Schamanismus im Krankenhaus - wie sinnvoll ist diese Ergänzung?

Viele Österreicher vertrauen alternativen Heilmethoden. Wie sinnvoll ist es, dass Ärzte von Schamanen unterstützt werden? Und wo liegen die Gefahren? Ein mystischer Erklärungsversuch.

von Alternative Heilmethoden - Schamanismus im Krankenhaus - wie sinnvoll ist diese Ergänzung? © Bild: shutterstock

Jeder dritte Erwachsene in Österreich hat schon Erfahrung mit Schamanen, Kartenlegern, Wahrsagern oder Geistheilern gemacht. Den Markt bedienen hierzulande mehr als 15.000 sogenannte Energetiker. Doch wo liegen die Grenzen zwischen sinnvollen Behandlungen und Abzocke? Welches Potenzial besitzt Schamanismus? Und wie sinnvoll ist es, dass Ärzte von Schamanen unterstützt werden? Die initiierte Schamanin Andrea Kalff gibt im Interview mit news.at Einblicke in die alte Lehre und ihr persönliches Wirken.

Was ist Schamanismus?
Der Schamanismus ist die Verbindung zur anderen Welt – der Anderswelt, auch unsichtbare Welt genannt. Der Schamane war immer derjenige, der in den Dorfgemeinschaften zu Rat gezogen wurde. Egal ob als Medizinmann, als Hebamme oder für Lebensfragen.

Wo kann die Verbindung zwischen Ärzten und Schamanen geknüpft werden?
Ein Schamane kann ohne Worte wahrnehmen. Ich sehe zum Beispiel sofort, wenn eine Frau unfruchtbar ist. In Bali oder Brasilien ist es ganz normal, dass man zuerst einen Schamanen aufsucht und erst danach einen Mediziner. In Mexiko beinhaltet die Hebammenausbildung auch Schamanismus. Es geht darum, die Intuition zu verbessern. Ein Schamane schaut sich nicht nur die einzelne Person an, sondern immer das komplette Familiensystem. Er nutzt seine Fähigkeit in Trance zu gehen, um Kontakt zu seinen Geisthelfern aufzunehmen und Informationen einzuholen, die er für die Behandlung eines Klienten benötigt. Ein Schamane ist das Werkzeug zur Verbindung zur geistigen Welt. Leider ist das in der westlichen Kultur in Vergessenheit geraten.

© Andrea Kalff/beigestellt

Was erwarten Menschen, die zu einem Schamanen gehen?
Menschen, die mich aufsuchen, sind meistens austherapiert. "Mir kann keiner mehr weiterhelfen", heißt es dann. Aber es kommen auch Immobilienmakler zu mir, die bei mir Hilfe suchen, weil sie ein Grundstück nicht verkaufen können.

Wie kann ein Schamane dabei helfen, ein Grundstück zu verkaufen?
Jeder Ort hat sein eigenes Kraftpotential. Es gibt Geister und Schutzgeister. Der Schamane ist die Hauptverbindung zwischen Pflanze, Menschen und Tier.

Klingt sehr esoterisch. Wie konkret können Sie nun beim Grundstücksverkauf helfen?
Das hat mit Esoterik nichts zu tun. Ich nenne Ihnen ein Beispiel: Es gab ein exklusives Grundstück in Millionenhöhe am Chiemsee. Die Lage stimmte, alles war perfekt. Doch keiner der Immobilienmakler in der Gegend konnte es verkaufen. Dann wurde ich um Rat gebeten. Ich besuchte das Grundstück und spürte, dass sich dort vor 60 Jahren jemand erhängt hatte. Niemand wusste das, aber eine Recherche brachte zu Tage, dass meine Übermittlung durch meine Spirits aus der geistigen Welt stimmte. Ich führte am Grundstück ein Ritual aus. Innerhalb von drei Wochen wurde es für den doppelten Preis verkauft.

Spüren Sie auch, wenn jemand sterben wird?
Ja, einmal kam eine Frau zu mir und ich wusste sofort, dass sie nur noch zwei Wochen zu leben hatte. Zumindest konnte sie diese Zeit noch nutzen. Schamanen suchen nach Wegen, wie sie die Befindlichkeiten der Menschen auf natürliche Art und Weise verbessern können. Es ist, als ob der Mensch lange Zeit in einer Einbahnstraße fährt. Dann kann ihm nur ein Umkehren oder Umdenken eine neue Chance schenken, sich seelisch weiterzuentwickeln und die Lebensqualität zu verbessern.

Können Sie uns ein Beispiel nennen?
Es gibt einen deutschen Schauspieler. Er hatte seinen Geruchssinn verloren, durch eines meiner Rituale konnte er wieder riechen.

Wie funktioniert dieses Ritual?
Bei ihm gelang es durch Handauflegen und Amulette. Es gibt viele schamanische Techniken, über die ein Schamane aber in der Regel nichts preisgibt.

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Wie wird man eigentlich Schamane?
Es gibt keinen Workshop, in dem man Schamane werden kann. Niemand wird freiwillig Schamane. Es ist eine Berufung. Oft zeigt sich dieser Ruf in Krankheiten, Visionen oder Träumen. Manchmal weisen zukünftige Schamanen bereits bei der Geburt besondere Merkmale auf oder erben die Aufgabe.

Inwiefern lässt sich Schamanismus mit Schulmedizin verbinden?
Ich arbeite mit vielen Ärzten zusammen und fungiere immer als Vermittler. Zwischen Eltern und Kind. Oder Klient und Arzt. Es geht um Verbindung zwischen den Menschen. Ich werde etwa gefragt, ob die Therapie stimmt. Oder warum die Medizin nicht greift. Man braucht Körper, Geist und Seele, um zu gesunden. Der Schamane aktiviert die Selbstheilungskräfte. Manchmal geht es auch nur darum, die Situation so anzunehmen, wie sie ist. In der Krebsstation des St. Anna Kinderspitals habe ich Eltern bei den Arztgesprächen begleitet. Vor allem die Diplompsychologie zieht mich gerne hinzu.

Wie lernen Schamanen ihre eigenen Grenzen richtig einzuschätzen?
Uns sind zwar keine Grenzen gesetzt, wir wenden aber keine schwarze Magie an. Denn würden wir diese nutzen, würde dies aus der Anderswelt auf uns zurück fallen. Wenn ich zum Beispiel weiß, dass ich nicht helfen kann, sage ich das auch. Bei extremen Fällen, wie Krebspatienten oder Menschen mit schweren psychischen Störungen, habe ich ohnehin immer einen Arzt dabei. Es gibt auch kranke Menschen, die zu mir kommen und noch nicht wissen, dass sie krank sind. Die schicke ich zum Arzt. Ich sage ihnen nicht, dass ich schon sehe, dass sie krank sind.

Was würden Sie in der westlichen Krankenversorgung reformieren?
Ich wünsche den Verantwortlichen in der Krankenbetreuung die Kraft und den Mut, den Menschen wieder als Ganzes wahrzunehmen. Denn wer Körper, Geist und Seele als Einheit sieht, kann den Patienten in seiner Ganzheitlichkeit betreuen, wobei Gespräche ohne Zeitdruck sehr wichtig sind - was leider in größeren Spitälern kaum gegeben ist. Ein Ziel wäre, die klassische Schulmedizin mit alternativen Methoden zu kombinieren. Das Gemeinsame steht im Vordergrund, es ist möglich, voneinander und miteinander zu lernen.

Woran erkennt man einen echten Schamanen?
Ganz simpel. Sie erzählen ihm nichts. Ein Schamane erkennt Krankheiten, einen Selbstmord oder Trennungen in der Familie. Dafür braucht er sie nur ansehen, er muss keine Ritualgegenstände mit sich tragen. Eine Kundin hatte zum Beispiel eine Abtreibung machen lassen. Darüber hat sie mit niemandem gesprochen. Ich sah sie an und wusste es sofort. Der Schamane geht immer ans Unterbewusstsein, die Themen, die für die meisten Menschen nicht greifbar sind.

Besteht die Gefahr, dass leichtgläubige Menschen an "falsche Gurus" geraten?
Ja, diese Gefahr besteht. Aber ich sage immer: "Hänge deinen Verstand nicht in der Garderobe auf" – und das gilt nicht nur dann, wenn man einen Schamanen aufsucht.

Zur Person - Andrea KalffGeboren und aufgewachsen ist Andrea Kalff im Chiemgau. Bis zu ihrem 32. Lebensjahr war sie weit entfernt von ihrem spirituellen Weg. Die fünffache Mutter erhielt im Jahr 2006 die Diagnose Krebs - ein Wendepunkt in ihrem Leben. Bei einem Schamanenkongress am Mondsee im Salzburger Land wurde sie schließlich von der südkoreanische Schamanin Kim Keum Hwa entdeckt. Damit änderte sich ihr Leben schlagartig. Sie wurde noch im selben Jahr als erste Europäerin in den koreanischen Schamanismus initiiert. Heute reist Andrea Kalff vorwiegend in Europa, Korea, Mexiko und in Hawaii, um Menschen in schwierigen Lebenssituationen, psychischen wie physischen Krankheiten zu helfen. Dabei arbeitet sie mit den verschiedensten Ärzten, Psychologen und Therapeuten zusammen.

© Andrea Kalff/beigestellt Schamanin Andrea Kalff mit ihrem Partner Felix Korherr

Veranstaltungstipp

Andrea Kalff stellt im 2-Tages-Workshop ihre Arbeit in Wien vor. Dabei widmet Sie sich den Fragen zum Schamanismus. Und wie ihre Verbindung zur anderen Welt die Arbeit von Ärzten und Therapeuten unterstützen kann.

Workshop-Termine:
Samstag: 11. Mai 2019 10.00 - 16.00 Uhr
Sonntag: 12. Mai 2019 10.00 - 16.00 Uhr

Buchtipp

Andrea Kalff - mehr als eine Schamanin: Ein Leben außerhalb der Norm*

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