Zu fett ohne Bauch

Schlechte Nachrichten für Schlanke: Das unsichtbare Fett, das der Gesundheit schadet

Schlechte Nachrichten für Schlanke: Auch sie können zu fett sein. Das Bauchfett ist nämlich nicht nur besonders schädlich, sondern auch unsichtbar.

von Fett Bauch © Bild: istockphoto

Darauf haben "echte“ Männer gewartet: Der Bierbauch gilt als neuer Sixpack. Männer mittleren Alters feiern sich und ihre Wampe gerade selbst. Sie fühlen sich sexy. Das Phänomen heißt "Dad Bod“, Papa mit Bauch. Frauenschwarm Leonardo DiCaprio zeigt ebenso stolz sein Bäuchlein wie die Kollegen Vince Vaughn, Jason Segel, Christian Bale, Alec Baldwin, Adam Sandler, Russell Crowe, Seth Rogen - und gefühlt jeder zweite Mann ab Ende 30. Der Sexappeal des Unperfekten.

Über Ästhetik und Trends lässt sich streiten. Wirklich erstrebenswert ist ein "Dad Bod“ allerdings nicht, zumindest aus medizinischer Sicht. Dass Übergewicht krank machen kann, ist nichts Neues. Wer zu viel Fett mit sich herumträgt, lebt ungesund. Doch Fett ist nicht gleich Fett. Wenn sich die zusätzlichen Pfunde vor allem am Bauch sammeln, lebt man wesentlich gefährlicher.

Welches Fett gefährlich ist

Die Gründe sind vielfältig: Der pralle Bierbauch besteht nämlich aus zwei unterschiedlichen Arten von Fett: dem subkutanen, das direkt unter der Haut sitzt, und dem viszeralen, das sich tief im Inneren des Bauchraums sammelt. Und genau dieses kann gefährlich werden.

Im Gegensatz zu oberflächlichen Speckrollen und -polstern an Schenkeln, Armen oder Hüften ist viszerales Bauchfett nicht direkt sichtbar. Das "Eingeweidefett“, wie es auch genannt wird, umhüllt innere Organe wie Herz, Leber oder Bauchspeicheldrüse. Dass sich Fett in der Bauchhöhle ansammelt, hatte in der Entwicklungsgeschichte des Menschen durchaus Sinn. Unsere Vorfahren waren Jäger und Sammler. Sie mussten über lange Zeit ohne Nahrung auskommen. Die viszeralen Depots dienten daher als eine Art Reservetank. Wenn der Mensch zu wenig zu essen hatte, konnte er aus dem Depot Energie schöpfen. Außerdem kann dieses Fett schneller abgebaut werden als andere Fettarten. Dieser in Urzeiten entwickelte Mechanismus soll davor bewahren, zu stark abzumagern.

Angesichts des heutigen Lebensstils - mangelnde Bewegung und falsche Ernährung - lagert der Körper meist mehr Fett im Bauch ein, als er verbraucht. Das Depot wird größer, der Bauch wächst.

Das Fett hat ein Eigenleben

Die Gefahr dabei: Das Fett ist kein gesundes, wie an Po, Armen oder Beinen, es ist dynamisch, und es hat ein Eigenleben. Das viszerale Fett fördert etwa den Appetit, man isst mehr und nimmt zu - ein Teufelskreis. Zudem wirkt ein dicker Bauch bei zahlreichen schweren Krankheiten wie ein Brandbeschleuniger: Weil das Fettgewebe eine hohe Stoffwechselaktivität hat, produziert es Signalstoffe und setzt schlechte Fettsäuren frei. Diese fördern Entzündungen im Körper und schädigen die Blutgefäße. Die Folge: Bluthochdruck, Herzinfarkte oder Schlaganfälle. "Zudem steigt auch das Risiko, an Brust- und Prostatakrebs zu erkranken“, sagt der Wissenschaftler und Gynäkologe Johannes Huber. Forscher betrachten das Fettgewebe heute als Organ wie die Leber oder die Bauchspeicheldrüse.

Männer bekommen häufiger einen dicken Bauch als Frauen. Dafür verantwortlich sind die Sexualhormone. Das männliche Hormon Testosteron hilft dem Fett, sich im Körper zu verteilen. Das weibliche Hormon Östrogen hingegen steuert das Fett in Richtung Po und Hüfte. Deshalb haben Männer eher die Statur eines Apfels und Frauen die einer Birne. Doch Achtung: Menschen mit Idealfigur sollten sich nicht in Sicherheit wiegen. Dünn sein bedeutet nicht automatisch, dass man kein Fettproblem hat. Sogar Models mit Idealmaßen können ordentlich fett sein. Man kann wirklich dünn aussehen, einen normalen Body-Mass-Index unter 25 haben - und trotzdem sieben Liter Fett mit sich herumtragen. Die Ursachen vermutet Internist und Endokrinologe Matthias Blüher vom Uniklinikum Leipzig in der Genetik. Der Vorwurf: "Wer dick ist, ist undiszipliniert und verfressen und selber schuld an seinen Pfunden“, stimmt also nur zum Teil. Wie das Fett sich im Körper verteilt, ist zu rund 50 Prozent genetisch bestimmt.

Doch wie erkennt man gefährliches Bauchfett? Ein Blick auf die Körpermitte könnte helfen, festzustellen, ob man trotz lupenreinem BMI zur gefährdeten Klientel gehört. Bei Frauen ist ideal, wenn die Taille schmäler ist als die Hüfte, bei Männern sollten Hüfte und Taille den gleichen Umfang haben.

Anzeichen für viszerales Fett

"Der typische Bierbauch mit viszeralem Fett wölbt sich prall wie ein Fußball und hängt wenig“, sagt Blüher. "Wenn man mit dem Finger reinpiekst und der Bauch prall-elastisch wirkt oder man zwischen Daumen und Zeigefinger keine Hautfalte zu fassen bekommt, ist das ein Indiz für viszerales Fett.“ Erste Hinweise gibt auch das Maßband, sagt Johannes Huber. Bei Frauen sollte der Bauchumfang nicht mehr als 90 Zentimeter ausmachen. Männer dürfen den Gürtel etwas lockerer schnallen, sollten aber 100 Zentimeter nicht überschreiten. Das Problem bei der Messmethode: Das unter der Haut befindliche Fett lässt sich nicht immer von dem der Bauchhöhle unterscheiden.

Die sicherste Methode ist eine Untersuchung mittels Kernspintomografie oder Computertomografie. Sie eignet sich bei dünnen Menschen. Das viszerale Fett sollte nicht mehr als drei Liter ausmachen. Alles, was darüber ist, belastet den Körper.

Bauchfettzellen funktionieren anders

Gerade weil die Bauchfettzellen anders funktionieren als das Fett gleich unter der Haut, muss man beim Abspecken bestimmte Regeln einhalten. Bauchhöhlenfett einfach abzusaugen bringt nichts. Nur das Fett unter der Haut kann operativ entfernt werden. Leider kann man Bauchfett auch nicht mit hartem, schweißtreibendem Bauchtraining wie Sit-ups wegtrainieren, wie sehr oft angenommen wird. Auch Diäten helfen nicht. Diese führen in erster Linie zu einem Verlust von Wasser und Muskelmasse.

Wer die gefährlichen Depots zum Schmelzen bringen will, muss als Allererstes die Ernährung umstellen. Viszerales Fettgewebe reagiert empfindlicher auf veränderte Essgewohnheiten als das Unterhautfett, sagt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung. Wichtig ist: weniger Fett und viel Gemüse, Nüsse und Pflanzenöle zu sich nehmen. Zweitens: regelmäßig Bewegung machen. Beim Sport müssen keine Höchstleistungen vollbracht werden. Nordic Walking, Radfahren oder Wassergymnastik bringen Hobbysportler nicht völlig aus der Puste, kurbeln aber den Stoffwechsel an und trainieren die Muskulatur.

Das können Sie tun

  1. Risiko-Check: Messen Sie Ihren Bauchumfang mittels Messband oder Röntgen.
  2. Speiseplan: Streichen Sie kalorienreiche, nährstoffarme Lebensmittel.
  3. Mahlzeiten: Essen Sie mehrere kleine Speisen über den Tag verteilt.
  4. Ausdauertraining: Fahrrad fahren, laufen oder schwimmen hilft am besten.
  5. Ausreichend Ruhe: Sie sollten mindestens sechs Stunden pro Nacht schlafen.

Kommentare

Was soll das Bild mit dem Apfel? Im Apfel ist kein Fett. Sehr irreführend.

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