter. Es gebe Berichte, wonach "ihr Ausweis zur Buchung des Hotels oder ähnlichem" benutzt worden sei.

Nach US-Angaben war Paddocks langjährige Gefährtin zur Tatzeit nicht in den USA und hält sich entweder auf den Philippinen oder in Japan auf. Australischen Medienberichten zufolge war sie mit drei Freundinnen im Urlaub auf den Philippinen. Außenministerin Bishop erklärte, die Behörden arbeiteten mit den US-Behörden zusammen, es bestehe aber derzeit "kein Kontakt" zu Danley.

Wie die Zeitung "Sydney Daily Telegraph" unter Berufung auf Freunde der Frau berichtete, lebte Danley mehr als ein Jahrzehnt in Gold Coast im Südosten Australiens und war mit einem Australier verheiratet, der inzwischen verstorben sei.

Vor rund 20 Jahren wanderte sie in die USA ein, um im Casino zu arbeiten. In Mesquite, dem Wohnort des 64-jährigen Todesschützen, soll Danley zusammen mit Paddock in einem Haus gelebt haben. Unklar war, ob die beiden in einer festen Beziehung lebten oder lediglich befreundet waren.

Polizei fand Schützen tot im Hotelzimmer

Der Behörde zufolge fanden Spezialkräfte den Schützen tot in einem Hotelzimmer, nachdem sie die Tür aufgebrochen hatten. Bestätigt wurde die Identität des Schützen, des 64-jährigen Stephen Craig P. Der Mann, der über 50 Menschen tötete, stammte aus der Stadt Mesquite (Nevada), etwas über eine Autostunde von Las Vegas entfernt.

Der Mann hat sich nach Angaben der Polizei wohl selbst getötet. "Wir glauben, dass er sich selbst das Leben genommen hat, bevor wir eingedrungen sind", beschrieb Bezirkssheriff Joseph Lombardo die Szene am Montag.

Die Besucherzahl bei dem Country-Festival, auf dessen Besucher der Mann aus dem 32. Stock eines Hotels gefeuert hatte, wurde mittlerweile mit 22.000 angegeben. Das FBI ersuchten um Weitergabe allfälliger Handy-Videos und Fotos im Zusammenhang mit dem Massenmord.

Mehrere Waffen im Hotelzimmer gefunden

Die Bluttat in Las Vegas ist das tödlichste derartige Verbrechen in der US-Kriminalgeschichte. Wie Bezirkssheriff Joseph Lombardo sagte, wurden in dem Hotelzimmer, von dem aus der Schütze auf Konzertbesucher feuerte, mehrere Waffen gefunden.

Die Bevölkerung wurde aufgerufen, Hinweise auf zwei Autos zu geben - auf einen Hyundai und einen Chrysler Pacifica Touring, beide mit Kennzeichen aus Nevada. Bei dem Schützen handelt es sich laut Polizei um einen Einheimischen.

IS reklamiert Gewalttat in Las Vegas für sich

Die Terrormiliz IS hat die Gewalttat in Las Vegas über ihr Sprachrohr "Amak" für sich reklamiert. Der Schütze, der mindestens 50 Menschen tötete, sei vor einigen Monaten zum Islam konvertiert und ein "Soldat" des Islamischen Staates gewesen, berichtete "Amak" am Montag.

FBI: Keine Terror-Verbindung

Doch nach Angaben der US-Bundespolizei FBI lieferten die ersten Ermittlungen keinerlei Hinweise auf eine Terror-Connection des Pensionisten. Nichts deutete auch zunächst darauf hin, dass Paddock irgendwelche Sympathien für islamistisch-extremistische Gruppierungen gehegt haben könnte.

Offenbar hatte der 64-Jährige die Bluttat aber gründlich vorbereitet. Das Zimmer im 32. Stockwerk des Hotel-Casinos "Mandalay Bay" am berühmten Las Vegas Strip bezog der grauhaarige und bärtige Mann laut US-Medienberichten bereits einige Tage vor der Tat.

"Wir krochen über Tote"

Nach der Schießerei haben Augenzeugen von mehreren Toten berichtet. "Wir krochen über Tote", sagte die Konzertbesucherin Cari Copeland Pearson der Nachrichtenagentur dpa. Sie habe vielfache Schüsse gehört, vermutlich aus einem automatischen Gewehr. Nachdem sie die Schüsse gehört hätten, seien sie zunächst in Deckung gegangen und dann geflüchtet.

Andere Zeugen erzählten CNN, sie hätten zuerst an ein Feuerwerk gedacht. "Dann realisierten wir, dass es sich Schüsse aus ein Maschinengewehr handeln müsste." "In der ganzen Innenstadt war Sirenengeheul zu hören, SWAT-Einsatzkommandos waren ebenso unterwegs", berichtete ein APA-Journalist aus Las Vegas.

Von länger andauerndem Gewehrfeuer in Las Vegas hat eine Schweizer Touristin erzählt. "Wir hörten Schüsse von Maschinengewehren, als wir in unserem Hotelzimmer waren - das dauerte sicher 20 Minuten lang", sagte die Frau dem Portal "20 Minuten".

"Die Polizei wies uns an, im Zimmer zu bleiben, die Schuhe auszuziehen und die Türen abzuschließen", sagte sie. Über dem Hotel kreisten Hubschrauber, auf den Gängen standen Polizisten. Die Gäste hätten sich für eine mögliche Evakuation bereithalten müssen, bis dahin "müssen wir still im Hotelzimmer im Dunkeln auf dem Boden sitzen."

Das Route 91 Harvest Festival, bei dem über das Wochenende zahlreiche Country Acts auftraten, fand zum ersten Mal statt, berichtete der "Rolling Stone". Abgehalten wurde das Festival auf am südlichen Ende des Vegas Strip auf einem ehemaligen Parkplatz. 30.000 Besucher fasst das Gelände.

Österreicher dabei

Die Schießerei haben auch zwei Österreicher am Rande mitbekommen. "In der ganzen Innenstadt war Sirenengeheul zu hören, SWAT-Einsatzkommandos waren ebenso unterwegs", berichtete ein APA-Journalist aus Las Vegas.

»Da geht irgendetwas komplett Verrücktes vor«

Offenbar Schüsse sind aus einer automatischen Waffe nach einem Country-Konzert im Freien nahe des bekannten Hotels Mandalay Bay gefallen. "Da geht irgendetwas komplett Verrücktes vor", sagte eine Taxilenkerin über Funk zu einem Kollegen, in dessen Wagen die beiden Österreicher vom Flughafen der größten Stadt im Bundesstaat Nevada am Weg zu ihrem Hotel in die Innestadt waren - ziemlich genau zu dem Zeitpunkt, als die Schüsse in der Innenstadt fielen.

Was genau am Las Vegas Strip vorgefallen ist, blieb vorerst - gegen Mitternacht Ortszeit - offen. Die Situation war unübersichtlich. Die Polizei rief laut CNBC dazu auf, die Innenstadt und den Flughafen zu meiden. Zumindest weitere Schüsse waren zunächst nicht zu hören. "Von einer Festnahme gab es hier vorerst keine Nachrichten", so der Journalist.

Polizei rief über Twitter zur Mithilfe auf

Die Polizei von Las Vegas hat über Twitter zur Mithilfe bei der Fahndung nach einer Frau aufgerufen, die mit dem Todesschützen unterwegs gewesen ist. Der Angreifer hatte auf die Besucher eines Festivals gefeuert und mindestens 20 Menschen getötet.

Countrysänger Aldean: "mehr als schrecklich"

"Heute Nacht war mehr als schrecklich", schrieb der Künstler. "Mir fehlen immer noch die Worte, aber ich wollte euch wissen lassen, dass ich und meine Crew in Sicherheit sind. Meine Gedanken und Gebete gelten allen, die heute betroffen wurden." Es schmerze ihn zutiefst, fuhr der Sänger fort, dass dies Menschen zugestoßen sei, "die gekommen sind, um Freude zu haben". Es hätte, so Aldean, "eine Nacht mit Spaß sein sollen".

Aldeans Auftritt war der Höhepunkt eines dreitägigen Country-Music-Festivals. Medienberichten zufolge waren zum Zeitpunkt der Schüsse 30.000 Konzertbesucher anwesend.

Keine Information über österreichische Opfer

Dem Außenministerium in Wien lagen bis Mittag (MESZ) keine Informationen über mögliche Opfer aus Österreich vor. "Das zuständige Generalkonsulat in Los Angeles wurde aber eingeschalten", sagte Sprecher Thomas Schnöll.

Stunden nach dem Blutbad in Las Vegas hat US-Präsident Donald Trump per Twitter den Opfern und Hinterbliebenen sein Mitgefühl ausgesprochen und kondoliert. Trump schrieb von einer "schrecklichen Schießerei". Der Präsident endete seinen Tweet mit "Gott schützte Euch".

Trump rief USA zu Einigkeit auf

Donald Trump hat die Todesschüsse von Las Vages als "Akt des absolut Bösen" bezeichnet. Er rief die Amerikaner in derStunde der Trauer zur Einigkeit und zum Zusammenhalt auf. "Im Augenblick der Tragödie kommt Amerika als Einheit zusammen", sagte der Präsident. Er dankte den Rettungskräften und Polizisten für ihren schnellen Einsatz, der weitere Todesopfer verhindert habe.

Er selbst werde am Mittwoch Las Vegas besuchen, um sich ein Bild von der Lage zu machen. Trump ordnete an, die Flaggen auf den öffentlichen Gebäuden des Bundes zum Zeichen der Trauer auf Halbmast zu setzen. Trump wird zuvor am Dienstag in das US-Außengebiet Puerto Rico reisen, wo ein Hurrikan Tod und Verwüstung gebracht hatte.

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