18 Tote und 30 Verletzte bei Reisebusunfall

Auffahrunfall mit Sattelzug auf A9 in Bayern

Bei einem Reisebusunfall auf der Autobahn 9 in Oberfranken sind nach Erkenntnissen der Polizei 18 Menschen ums Leben gekommen. 30 der 48 Insassen seien verletzt worden - einige von ihnen schwer, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft am Montag mit. "Die verbleibenden Personen dürften wohl in dem brennenden Reisebus ums Leben gekommen sein", hieß es in einer Mitteilung.

von Bayern - 18 Tote und 30 Verletzte bei Reisebusunfall © Bild: (c) Copyright NEWS5 Syndication UG

Bei den Businsassen habe es sich um eine Seniorengruppe aus Sachsen gehandelt. Ihr Fahrzeug war um kurz nach 7.00 Uhr nahe Münchberg im Landkreis Hof bei sich stauendem Verkehr auf einen Sattelzug geprallt und in Flammen aufgegangen. Übrig blieb nur ein verkohltes Wrack. In dem Bus saßen 46 Fahrgäste und zwei Fahrer. Die Verletzten würden im Krankenhaus zusätzlich von Seelsorgern betreut.

Zur Bergung und Identifizierung der Leichen wurden Spezialisten der Rechtsmedizin und des deutschen Bundeskriminalamts angefordert. Bisher konnten elf Leichen geborgen werden. Wegen der großen Hitze bei dem Feuer befinde sich nichts Brennbares mehr in dem Buswrack. Entsprechend schwierig sei die Suche nach den sterblichen Überresten. Von den 30 Verletzten befanden sich noch zwei in Lebensgefahr. Dobrindt sagte, es sei noch völlig unklar, wieso der Bus so schnell völlig ausbrennen konnte. Ein Sachverständiger sollte die Ursache des Unglücks untersuchen. Etwa 200 Kräfte von Rettungsdiensten, Feuerwehr, Technischem Hilfswerk und Polizei waren im Einsatz, außerdem mehrere Rettungshubschrauber. Sie kreisten am Vormittag über der Unfallstelle zwischen den Anschlussstellen Münchberg-Süd und Gefrees.

Löscheinrichtung hätte kaum geholfen

Eine automatische Löscheinrichtung hätte beim Busunfall in Oberfranken aus Expertensicht die Katastrophe kaum verhindern können. "Selbst eine moderne Löscheinrichtung im Bus löscht im Motorraum, im Zweifelsfall auch noch im Gepäckraum und auch noch in der Bustoilette, darf aber nicht im Innenraum löschen", so Johannes Hübner, Sicherheitsexperte vom RDA Internationalen Bustouristik Verband in Köln.
Im Armaturenbrett eines Busses sei die Elektrik des Fahrzeugs zusammengefasst sei, dort könnte es zu einem Kurzschluss gekommen sein, erläuterte Hübner. Auch wenn die Materialien in einem Bus feuerhemmend seien, breite sich der Brand schnell aus, wenn er nicht sofort gelöscht werde. "Die Beeinträchtigung ist nämlich vor allem der Rauch, der in den Innenraum dringt", sagte Hübner.

Wenn der Fahrer nicht mehr in der Lage war, die hintere Tür zu öffnen, könne das einer der Gäste gemacht haben. Meist würden aber Fenster eingeschlagen - doch tue man dies, ziehe der Rauch noch schneller durch den Bus. "Mit anderen Worten: Die Situation ist sehr schnell außer Kontrolle", sagte der Sicherheitsbeauftragte.

Generell seien die deutschen Busunternehmen vorbildlich bei der Einhaltung europaweit einheitlicher Sicherheitsstandards. Zwar seien Abstandswarner und Notbremsassistenten noch nicht in Serie eingebaut. Aber Busse müssten alle sechs Monate zu einer Zwischenuntersuchung und jährlich zum TÜV. Busfahrer könnten wegen auch technischer Kontrollsysteme keine Lenk- und Ruhezeiten mehr überschreiten. Zudem gebe es ein von der EU vorgeschriebenes Nachschulungsprogramm, wobei Fahrer alle fünf Jahre den Führerschein aktualisieren lassen müssen.

Politiker zeigten sich betroffen

Der deutsche Verkehrsminister Alexander Dobrindt und Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (beide CSU) machten sich auf den Weg zur Unfallstelle. Sie wollten sich ein Bild von der Lage machen und mit den Einsatzkräften sprechen. Der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Kanzlerin Angela Merkel zeigten sich betroffen und sprachen den Verletzten und den Angehörigen der Opfer ihr Mitgefühl aus.

Innenminister Herrmann ein "völlig unverantwortliches Verhalten" mancher Autofahrer im Stau beklagt. Sie hätten es damit den Rettern erschwert, zur Unglücksstelle zu kommen, sagte Herrmann am Montag am Ort des Unglücks nahe Münchberg in Oberfranken.

Nach einem Unfall sei "sofort eine Rettungsgasse zu bilden - und zwar so, dass ein Lkw durchkommen kann", sagte Herrmann. Er betonte, dass dennoch "so schnell wie irgendmöglich Hilfe geleistet" worden sei.

Zehn Minuten nach der Alarmierung seien die Rettungskräfte am Ort des Geschehens gewesen - doch da sei die Hitze des Feuers bereits so groß gewesen, dass kein Feuerwehrmann mehr an den Bus herantreten konnte. Herrmann sagte, diese Situation, nicht mehr helfen zu können, sei für die allesamt ehrenamtlichen Feuerwehrleute extrem hart gewesen.

A9 gesperrt - lange Staus

Die A9 in Richtung Süden werde wohl den gesamten Tag gesperrt bleiben, hieß es von der Polizei. Es bildeten sich lange Staus. Das Polizeipräsidium Oberfranken rief die Bevölkerung über den Kurznachrichtendienst Twitter dazu auf, die Unfallstelle möglichst weiträumig zu umfahren. Für Angehörige wurde die zentrale Telefonnummer 0800/7766350 geschaltet.

»Beten wir für die Opfer, unsere Gedanken sind bei den Angehörigen«

Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick rief zu Gebeten auf: "Beten wir für die Opfer, unsere Gedanken sind bei den Angehörigen!", schrieb Schick bei Twitter. "Unser tiefes Mitgefühl gilt den Angehörigen der Opfer. Den Verletzten wünschen wir baldige Genesung", teilten Hartmut Ziebs und Alfons Weinzierl mit, die Chefs des deutschen und des bayerischen Feuerwehrverbandes. Ihre Gedanken seien zudem bei den Feuerwehrleuten, die diesen schweren Einsatz bewältigen müssten.

Gruppenreisen mit tragischem Ende

18. JUNI 2007
Auf der Autobahn 14 in Sachsen-Anhalt kommen 13 Mitglieder einer Seniorenreisegruppe ums Leben, als ihr Bus eine Böschung hinunterstürzt.

22. JULI 2007
Infolge von Bremsversagen auf einer kurvenreichen Straße in den französischen Alpen stürzt ein Reisebus mit polnischen Pilgern in eine 40 Meter tiefe Schlucht - 26 Insassen sterben.

4. NOVEMBER 2008
Auf dem Rückweg von einer Kaffeefahrt gerät ein Bus nahe Hannover nach einer Verpuffung wegen eines Kurzschlusses in Brand - 20 Passagiere, vorwiegend Pensionisten, sterben.

25. MÄRZ 2009
Etwa 150 Kilometer nordöstlich der russischen Hauptstadt Moskau stößt ein Auto mit einem Bus zusammen - 25 Menschen kommen zu Tode.

24. JULI 2009
Auf einer russischen Autobahn sterben 25 Menschen, als ein mit Benzin befüllter Tanklastwagen mit ihrem Reisebus kollidiert.

22. FEBRUAR 2010
Auf der A21, der Wiener Außenringautobahn, kollidieren vor der Ausfahrt Heiligenkreuz (Bezirk Baden) ein Bus und zwei Lkw - sechs Menschen sterben, 37 werden zum Teil schwer verletzt.

26. SEPTEMBER 2010
Ein polnischer Reisebus rast auf der Autobahn in der Nähe von Berlin gegen einen Brückenpfeiler, nachdem eine Autofahrerin die Kontrolle über ihr Fahrzeug verlor und mit dem Bus kollidierte - zwölf Menschen sterben.

12. OKTOBER 2010
Im ukrainischen Marganez kommen bei der Kollision eines Zugs mit einem Reisebus 45 Menschen ums Leben.

21. DEZEMBER 2011
In der Türkei krachen ein Kleinbus und ein Schwertransporter in der südöstlichen Provinz Diyarbakir aufeinander - 25 Menschen kommen ums Leben.

13. MÄRZ 2012
In einem Autobahntunnel im Schweizer Kanton Wallis kommt ein Bus mit zwei belgischen Schulklassen an Bord von der Spur ab und prallt frontal gegen eine Betonmauer - 28 Insassen sterben, darunter 22 Kinder.

28. JULI 2013
In Süditalien kommen 39 Menschen ums Leben, als ihr Reisebus auf einer Brückenstraße nahe Avellino mehrere Autos rammt, bevor er etwa 30 Meter in die Tiefe stürzt.

23. JÄNNER 2014
In der türkischen Provinz Kayseri kommt ein Reisebus von der Autobahn ab - 21 Menschen sterben.

19. JULI 2014
Nach einem Auffahrunfall auf der Autobahn nahe Dresden verliert der Fahrer eines polnischen Reisebusses die Kontrolle über das Fahrzeug und kollidiert mit einem polnischen Kleinbus - insgesamt elf Menschen kommen ums Leben.

22. JULI 2014
Ein mit Erdgas beladener Tanklastwagen kippt auf der Autobahn nahe Diyarbakir im Südosten der Türkei um und explodiert, dadurch geraten zwei Busse und ein Auto in Brand - 26 Menschen sterben.

23. OKTOBER 2015
43 Menschen kommen bei einem Frontalzusammenstoß zwischen einem Lastwagen und einem Reisebus im Südwesten Frankreichs ums Leben.

21. JÄNNER 2017

Ein Reisebus mit ungarischen Schülern verunglückt auf einer Autobahnabfahrt im norditalienischen Verona - 16 Menschen kommen ums Leben.

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