Die älteste Frau
Österreichs ist verstorben

Vor zwei Wochen feierte sie ihren 111. Geburtstag. Nun ist Frau Anna Medwenitsch verstorben.

von Anna Medwenitsch - Die älteste Frau
Österreichs ist verstorben © Bild: Shutterstock

Anna Medwenitsch aus Hof/Leithaberge ist am Ostersonntag in Marienheim in Bruck verstorben. Das berichtet die "NÖN". Vor zwei Wochen feierte die Niederösterreicherin noch ihren 111. Geburtstag.

News berichtete in Ausgabe Nr. 12/2018 über den Geburtstag und das Leben von Frau Medwenitsch.

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Über ein Jahrhundert

Vor zwei Wochen feierte Anna Medwenitsch ihren 111. Geburtstag. Die älteste Frau Österreichs.

Die belegten Brötchen sind liebevoll angerichtet: ein paar mit Edamer, ein paar mit Salami und ein paar -eigens für Anna -ohne Rinde. "Frau Medwenitsch, Sie werden heute 111 Jahre alt", schreit Ulrike Lenthe in das fast taube Ohr der Greisin. Diese schluckt, dreht sich zu ihr hin und krächzt zurück: "Das weiß ich selber!" Immer wieder überrascht die alte Dame mit ihrer Schlagfertigkeit -auch Heimleiterin Lenthe. Dabei betreut sie Anna bereits seit ihrem 106. Geburtstag. Doch was sind schon fünf Jahre im Leben von Anna Medwenitsch?

Ein Leben für die anderen

Erst ein Blick auf die Weltgeschichte macht deutlich, wie weit 111 Jahre tatsächlich zurückliegen. 1907 in Hof am Leithaberge geboren, zieht sich Annas Leben wie ein roter Faden durch ein Jahrhundert, das von technischen, politischen und kulturellen Umwälzungen geprägt ist.

Vor dem Hintergrund der ersten Farbfotografie, dem Untergang der Titanic und der Entdeckung von Penicillin bis hin zum Ersten Weltkrieg verläuft Annas Kindheit in ärmlichen, ländlichen Verhältnissen. Ihre Jugend opfert sie der Pflege ihrer Großeltern, später ihrer Schwiegereltern und schließlich ihres Mannes, Martin, der mehrere Schlaganfälle erleidet. Ihr erstes Kind stirbt mit nur elf Monaten, ihr zweites, Marianne, mit 56 Jahren - viel zu früh. Enkelin Maria kann aus dem Leben ihrer Großmutter berichten: "Sie über ein Jahrhundert immer für die anderen da", sagt sie, "jetzt bin ich selbstverständlich auch für sie da."

Das Geheimnis ihres Alters

Bis zu ihrem 106. Lebensjahr hat Anna Medwenitsch zu Hause gelebt. Das habe ihr immer viel Halt gegeben, erzählt Maria. Außerdem hatte Anna immer eine Aufgabe und ihr Leben lang gearbeitet, was nicht nur für ihre körperliche, sondern auch für ihre geistige Fitness wichtig war. Bis zuletzt hat sie das Blumenbeet und den Gemüsegarten in Hof gehegt.

Nach einem Oberschenkelbruch kam sie zum ersten Mal ins Krankenhaus und im Anschluss ins Marienheim. Die Leiterin des Altenheims ist sich sicher, dass Annas langes Leben mit ihrer Einstellung zu tun hat: "Sie ist ein sehr positiver Mensch, sie ist sehr gläubig und reflektiert viel." Vor allem aber beeindruckt ihr Humor -"Hundert will ich nicht werden, da werden die Leute hässlich" ist nur einer ihrer Sprüche.

Durch die vielen Schicksalsschläge und das enthaltsame Leben sei sie sehr bescheiden und genügsam, nie unzufrieden oder gar deprimiert. "Sie hat eine unglaublich stabile Psyche", sagt Lenthe, "sie ist weder verwirrt oder dement noch hat sie Alzheimer. Sie weiß genau, was sie will." Ihr Körper sei wesentlich schwächer als ihr Geist. Dennoch hat sie keine Schmerzen und muss keinerlei Medikamente einnehmen. "Ich habe den Eindruck, sie schätzt ihr Leben als Alte", sagt Lenthe, "jetzt kann sie sich auch endlich einmal zurücklehnen und sich verwöhnen lassen."

Dieser Artikel erschien im News Nr. 12/2018 vom 23.03.2018