Fakten
Ich habe es so satt
"Alltag, Terror, Alltag, Terror": "Weltreise"-Kommentar von Christoph Lehermayr
Sind wir nun alle Brüsseler, obwohl wir gerade noch Pariser waren? Haben wir in unserer Hilflosigkeit bereits die französische Fahne auf Facebook durch die belgische ersetzt? Haben Politiker ausreichend ihre Solidarität bekundet und gelobt, den Terror zu besiegen? Schrien die einen schon laut genug, dass genau das rauskäme, wenn Massen an Flüchtlingen ungehindert ins Land kämen? Und brüllten die anderen in gleicher Tonalität zurück, dass all das doch nichts mit dem Islam zu tun hätte? Ganz ehrlich, ich habe das so satt. Die immer gleichen Muster. Die sich ständig wiederholenden Gesten. Wie fremdbestimmt nimmt es mit jedem Terroranschlag seinen Lauf. Und ist nach zwei Wochen wieder vergessen.
Im November wunderte ich mich über Kommentatoren, die sogleich wussten, warum Frankreich und warum Paris. Es sind dieselben, die uns nun sagen, wieso jetzt Belgien. Ein halb gescheiterter Staat mit Kompetenz-Wirrwarr bei der Polizei trifft auf hoffnungslose Jugendliche aus aufgegebenen Einwanderervierteln – und fertig ist die Analyse der hausgemachten Islamisierung.
So einfach und doch nur die halbe Wahrheit. Es ist kein belgisches, kein französisches, sondern längst ein globales Problem. Und daher höchste Zeit für ein paar unbequeme Feststellungen. Wer Islam nicht von Islamismus unterscheiden kann, macht sich zum Handlanger der Terroristen und erledigt deren Feinarbeit. 1,6 Milliarden Gläubige unter Generalverdacht zu stellen, schürt Hass, Misstrauen und stürzt uns in einen Krieg der Zivilisationen, dessen Verlierer wir alle wären.