13 Menschen mussten wegen
defektem Heizkessel sterben

NGO: Zulieferbetriebe von europäischen Firmen "bleiben Todesfallen für Arbeiter"

Und wieder sind in einer Textilfabrik in Bangladesch mehrere Menschen aufgrund von fatalen Sicherheitsmängeln gestorben. Der bereits 15 Jahre alte Boiler war laut örtlichen Behörden trotz eines Defekts nicht ausgetauscht worden und ist letztendlich explodiert. 13 Menschen mussten dafür mit dem Leben bezahlen.

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Bangladesch - 13 Menschen mussten wegen
defektem Heizkessel sterben

Laut der NGO Clean Clothes Kampagne (CCK) sind die Sicherheitsmängel in den Textilfabriken in Bangladesch immer noch gravierend, wie die Organisation in einer Aussendung mitteilt. Nach Recherchen von CCK produzierten die Arbeiter von Multifabs Bekleidung unter anderem für namhafte europäische Unternehmen wie Aldi Süd (Hofer), Lindex und Takko. Die NGO fordert daher mehr Sicherheit für die Arbeiter in Bangladesch.

100.000 Sicherheitsmängel in 1.600 Fabriken

"Der Einsturz des Rana Plaza-Fabrikgebäudes 2013 mit über 1.100 Toten zeigte auf fatale Weise die Sicherheitsmängel von Textilfabriken in Bangladesch", sagte Gertrude Klaffenböck von der "Clean Clothes Kampagne". Als Reaktion auf die Tragödie von Rana Plaza unterzeichneten damals über 200 europäische und US-amerikanische Bekleidungsunternehmen ein Abkommen (Accord on Fire and Building Safety in Bangladesh), um Sicherheitsmängel in Zuliefer-Fabriken in Bangladesch systematisch zu beheben. In den letzten vier Jahren seien rund 100.000 Sicherheitsmängel in 1.600 Fabriken festgestellt, wie CCK berichtet. 77 Prozent der gemeldeten Mängel seien bis dato behoben worden.

Auch die dieses Mal betroffene Fabrik Multifabs wurde 2014 und 2015 auf Mängel untersucht. Die Überprüfung von Boilern sei jedoch laut Experten nicht Teil der Sicherheitsinspektionen gewesen, "obwohl NGOs wiederholt auf diese Lücke aufmerksam gemacht haben."

Schuldige gesucht

Das Sicherheitsabkommens für Bangladesch wurde mittlerweile bis 2021 verlängert. Der NGO ist es vor allem ein Anliegen, dass die Überprüfung auf weitere Gefahrenquellen ausgedehnt wird. Dazu zählen neben Boilern auch Stromgeneratoren, Gasleitungen und Lastenaufzüge.
Wegen des Vorfalls seien gegen etwa zehn Verdächtige Ermittlungen eingeleitet worden, sagte ein Polizeisprecher am Mittwoch. Laut Medieninformationen sollen drei Personen angeklagt sein, die bei der Explosion des Boilers selbst ums Leben gekommen sind. "Die bangladeschische Menschenrechtsorganisation "Ain O Shalish Kendra" berichtet, dass ArbeiterInnen das Management über den defekten Boiler informiert haben, das Management diese Warnung ignoriert habe und die ArbeiterInnen aufgefordert habe weiterzuarbeiten", teilt die CCK mit. Den Verstorbenen die Schuld zu zuschieben sei der falsche Weg, mahnt Klaffenböck.

Die Textilindustrie ist ein wichtiges Standbein der Wirtschaft in Bangladesch. In vielen Fabriken des südasiatischen Landes ereignen sich wegen mangelnder Sicherheitsbedingungen immer wieder Arbeitsunfälle - nur wenige hundert der insgesamt 4.500 Textilfabriken des Landes gelten als sicher.