Aktiv gegen den Klimawandel: So besiegen Sie den "Umweltschweinehund"

Wie wir unseren "Umweltschweinehund" überwinden und klimafreundlicher leben können, erklärt Umweltpsychologin Isabella Uhl-Hädicke.

von Umwelt - Aktiv gegen den Klimawandel: So besiegen Sie den "Umweltschweinehund" © Bild: Anadolu Agency/Getty Images

Heftige Stürme und 20 Grad Plus mitten im Februar, schmelzende Gletscher, Dürren und steigende Meeresspiegel: Der Auswirkungen des Klimawandels sind mittlerweile auf der gesamten Welt spürbar.

Die Ursache dafür ist bekannt. Eine maßgebliche Rolle spielen die vom Menschen verursachten Treibhausgase, allen voran Kohlendioxid und Methan.

Isabella Uhl-Hädicke ist Klimapsychologin an der Universität Salzburg. Seit vielen Jahren beschäftigt sie sich damit, wie die Natur auf den Menschen wirkt und wie der Mensch auf die Natur. "Um dem Klimawandel entgegenzuwirken, bräuchte es Handlungen sowohl von Einzelpersonen als auch von Politik, Wirtschaft und Industrie", sagt Uhl-Hädicke, deren Arbeitsschwerpunkt auf der Förderung von umweltfreundlichen Verhaltensweisen liegt. Doch allzu oft stehe der "Umweltschweinehund" im Weg.

"Warum machen wir es nicht einfach?"*, fragt Umweltpsychologin Isabella Uhl-Hädicke in ihrem Buch und liefert gleich Antworten und Tipps für ein klimafreundlicheres Leben.

Wir wissen zwar, dass ein Flug extrem klimaschädlich ist, nehmen aber dennoch den Billigflieger, um ein Wochenende im Warmen zu verbringen. Strecken, die per Fahrrad oder zu Fuß machbar wären, sind im Auto bequemer absolvierbar. Und auch bei der Ernährung landet viel zu oft Fleisch auf dem Teller, weil es uns einfach schmeckt.

Persönliche Prioritäten

"Wer zum Klimaschutz beitragen möchte, der muss sich zuerst bewusst machen, in welchen Bereichen er am meisten CO2 verursacht", so die Wissenschaftlerin. Danach sollte man sich überlegen, welche dieser Bereiche einen wie großen Stellenwert im eigenen Leben einnehmen. So kann ermittelt werden, was davon man leichter verändern kann und welche Bereiche persönlich wirklich wichtig sind.

Denn um sein Verhalten langfristig zu ändern, sei es entscheidend, "sich nicht selbst zu geißeln, da man sonst schnell demotiviert ist und wieder aufgibt. Das wäre, wie wenn jemand, der keinen Sport betreibt, plötzlich sechs Mal pro Woche trainiert. Das wird niemand lange durchhalten."

Gleichzeitig warnt die Psychologin aber davor, in die Ausredenfalle zu tappen und sich ständig vorzugaukeln, warum man seine Gewohnheiten gerade jetzt nicht ändern kann.

12,5 Kilogramm CO2 bindet eine Buche in einem Jahr. Zum Vergleich: Bei einem Flug von Wien nach New York werden pro Person 1,5 Tonnen CO2 ausgestoßen.

Das bedeutet: Ist jemandem etwa Reisen wichtig, wird er diese Leidenschaft nicht einfach aufgeben. Ein erster Schritt ist es in diesem Fall, das CO2 für die Flugreisen zu kompensieren. Eine andere Möglichkeit wäre, den nächsten Urlaubsort so zu wählen, dass er per Zug erreichbar ist. "Ebenso ist die Politik gefordert, dafür zu sorgen, dass ein Bahnticket nicht ein Vielfaches eines Fluges kostet", sagt Wissenschaftlerin Uhl-Hädicke. "Es braucht politische Rahmenbedingungen, die Signalwirkung haben."

Entscheidend zum Erfolg der Umstellung der Lebensgewohnheiten trägt das soziale Umfeld bei. "Jemanden wegen seiner Lebensweise zu kritisieren, bringt meistens wenig", warnt die Umweltpsychologin. "Denn die kritisierte Person nimmt dann eine Verteidigungshaltung ein." Besser sei es, Vorbild zu sein. Dabei würden oft Kleinigkeiten etwas bewirken: "Wenn ich mit dem Rad zur Arbeit fahre, kann ich den Fahrradhelm gut sichtbar auf meinen Tisch legen", empfiehlt Uhl-Hädicke. "Diesen nehmen meine Kolleginnen und Kollegen dann wahr." Das wiederum kann zu einem Umdenken führen.

Motivation durch Gleichgesinnte

In der Umstellungsphase ist zusätzliche Motivation von außen förderlich, etwa Podcasts, Zeitschriften oder eine Gruppe in den sozialen Medien, in der Ideen ausgetauscht werden. "So bekomme ich das Gefühl, nicht alleine dazustehen", erklärt Uhl-Hädicke. Und dann ist noch etwas Geduld erforderlich: "Es wird mir nicht alles von heute auf morgen perfekt gelingen", so die Umweltpsychologin. Entscheidend ist aber, sich auf dem persönlichen Weg zu einem klimafreundlicheren Leben nicht entmutigen zu lassen.

Dieser Beitrag erschien ursprünglich im News 08/2022.

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